# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Netanjahu will weiterkämpfen | |
> Israel meldet große Erfolge im Kampf gegen die Hamas und deren Führung im | |
> Gazastreifen. Forderungen nach einem Waffenstillstand lehnt Netanjahu | |
> weiter ab. | |
Bild: Sieht die Hamas fast besiegt: Israels Verteidigungsminister Joav Gallant,… | |
## Israel: Hamas-Chef in Gaza ohne Kontakt zur Außenwelt | |
Israels Militär hat über das Wochenende seine Einsätze gegen die | |
islamistische Hamas-Miliz in der Stadt Chan Junis im Süden des | |
Gazastreifens fortgesetzt. Dabei brachte die Armee das Nasser-Krankenhaus, | |
eine der größeren Kliniken des Küstengebiets, unter seine Kontrolle. Nach | |
Darstellung von Mitarbeitern ist das Krankenhaus nicht mehr funktionsfähig. | |
Die Armee teilte am Sonntagabend mit, hunderte Terroristen und | |
Terrorverdächtige, die sich in der Klinik versteckt hätten, seien gefangen | |
genommen worden. Einige von ihnen sollen sie sich als medizinisches | |
Personal ausgegeben haben. | |
Verteidigungsminister Joav Gallant sieht derweil den Kampfgeist der | |
Islamisten nach mehr als vier Monaten Krieg gebrochen. „200 Terroristen | |
ergaben sich im Nasser-Spital, Dutzende weitere im Amal-Spital“, sagte | |
Galant am Sonntag bei einer Besprechung mit Armeekommandeuren. „Das zeigt, | |
dass die Hamas ihren Kampfgeist verloren hat.“ Die Angaben ließen sich | |
zunächst nicht unabhängig überprüfen. | |
Zudem habe die aus Furcht vor den israelischen Sicherheitskräften | |
abgetauchte Hamas-Führung unter Gaza-Chef Jihia al-Sinwar in ihren | |
Verstecken den Kontakt zur Außenwelt verloren. „Die Gaza-Filiale der Hamas | |
antwortet nicht“, sagte Galant. „Es ist niemand mehr vor Ort übrig, mit dem | |
man sprechen kann.“ Die Hamas-Führung im Ausland suche bereits nach Ersatz | |
für al-Sinwar. Über organisierte Streitkräfte verfüge die Miliz nur noch im | |
mittleren Gazastreifen sowie in Rafah, dem südlichen Grenzort zu Ägypten. | |
(dpa) | |
## Israel bleibt bei Angriffsplänen für Rafah | |
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Forderungen nach | |
einer Beendigung der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen am | |
Sonntag zum wiederholten Mal zurückgewiesen. Er kündigte an, den „Job zu | |
beenden“. Ein Mitglied des israelischen Kriegskabinetts, der frühere | |
General Benny Gantz, kündigte indessen an, die Offensive werde auf die | |
südliche Stadt Rafah ausgeweitet, wenn die in dem Küstengebiet verbliebenen | |
israelischen Geiseln nicht bis zum Beginn des muslimischen Fastenmonats | |
Ramadan freigelassen seien. „Wenn bis zum Ramadan unsere Geiseln nicht zu | |
Hause sind, werden sich die Kämpfe bis in die Gegend von Rafah fortsetzen“, | |
sagte Gantz. | |
In Rafah bereitet sich die israelische Armee auf ein Einrücken vor, um die | |
verbliebenen Hamas-Bataillone zu zerschlagen und dort vermutete Geiseln zu | |
befreien. Die israelische Regierung hat aber diesbezüglich noch keinen | |
Einsatzbefehl erteilt. Ein militärisches Vorgehen in der südlichsten Stadt | |
des Gazastreifens ist höchst umstritten, weil sich dort auf engstem Raum | |
1,3 Millionen Palästinenser drängen, von denen die meisten vor den Kämpfen | |
in anderen Teilen des Küstengebiets geflohen sind. (ap/dpa) | |
## Marshallplan für Wiederaufbau Gazas gefordert | |
Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtaje forderte die | |
internationale Gemeinschaft zu einem Aufbauprogramm für das schwer | |
zerstörte Küstengebiet auf. „Wir brauchen einen Marshallplan für den | |
Gazastreifen“, sagte Schtaje der Deutschen Presse-Agentur am Rande der | |
Münchner Sicherheitskonferenz. Dieser Plan müsse aus drei Komponenten | |
bestehen: Nothilfe, Rekonstruktion und einer Wiederbelebung der Wirtschaft. | |
„Wir wissen aus Satellitenaufnahmen, dass 45 Prozent des Gazastreifens | |
zerstört sind. Das bedeutet 281.000 Wohneinheiten, die vollständig oder | |
teilweise zerstört sind.“ | |
Eine Reparatur könne teils schon in Wochen oder Monaten möglich sein. „Das | |
bedeutet, wir brauchen dafür viel Geld“, führte Schtaje weiter aus. Mit den | |
Vereinten Nationen laufe eine Untersuchung, wie man der größten Not | |
begegnen könne. Der Regierungschef amtiert mit seiner Autonomiebehörde im | |
Westjordanland und hat keine faktische Kontrolle über den bis zum | |
Kriegsausbruch von der Hamas allein beherrschten Gazastreifen. (dpa) | |
