# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hamas und Iran drohen Israel | |
> Die Hamas droht mit schwerwiegenden Folgen nach der Tötung ihres | |
> Anführers Ismael Hanijeh in Teheran. Auch Türkei und Russland verurteilen | |
> die Aktion. | |
Bild: Hamas-Auslandschef Ismail Hanija am 30. Juli in Teheran | |
## Chamenei droht Israel mit harter Bestrafung | |
Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat Vergeltung für | |
den [1][Tod des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismael | |
Hanijeh], in Teheran angekündigt. „Das kriminelle zionistische Regime | |
(Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet“, wurde Chamenei auf | |
seiner Website zitiert. „Es wird eine harte Bestrafung geben.“ Chamenei | |
sagte demnach mit Blick auf Hanijeh weiter, das ganze Land trauere um einen | |
mutigen und heiligen Krieger. | |
Nach Angaben der Terrororganisation Hamas vom Morgen wurde ihr politischer | |
Anführer Hanijeh bei einem israelischen Angriff auf eine Residenz in Irans | |
Hauptstadt Teheran getötet. Israel hat sich dazu bislang nicht geäußert. | |
Bereits davor hatte der Sprecher des iranischen Außenamts den Anschlag auf | |
das Schärfste verurteilt. Hanijehs Blut werde Israel zum Verhängnis werden, | |
sagte Nasser Kanaani. | |
Teheran hatte zudem eine Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats | |
einberufen, bei der es um mögliche Reaktionen des Irans gehen sollte. „Das | |
war ein feiger Akt und die Verantwortlichen werden definitiv eine | |
entsprechende Antwort darauf erhalten“, sagte Ratssprecher Ebrahim Resaei | |
laut Nachrichtenagentur Irna. | |
Laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim, die den iranischen | |
Revolutionsgarden (IRGC) nahesteht, wurde Hanijeh um 2.00 Uhr morgens | |
Ortszeit (0.30 Uhr MESZ) „von einem Gegenstand aus der Luft“ tödlich | |
getroffen. Er habe sich in einer „speziellen Residenz“ im Norden der | |
Hauptstadt befunden. Hanijeh soll laut noch unbestätigten Medienberichten | |
am Donnerstag in Teheran beigesetzt werden. Die IRGC gab bekannt, dass sie | |
in Kürze weitere Details zu dem Anschlag veröffentlichen werden. | |
Hanijeh wohnte am Dienstag der Vereidigung des neuen iranischen | |
Präsidenten, Massud Peseschkian, im Parlament in Teheran bei. Er war zudem | |
mit Religionsführer Chamenei zusammengetroffen. Auch Peseschkian | |
verurteilte den tödlichen Anschlag. „Wir werden die terroristischen | |
Besatzer, die für diesen feigen Anschlag verantwortlich sind, ihre Tat | |
bereuen lassen“, schrieb der Präsident auf der Plattform X. Hanijehs Tod | |
werde den Widerstand Irans und Palästinas gegen Israel noch weiter stärken. | |
(dpa) | |
## Militärischer Arm der Hamas kündigt Vergeltung an | |
Nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismael Hanijeh droht der | |
militärische Flügel der Organisation mit Rache. „Dieses reine Blut wird | |
sicherlich nicht umsonst geflossen sein“, hieß es in einer Stellungnahme | |
des militärischen Arms der Hamas, der sogenannten Kassam-Brigaden, auf | |
Telegram. Der Anschlag auf Hanijeh in der iranischen Hauptstadt Teheran | |
werde große Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Israel werde den | |
Preis für die Tat bezahlen „an jedem Ort, den die Hände unserer | |
Mudschaheddin erreichen“, so die Drohung der Kassam-Brigaden. | |
Die Kassam-Brigaden und verbündete Milizen haben mit dem Terrorüberfall auf | |
