# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Berlin verteidigt Enthaltung | |
> Die Waffenstillstandsresolution der UN stoppe die Raketen auf Israel | |
> nicht, kritisiert die Bundesregierung. Kanzler Scholz wirbt für aktive | |
> EU-Rolle nach dem Krieg. | |
Bild: Die UN-Vollversammlung hat einen sofortigen humanitären Waffenstillstand… | |
## Scholz wirbt für aktive Rolle Europas in Zeit nach Gaza-Krieg | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat erneut das Recht Israels zur | |
Verteidigung gegen den Terrorangriff der Hamas betont und wirbt für eine | |
aktive Rolle der EU nach einem Ende des Gaza-Krieges. „Dann wird es darum | |
gehen, wie eine tragfähige Sicherheitsordnung aussehen kann. Ich finde, | |
Europa sollte sich in diese Diskussion einbringen“, sagte Scholz am | |
Mittwoch in einer Regierungserklärung zum anstehenden EU-Gipfel im | |
Bundestag. Dies betreffe nicht nur Geld für den Wiederaufbau oder | |
humanitäre Hilfe. Dabei gelte: „Jede Ordnung nach diesem Konflikt muss den | |
Bürgerinnen und Bürgern Israels verlässlichen Schutz bieten.“ | |
In eine Lösung eingebunden werden sollten auch Länder der Region und die | |
Golfstaaten, sagte Scholz. Politischer Ansatz bleibe eine | |
Zwei-Staaten-Lösung, der man sich schrittweise nähern müsse. Eine | |
Befriedung des Konflikts mit den Palästinensern würde es Israel erlauben, | |
sich auf „die wichtigste strategische Bedrohung“ durch den Iran und seine | |
regionalen Unterstützer zu konzentrieren. | |
Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU am Donnerstag und | |
Freitag in Brüssel solle es vor allem um die Erweiterung der | |
Staatengemeinschaft und die mittelfristige Finanzplanung gehen, aber auch | |
um Migration. Vorgeschaltet ist am Mittwoch ein Treffen mit den Staaten des | |
westlichen Balkans, die der EU beitreten wollen. (dpa) | |
## Berlin: Waffenstillstand beendet Raketenangriffe nicht | |
Die Bundesregierung hat die UN-Resolution für einen Waffenstillstand im | |
Gazastreifen auch nicht unterstützt, weil sie ihrer Ansicht nach das | |
Selbstverteidigungsrecht Israels berührt. Der Terror der Hamas vom 7. | |
Oktober sei darin in keiner Form erwähnt worden, wodurch das | |
Selbstverteidigungsrecht Israels implizit infrage gestellt werde, sagte | |
eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Mittwoch vor Presse in Berlin. Sie | |
fügte hinzu: „Eine Forderung nach einem Waffenstillstand, wo man davon | |
ausgehen muss, dass die eine Seite ihre Angriffe aus Gaza mit Raketen | |
weiterführen wird, erschließt sich dann uns nicht.“ | |
Man habe gleichwohl Israel darauf hingewiesen, „dass das Leid der | |
Zivilisten in Gaza unerträglich ist“. