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# taz.de -- Antonio Rüdiger: Der Mann, der alle mitreißt
> Antonio Rüdiger ist gefürchtet für seine Zweikampfstärke und präzise
> Pässe. Im Team geliebt wird er auch für seine ikonischen Jubelgesten.
Bild: Wird in vielen Video-Zusammenschnitten landen: Rüdigers Jubelgeste gegen…
Eine Szene dürfte in den Zusammenschnitten des deutschen EM-Auftritts schon
mal gesetzt sein. Antonio Rüdiger liegt in der Nachspielzeit nach einer
geretteten Aktion auf dem Boden und ballt wild die Fäuste. Dabei bebte sein
Körper nach diesem kräftezehrenden Spiel, als wäre er elektronisch
aufgeladen. „Jeder weiß, dass ich eine emotionale Person auf dem Feld bin“,
sagte Rüdiger später. Eine solche Aktion fühle sich für ihn fast so an wie
ein eigener Treffer. Sein Mitspieler Jamal Musiala sprach nach der Partie
mit großer Bewunderung von Rüdiger und [1][seinem Kompagnon Nico
Schlotterbeck]: „Dieser Spirit, wie die verteidigen und jubeln, das braucht
man.“
Rüdiger stand auf der Pressekonferenz Rede und Antwort. Eine Pflichtaufgabe
für jeden, der von der Uefa zum Spieler des Spiels gewählt wird. Doch
anfangs kündigte der Uefa-Mitarbeiter bedauernd an, Rüdiger werde nicht
kommen. Der DFB hatte es eilig, wollte schnell vom Stadion abfahren.
Rüdiger kam dann doch, um zwei statt drei Fragen zu beantworten, wie es
hieß. Und Rüdiger, der schon immer Medienanfragen eher meidet, ergab sich
wenig später etwas unwillig in sein Schicksal, als daraus vier Fragen
wurden. Der gebürtige Neuköllner beantwortete dann auf speziellen Wunsch
der Uefa auch die deutschen Fragen auf Englisch, was durchaus für ein wenig
Distanz zu den Fragestellern sorgte.
## Hetzkampagne
In den letzten Monaten ist einiges auf den 31-Jährigen eingestürmt, weil
einige mehr über ihn zu wissen glauben, als seinen Äußerungen zu entnehmen
ist. Julian Reichelt, der Chef des [2][rechtspopulistischen Medienportals
Nius], hatte eine Hetzkampagne gegen Rüdiger in Gang gesetzt und hält sie
bis heute fleißig am Laufen, weil er ihm unterstellte, [3][mit dem
ausgestreckten Zeigefinger auf Social Media bewusst einen Islamisten-Gruß
zu verbreiten]. Rüdiger hat Klage eingereicht. Er lasse sich nicht als
Islamist verunglimpfen.
So emotional Rüdiger auf dem Rasen ist, so wenig teilt er abgesehen von
seinem Bekenntnis zum muslimischen Glauben außerhalb des Spielfelds von
seinem Innenleben mit. Ein Foto von seiner ikonischen Jubelgeste auf dem
Rasen hat er freilich direkt nach der Partie via Instagram gepostet.
Darunter steht: „Emotions and Hunger“, gefolgt von Feuer-, Blitz und
Faust-Emoji. Dafür und für seine gute Laune, die er wie kein anderer zu
verbreiten weiß, wird er geliebt im deutschen Nationalteam. Überdies ist er
derzeit einer der weltbesten Innenverteidiger.
Gefürchtet sind seine Zweikampfstärke und seine präzisen Pässe nach vorne.
Fast hätte Kai Havertz in der Anfangsviertelstunde ein solches Zuspiel im
Tor untergebracht. Der Gefühlsausbruch am Ende wäre so etwas kleiner
ausgefallen und die EM-Rückschau etwas unspektakulärer.
In einer ersten Version das Textes ist der Eindruck entstanden, Rüdiger
selbst habe nicht auf der Pressekonferenz nach dem Spiel Rede und Antwort
stehen wollen. Der DFB hat darauf hingewiesen, dass es der Verband war, der
ihn zur Absage der Fragerunde bewegen wollte.
1 Jul 2024
## LINKS
[1] /DFB-Team-vor-Achtelfinale/!6016590
[2] /Rechtes-Medienportal-Nius/!5945019
[3] /Islamismus-Vorwurf-im-Fussball/!5997781
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Rassismus
Rüdiger
Dänemark
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