Israel am 7. Oktober den Gazakrieg ausgelöst. Erst vor kurzem hat Israel | |
den Chef der Brigaden in Chan Junis getötet. | |
Die Hamas hat in einer Mitteilung Israel verantwortlich für die Tötung von | |
Hanijeh gemacht. Eine offizielle Reaktion Israels gibt es bisher nicht. | |
## Regionale Verbündete der Hamas verurteilen Tötung Hanijehs | |
Regionale Verbündete der Hamas haben die Tötung des politischen Anführers | |
der militant-islamistischen Gruppe verurteilt und ihre anhaltende | |
Unterstützung bekundet. Die Hisbollah-Miliz im Libanon bezeichnete Ismael | |
Hanijeh in einer Reaktion vom Mittwoch als einen „großartigen und ehrlichen | |
Führer und lieben Bruder“ und sprach dessen Angehörigen ihr Beileid aus. | |
Seine Familie habe „Dutzende von Märtyrern aus den Reihen ihrer Männer und | |
Frauen auf dem Weg zur Befreiung von Jerusalem und Palästina geopfert“, | |
erklärte die Hisbollah weiter. | |
Die Huthi-Rebellen im Jemen bezeichneten Hanijehs Tötung als „große | |
Eskalation und eine noch größere Übertretung, eine eklatante Verletzung | |
aller internationalen Gesetze, Normen und Abkommen“. Man sei „entschlossen, | |
der Hamas und und allen Widerstandsgruppen bei der Konfrontation der von | |
Amerika gestützten zionistischen Randale beizustehen.“ | |
Die Gruppe Palästinensischer Dschihad, eine kleinere militante Gruppe im | |
Gazastreifen, sprach von einem „sündhaften Attentat“, das ihre Mitglieder | |
nicht davon abhalte, den Widerstand fortzusetzen, „um der zionistischen | |
Kriminalität ein Ende zu setzen, die alle Grenzen überschritten“ habe. | |
Wie genau die Verbündeten der Hamas in der Region auf die Tötung Hanijehs | |
reagieren werden, blieb unklar. (afp) | |
## Russland und Türkei verurteilen Hanijehs Tötung | |
Russland hat die Tötung des politischen Hamas-Anführers Ismael Hanijeh | |
scharf verurteilt. „Das ist ein absolut inakzeptabler politischer Mord, der | |
zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen wird“, zitierte die | |
Nachrichtenagentur RIA den stellvertretenden Außenminister Michail | |
Bogdanow. Dies werde auch negative Auswirkungen auf die Verhandlungen über | |
eine Waffenruhe im Gazastreifen haben. Russland unterhält einerseits zwar | |
Beziehungen zu Israel, andererseits aber noch engere Beziehungen zu den mit | |
Israel verfeindeten Ländern Iran und Syrien sowie der radikal-islamischen | |
Palästinenser-Organisation Hamas. | |
Die Türkei hat nach der Tötung des Hamas-Anführers Israel vorgeworfen, den | |
Gazakrieg in der Region ausweiten zu wollen. Es habe sich erneut gezeigt, | |
dass die Regierung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu keine | |
Absicht habe, den Frieden zu erreichen, teilte das türkische | |
Außenministerium mit. (rtr) | |
## USA, Katar und Palästinenserpräsident Abbas äußern sich | |
Die USA würden nach den Worten von Verteidigungsminister Lloyd Austin ihren | |
Verbündeten Israel im Falle eines Angriffs verteidigen. Mit Blick auf die | |
zunehmenden Spannungen im Nahen Osten sagt Austin bei einem Besuch auf den | |
Philippinen, er halte einen größeren Krieg in der Region nicht für | |
unvermeidlich. | |
Katar hat die Tötung des Hanijehs scharf verurteilt. Dies sei eine | |
gefährliche Eskalation, teilt Katars Außenministerium mit. Katar versucht | |
seit Monaten gemeinsam mit Ägypten eine Waffenruhe zwischen Israel und der | |
radikalislamischen Palästinenser-Organisation Hamas sowie eine Freilassung | |
