# taz.de -- Umgang mit schlechen Nachrichten: Kein Bock auf Politgeballer | |
> Wie lebt es sich als Nachrichten-Vermeider? Nicht so gut, wenn man gerade | |
> in der Schlange eines veganen Imbisses in eine Diskussion verwickelt | |
> wird. | |
Bild: Erschöpfung statt Krisenbewältigung, wer kennt das nicht? Da ist Nachri… | |
Jetzt hat die SPD …“, beginnt eine Frau im veganen Imbiss in der Schlange. | |
„Stopp, nein, bitte nicht!“, ruft der junge Typ hinter ihr, „ich will nix | |
hören, ich bin [1][Nachrichten-Vermeider]!“ | |
„Du bist was?“ | |
„Nachrichten-Vermeider, ich zieh’ das durch!“ | |
„Ist das was quasi Religiöses, ein modernes Dogma?“, fragt eine Frau. | |
„Du willst echt gar nicht wissen, was passiert?“, fragt ihr Mann. | |
„Nein, ich will die Kontrolle über meine Gefühle behalten.“ | |
„Durch das Ausblenden von Informationen?“ | |
„Was heißt Ausblenden? Ich will gar nicht erst, dass da was eingeblendet | |
wird in mein Hirnareal.“ | |
„Aber du kannst ja deshalb nicht anderen den Mund verbieten!“ | |
„Und was, wenn eine Atombombe auf uns rauf plumpst, und du weißt gar nicht | |
warum?!“ | |
„Was spielt das dann noch für eine Rolle?!“, ruft jemand von hinten. | |
„Ja, echt, das ist ja nun echt oberwurst, ob man weiß, warum man verglüht�… | |
sagt der Typ hinterm Tresen. „Wüsste man ja ohnehin, dass das auf Putins | |
Mist gewachsen wäre.“ | |
Der Nachrichten-Vermeider hält sich die Ohren zu: „Nein, nein, bitte Stopp, | |
nicht dieser Name!“ | |
„Findest du deine Strategie nicht ein bisschen zu zwanghaft und | |
egozentrisch im Detail, wäre da nicht vielleicht [2][Marihuana] die bessere | |
Lösung?“ | |
„Nee, ich brauch nachhaltig psychische Balance gegen das Politgeballer, und | |
immer soll man klicken, selbst analog, alle sagen was, damit jemand | |
immediat darauf anspringt!“ | |
„Stimmt, [3][der Name Putin] knipst das Adrenalin voll an!“, sagt ein Typ. | |
„Trump!“ | |
„Stopp, bitte Stopp!“ | |
„Weißt du denn überhaupt, dass [4][Trump wiedergewählt] wurde?“, fragt e… | |
Frau besorgt. | |
„Jetzt schon!“, ruft der Nachrichten-Vermeider und ihm läuft eine Träne | |
übers Gesicht. | |
„Politik ist überall, alles, was man tut, ist irgendwie politisch, das kann | |
man gar nicht vermeiden.“ | |
„Genau, und was machst du denn überhaupt in einem veganen Imbiss, wenn du | |
Politisches kategorisch ausschließt?“ | |
„In meinem vorigen Leben war ich sehr aktiv, in allem bis hin zum | |
Tierschutz, aber ich konnte nicht mehr, ich war überinformiert und dabei | |
völlig leer.“ | |
„Ungerechtigkeit kann einen schon innen rum aushöhlen.“ | |
„Aber würden alle Leute Nachrichten vermeiden, was wäre das dann für eine | |
Welt?“ | |
„Da wüsste man ja auch gar nicht, wen man wählen soll.“ | |
„Weiß ich so auch nicht!“ | |
„Ich guck morgens direkt Nachrichten im Telefon, weil ich hoffe, dass was | |
Gutes dabei ist!“ | |
„Und war heut’ früh was Gutes dabei?“ | |
„Nee.“ | |
„Das interessiert ja auch niemanden.“ | |
„Die Zeitungen müssen sehn, wo sie bleiben.“ | |
„Mit Happy News lässt sich nicht gut kneten.“ | |
„Menschen haben Bock auf schlechte Nachrichten?“ | |
„Die wollen eben vorbereitet sein.“ | |
„Auf was?“ | |
„Den [5][Weltuntergang]?“ | |
Der Nachrichten-Vermeider sagt: „Ich wollte die Welt retten, hab Petition | |
um Petition rausgehauen, Politikern geschrieben, Kommentar um Kommentar, | |
bin immer sachlich und geduldig geblieben, hab mit Nazis diskutiert, hab | |
Ignoranten zum Wählen überredet, mir die Füße wund demonstriert, eine | |
Partei gegründet …“ | |
„Und was ist dann passiert?“ | |
„Nichts.“ | |
23 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jasmin Ramadan | |
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