# taz.de -- Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga: Mainzer Dynamite | |
> Bei Mainz 05 schwärmen alle nach dem Erfolg gegen Augsburg vom „positiv | |
> verrückten“ neuen Trainer Bo Henriksen. | |
Bild: Ringelpiez mit Anfassen: Dank Trainer Bo Henriksen (Mitte) ist die Stimmu… | |
Im Vergleich zu den großflächigen Protestplakaten in der Mainzer Fankurve | |
[1][gegen den Investorendeal] kam das handgemalte Pappschild recht | |
bescheiden daher. Fernsehkameras haben trotzdem eingefangen, wie liebevoll | |
einige Anhänger des FSV Mainz 05 ihren neuen Trainer Bo Henriksen | |
begrüßten: „Bo 2 – can do.“ | |
Was der zweite Bo – nach seinem dänischen Landsmann Bo Svensson – zum | |
Bundesliga-Einstand dann vollbrachte, hätten selbst kühnste Optimisten | |
nicht erwartet. Mit einer überzeugenden Vorstellung bezwang das Team den FC | |
Augsburg (1:0). Bo Henriksen steht für Lust und Leidenschaft, Energie und | |
Elan, Positivität und Aktivität. „Es war ein fantastischer Tag für die | |
Mannschaft, für die Fans und für mich. Ich habe keine Angst auf dem Platz | |
gesehen – das ist das Wichtigste“, sagte Henriksen, der die Liga mit seinem | |
unerschütterlichen Optimismus bereichern könnte. | |
Klubchef Stefan Hofmann sieht „einen positiv Verrückten“ am Werk, der | |
jedenfalls jetzt gut zum Standort passe. Viel besser als der am Ende seiner | |
Amtszeit fast nur noch negativ gepolte Svensson oder der schlicht [2][zu | |
blasse Vorgänger Jan Siewert]. Behält Mainz 05 diese Überzeugung bei, ist | |
das Team nicht mehr lange Vorletzter. Vorstand Christian Heidel lobte: „Er | |
hat sich gesagt: Ich bringe Feuer in den Laden. Das hat er in einer Art und | |
Weise gemacht: Hut ab!“ Ihm war dieser „Emotionstyp“ aufgefallen, als sich | |
der FC Zürich unter dessen Regie vom Abstiegskandidaten zum Spitzenklub | |
entwickelte. | |
Nun hat man einen Einpeitscher an der Linie stehen, der ein bisschen [3][an | |
den wilden Jürgen Klopp im alten Bruchwegstadion] erinnerte. Der 49-jährige | |
Däne strich sich entweder durchs lange Haar, klatschte in die Hände oder | |
trieb die Spieler nach vorne. Es wäre empfehlenswert, auch mal seine | |
Laufleistung an der Linie zu ermitteln. „Bo ist ein Wirbelwind“, sagte | |
Heidel. „Wir werden sehen, wohin das jetzt führt.“ | |
## Keine Angst vor dem Tabellenführer | |
Freitag geht’s erst einmal zum Tabellenführer Bayer Leverkusen. „Wir fahren | |
da jetzt nicht hin, um möglichst niedrig zu verlieren“, kündigte Henriksen | |
an. Offenbar ist die Zuversicht ansteckend, nachdem der neue Coach so | |
überzeugend den zweiten Saisonsieg für die Nullfünfer versprochen hatte, | |
„dass die Spieler am Ende auch dran geglaubt haben“, wie Heidel berichtete. | |
Henriksen gestand hinterher, ziemlich müde zu sein. | |
Sein fußballerischer Ansatz orientiert sich am „Danish Dynamite“ – jenem | |
spektakulären Spielstil, mit denen Dänemarks Nationalmannschaft in den 80er | |
Jahren die Herzen eroberte. Genau das, was eine zutiefst verunsicherte | |
Mannschaft nach elf sieglosen Partien gebraucht hat. Selbst als Nadiem | |
Amiri in der Nachspielzeit der ersten Hälfte den vierten Mainzer Elfmeter | |
in Folge verschoss, schrie der impulsive Übungsleiter in der Kabine: „Keep | |
attacking! Keep attacking!“ Die spielerisch und kämpferisch überzeugenden | |
Rheinhessen behielten ihre Leidenschaft bei. | |
Exemplarisch für den Einsatz stand Ausnahmetalent Brajan Gruda, der im | |
Abschlusstraining durch einen unglücklichen Tritt eines Mitspielers | |
blutüberströmt ins Krankenhaus musste. „Das gesamte Gesicht zerfetzt: Ich | |
hätte gedacht, der spielt die nächsten zehn Wochen keinen Fußball mehr“, | |
erzählte Heidel. „Dann läuft er mit Maske auf, schmeißt sie weg und haut | |
sich rein – das ist ein Zeichen, das ist Abstiegskampf.“ Auch Henriksen | |
staunte: „Der Junge ist erst 19 Jahre. Das ist so mutig, das ist | |
unglaublich.“ Unter ihm lebten der quirlige Gruda und der filigrane Amiri | |
im Vorwärtsgang ihre Freiheiten genüsslich aus. | |
Die mit dem Winter-Neuzugang von Bayer Leverkusen gehobene Qualität | |
bezeichnete Heidel als „totalen Glücksfall“, zumal Antreiber Amiri auch | |
jene Freistoßflanke schlug, nach der Abwehrspieler Sepp van den Berg das | |
entscheidende Tor köpfelte (44.). Der ehemalige Mainzer Finn Dahmen half | |
mit seinem Irrflug zwar kräftig mit, aber Schuldzuweisungen an den | |
FCA-Keeper wären zu einfach gewesen. Jess Thorup, der dänische Coach auf | |
der Augsburger Seite, erklärte nach dem verlorenen Duell: „Ich habe genau | |
gewusst, was auf uns zukommt. Trotzdem waren wir nicht bereit.“ | |
18 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Frank Hellmann | |
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