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# taz.de -- Demokratie in der Zukunft: Rücktritt verboten
> Regierende sollten zurechnungsfähig sein und keine Verbrecher – würde man
> denken. In Zukunft regiert man aber nur noch aus dem Knast oder Koma.
Bild: Sicher im Knast
Wir schreiben das Jahr 2061. Für die Regierungen der Welt hat man einen
pfiffigen Modus Operandi gefunden. Man wählt bewusst nur noch die
untauglichsten Staatsoberhäupter ins Amt. „In the olden times“
(Shakespeare), sprich den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts, erwartete man
in Demokratien zumindest noch offiziell, dass diese weder von
Unzurechnungsfähigen noch von Verbrechern geführt würden. So jemand könne
kein großes Land regieren.
Das ist jedoch die falsche Prämisse: Die sollen ja auch gar kein großes
Land regieren, und nicht mal ein kleines. Es ist ohnehin viel zweckmäßiger,
das Regieren hochkompetenten Expertenteams zu überlassen, die bereits tief
in der Materie der jeweiligen Ressorts stecken, und nicht irgendwelchen
Heinis, die mal BWL studiert, das „[1][Dschungelcamp]“ absolviert oder
Bronze im Gewichtheben gewonnen haben. Das wirkte eh immer reichlich
unseriös.
Besser ist es also, diese sogenannten Regierungschefs lassen grundsätzlich
die Finger von Beschlüssen aller Art. Das wiederum erscheint desto
selbstverständlicher, je desolater die geistige oder charakterliche
Verfassung des betreffenden Kandidaten ist.
## Knast oder Koma
Ursprünglich wurzelt diese Erkenntnis im US-Wahlkampf 2024 zwischen
[2][Trump] und [3][Biden]. Der eine ein Schwerstkrimineller, der andere
altersbedingte Ausfälle zeigend. Der Rückzug Bidens zerstörte dieses
Gleichgewicht der Untauglichkeit und führte zu Trumps Wiederwahl. Seitdem
hat sich endgültig durchgesetzt: Am attraktivsten ist ein Premier, Kanzler
oder Präsident, wenn er im Knast sitzt oder im Koma liegt.
So war der erste AfD-Bundeskanzler in Deutschland 2029 vom Hals aufwärts
komplett gelähmt, und vom Hals abwärts ganz. Das Sprachzentrum war
zerstört. Noch unerfahren mit der neuen Regierungsform, traf man die
Entscheidungen zunächst nach der Form seines Stuhlgangs. Doch das waren zum
Glück nur Geburtswehen eines Ansatzes, der sich später tausendfach
bewährte. Allerdings gehen Puristen heute sogar noch weiter. Für sie ist
nur ein toter Staatschef auch ein guter Staatschef.
Oder er hockt im Gefängnis. Denn solange sich ein Präsident im verschärften
Arrest befindet, weil er Alkohol aus altem Toastbrot an die Mitgefangenen
verkauft hat, dürfte es ihm schwer fallen, die Nato zu zerschlagen und
Europa an die Russen zu verkaufen. Und auch zurück im Normalvollzug dient
es der Regierungsqualität, wenn destruktive Erlasse nur während der
Besuchszeiten unterzeichnet werden können.
30 Jul 2024
## LINKS
[1] /Athleten-in-der-C-Promi-Unterhaltung/!5657489
[2] /Wie-die-EU-sich-wappnen-muss/!6022239
[3] /Joe-Biden-ueber-seine-Entscheidung/!6025961
## AUTOREN
Uli Hannemann
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