## Neuer Huthi-Angriff im Roten Meer | |
Im Roten Meer hat es einen neuen Zwischenfall mit einem Frachtschiff | |
gegeben. Der unter liberianischer Flagge fahrende Frachter „Master“ meldete | |
eine Explosion in unmittelbarer Nähe, wie die zur britischen Marine | |
gehörende Behörde UKMTO am späten Sonntagabend berichtete. Das Schiff sei | |
beschädigt worden. Allerdings sei gemeldet worden, dass alle | |
Besatzungsmitglieder in Sicherheit seien. Der Vorfall habe sich in 35 | |
Seemeilen Entfernung von Mokka an der Küste des Jemens ereignet, hieß es | |
weiter. | |
Die militant-islamistischen Huthi aus dem Jemen haben in jüngster Zeit | |
wiederholt Schiffe auf dem wichtigen Seeweg durch den Suezkanal | |
angegriffen. Die Miliz will mit dem Beschuss von Handelsschiffen ein Ende | |
der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen, die auf das | |
beispiellose Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober | |
folgten. | |
Die Außenminister der EU-Staaten wollen an diesem Montag in Brüssel den | |
Beginn des neuen Militäreinsatzes zur Sicherung der Handelsschifffahrt in | |
der Region beschließen. Der Plan für die Operation „Aspides“ sieht vor, | |
europäische Kriegsschiffe ins Rote Meer und in benachbarte Seegebiete zu | |
schicken, um Handelsschiffe vor solchen Angriffen zu schützen. | |
Deutschland will sich an dem Einsatz mit der Fregatte „Hessen“ beteiligen. | |
Das Kriegsschiff mit rund 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord war dafür | |
bereits am 8. Februar von Wilhelmshaven aus auf den Weg ins Mittelmeer | |
geschickt worden. Es lag zuletzt in einem Hafen auf der griechischen Insel | |
Kreta. (dpa) | |
## Bericht: der Iran rät Verbündeten nunmehr zur Mäßigung | |
Die Hamas verdankt Geld, Waffen und Ausbildung ihrer Kämpfer zum großen | |
Teil Iran. Seit dem 7. Oktober heizen auch andere, von Iran unterstützte | |
bewaffnete Gruppen die Spannungen in der weiteren Nahost-Region an. Die | |
Schiiten-Miliz Hisbollah beschießt vom Südlibanon aus den Norden Israels, | |
von wo 80.000 Bewohner ins Landesinnere in Sicherheit gebracht werden | |
mussten. Schiitische Kampfverbände in Syrien und im Irak greifen vermehrt | |
US-Stützpunkte an. Die Huthi im Jemen feuern Raketen auf Schiffe im Roten | |
Meer ab. Die Formationen verstehen sich zusammen mit ihrem Förderer Iran | |
als „Achse des Widerstands“, die sich die Vernichtung Israels zum Ziel | |
gesetzt hat. | |
Die USA und Großbritannien reagierten bislang mit Bombardierungen von | |
Stützpunkten und Raketenstellungen der mit Teheran verbündeten Milizen, | |
vermieden es aber, Iran selbst anzugreifen. Eine weitere Eskalation an | |
irgendeiner dieser Fronten, vor allem aber im Libanon, könnte – so die | |
allgemein geteilte Befürchtung – einen Flächenbrand in Nahost auslösen. | |
Laut einem Bericht der Washington Post soll nun Iran auf die Vermeidung | |
eines solchen Szenarios dringen. Iranische Emissäre hätten zuletzt in | |
diskreten Treffen mit Verbündeten in der Region diesen zur Mäßigung | |
geraten, schrieb die Zeitung am Sonntag. „Iran unternimmt äußerste | |
Anstrengungen, um eine Ausdehnung des Kriegs und eine unumkehrbare | |
Eskalation zu verhindern“, zitierte das Blatt einen nicht näher genannten | |
irakischen Offiziellen mit Nähe zu einer proiranischen Miliz. | |
Auch im Libanon scheint Teheran seinem Verbündeten, dem Schiiten-Führer | |
Hassan Nasrallah, davon abzuraten, die ultimative Konfrontation mit Israel | |
zu suchen. Dort, so die „Washington Post“, habe man sich auf das Narrativ | |
verständigt, dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nicht | |
durch die Eröffnung einer neuen Kriegsfront aus seiner politischen | |
Drucksituation zu helfen. Der Israeli sei derzeit „in die Ecke gedrängt“, | |
der Gazakrieg habe die sich abzeichnende Normalisierung des Verhältnisses | |
zwischen Israel und Saudi-Arabien infrage gestellt, zitierte das Blatt ein | |
Hisbollah-Mitglied. Ein Krieg im Libanon würde hingegen Netanjahu „zum | |
Sieger machen“. | |
Das iranische Zureden scheine Wirkung zu entfalten, so die US-Zeitung. Seit | |
dem 4. Februar habe es keine Angriffe proiranischer Kräfte auf das | |
US-Militär in Syrien und dem Irak mehr gegeben. Nasrallah im Libanon | |
vermied es trotz aller Drohgebärden, Israel den Krieg zu erklären. | |
Lediglich die Huthi im Jemen schießen noch auf Schiffe im Roten Meer. (dpa) | |
19 Feb 2024 | |
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