| # taz.de -- Humor und Endorphinhorrorcocktails: Die Welt ist voll Sonnenschein | |
| > Freund oder Feind? Ein fiktives Gespräch über den Rassismus der | |
| > Nachkriegszeit, den Gipfel des kapitalistischen Humors und Donald Trump. | |
| Bild: So sehen sie aus, die Gute-Laune-Fundamentalisten | |
| Guter Humor ist nicht immer, wenn man trotzdem lacht“, sagt der Freund und | |
| pult die Granatapfelkerne aus seinem Mittagessen. | |
| „Allerdings fühlt sich vieles derzeit an wie ein gigantisches Trotzdem“, | |
| sagt die Freundin. | |
| „Aber trotzdem zu lachen, ist ja nun was anderes, als trotzdem morgens | |
| aufzustehen“, sagt die andere Freundin und tunkt ein Stück frittierte | |
| Ananas in die Sojasoße. | |
| „Lachen ist immerhin gesund.“ | |
| „Und wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ | |
| „Oder den beißen die Hunde.“ | |
| „Man sollte auf keinen Fall den lachenden Teufel an die Wand malen.“ | |
| „Oder ihn ins Fernsehen lassen.“ | |
| „Dennoch muss man den Feind im Blick behalten.“ | |
| ## Von Gute-Laune-Fundamentalisten | |
| „So oder so: Freund oder Feind, ein bisschen Spaß muss sein!“ | |
| „Aber man kann ja nicht einfach alles weglachen.“ | |
| „Den Rassismus der Nachkriegszeit zum Beispiel!“ | |
| „Roberto Blanco sagte, den habe es nie gegeben.“ | |
| „Weil er Geld verdienen muss.“ | |
| „Schlagerspaß ist der Gipfel kapitalistischen Humors.“ | |
| „Ein Endorphinhorrorcocktail!“ | |
| „Aber bitte mit Sahne.“ | |
| „Schlagerfans sind Gute-Laune-Fundamentalisten.“ | |
| „Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“ | |
| „Über die AfD und all ihre Weirdos könnte man eigentlich auch lachen.“ | |
| „Wenn die Angelegenheit nicht so bitterernst wäre.“ | |
| „Ist es nicht möglich, etwas ernst zu nehmen und trotzdem drüber zu | |
| lachen?“ | |
| „Vielleicht nicht unbedingt schallend.“ | |
| „Aber wie soll man das sonst alles aushalten?“ | |
| ## Lachen und Auslachen | |
| „Lachen ist wahrscheinlich so was wie Dehnen beim Sport.“ | |
| „Obendrein ein top Mittel zur Identifikation.“ | |
| „Am Humor erkennt man den Charakter.“ | |
| „Vielleicht lassen sich auch deshalb diabolisch Machtbesessene Botox | |
| injizieren.“ | |
| „Glaubt ihr, Höcke hat was machen lassen?“ | |
| „Na, bei dem sehen ja sogar die Augen eisig tot aus.“ | |
| „Ich hatte mal eine Freundin, die hat immer gelächelt, wenn sie wütend | |
| war.“ | |
| „Warum?“ | |
| „Wusste sie auch nicht, sie hat es gar nicht gemerkt, bis es ihr gesagt | |
| wurde.“ | |
| „Möglicherweise eine Art Unterwerfungsgeste.“ | |
| „Man muss eben sehen, wo man bleibt.“ | |
| „Wer andere zum Lachen bringt, ist beliebt.“ | |
| „Dauerlustige haben immer Fürsprecher.“ | |
| „Und wollen meist ganz doll geliebt werden.“ | |
| „Am besten in Stadien.“ | |
| ## Donald Trump ist ein Comedian | |
| „Ist Trump ein Comedian?“ | |
| „Unbedingt.“ | |
| „Harris lacht viel über ihn.“ | |
| „Aber das ist Auslachen.“ | |
| „Im Kindergarten galt das als fies und gemein.“ | |
| „Weil da die Schwächeren ausgelacht wurden.“ | |
| „Und in der Schule haben die Fiesen gesagt, sie würden mit dir lachen, | |
| nicht über dich.“ | |
| „War immer gelogen.“ | |
| „Ist Trump der Schwächere?“ | |
| „Im Kopf und moralisch schon.“ | |
| „Dann darf man also nicht über ihn lachen?“ | |
| „Doch, der ist ja kein Kind mehr.“ | |
| „Aber weiß er das?“ | |
| „Will er das wissen?“ | |
| „Kinder dürfen die Schuld niedlich auf andere schieben.“ | |
| „Solang die egozentrische Phase anhält.“ | |
| „Bis wann geht die?“ | |
| „Weiß nicht, bis das Schamgefühl anfängt?“ | |
| „Wann ist das und was, wenn da was schief geht?“ | |
| „Dann ist es nicht mehr niedlich.“ | |
| „Deshalb tun manche alles dafür, so viel Macht und Geld anzuhäufen, dass | |
| sie trotzdem ewig so weitermachen können.“ | |
| „Bis sie ins Gefängnis kommen.“ | |
| „Oder eben Präsident werden.“ | |
| 15 Sep 2024 | |
| ## AUTOREN | |
| Jasmin Ramadan | |
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