der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Extremisten im Gazastreifen zu | |
vermitteln. | |
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, der im Westjordanland das Sagen hat, | |
verurteilt die Tötung des Hamas-Führers Ismael Hanijeh in Teheran. Das | |
meldet die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Fraktionen in dem | |
Palästinensergebiet rufen zum Generalsstreik und zu Massendemonstrationen | |
auf. (rtr) | |
## Libanon rechnet mit Hisbollah-Vergeltung für den Anschlag auf Kommandeur | |
Shukr | |
Die libanesische Regierung rechnet mit einer Vergeltungsreaktion der | |
radikalislamischen Hisbollah-Miliz wegen des israelischen Angriffs auf | |
ihren ranghöchsten Militärkommandeur Fuad Shukr. Man habe die Sorge, dass | |
die Lage nach dem israelischen Angriff auf einen Vorort der libanesischen | |
Hauptstadt Beirut eskalieren könnte, sagt Informationsminister Ziad Makary | |
nach einer Kabinettssitzung. Die Regierung werde diplomatische | |
Anstrengungen unternehmen, um die Spannungen zu entschärfen. | |
Die libanesische Hisbollah-Miliz teilt mit, dass ihr ranghoher Kommandeur | |
Fuad Shukr sich in dem von einem israelischen Angriff getroffenen Gebäude | |
in einem südlichen Vorort von Beirut aufgehalten hat. Über sein Schicksal | |
machte die radikalislamische Organisation jedoch keine Angaben. Das | |
israelische Militär hatte am Dienstagabend erklärt, es habe Shukr getötet. | |
Er sei der ranghöchste Kommandeur der Hisbollah und für einen | |
Raketenangriff am Wochenende verantwortlich, bei dem in den von Israel | |
besetzten syrischen Golanhöhen zwölf Fußball spielende Kinder und | |
Jugendliche ums Leben gekommen sind. Israel hatte eine harte Reaktion | |
darauf angekündigt. Die Hisbollah hat eine Verantwortung für diesen Angriff | |
bestritten. (rtr) | |
## Foltervorwürfe seitens UN-Menschenrechtsbüro | |
Das UN-Menschenrechtsbüro wirft Israel [2][Misshandlung und Folter | |
palästinensischer Gefangener] aus dem Gazakrieg vor. Tausende Palästinenser | |
seien gewaltsam aus dem Gazastreifen in israelische Gefängnisse verschleppt | |
worden, einige davon seien gefoltert worden und Dutzende gestorben, heißt | |
es in einem [3][23-seitigen Bericht des Menschenrechtsbüros der Vereinten | |
Nationen]. | |
Er stützt sich vor allem auf Aussagen Freigelassener, anderer Opfer und | |
Zeugen. Viele Palästinenser seien auf der Flucht vor der israelischen | |
Militäroffensive an Kontrollpunkten oder in Schulen und Krankenhäusern | |
gefangenen genommen, in denen sie Schutz gesucht hätten. Oft seien sie mit | |
verbundenen Augen und gefesselt nach Israel gebracht worden, wo sie | |
„käfigähnlich“ in Militärlagern untergebracht worden seien. | |
Dort seien sie gezwungen worden, für längere Zeit nichts als Windeln zu | |
tragen. Die Zeugenaussagen deuteten „auf eine Reihe entsetzlicher | |
Handlungen“ hin, wie etwa „Waterboarding und Loslassen von Hunden auf | |
Häftlinge, was eine eklatante Verletzung der internationalen Menschenrechte | |
und des humanitären Völkerrechts darstellt“, so der UN-Hochkommissar für | |
Menschenrechte, Volker Türk. Dem UN-Bericht zufolge starben 53 Gefangene in | |
der Haft. (rtr) | |
31 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Krieg-in-Nahost/!6027289 | |
[2] /Palaestinenser-in-Israels-Gefaengnissen/!6021130 | |
[3] https://www.ohchr.org/en/documents/reports/detention-context-escalation-hos… | |
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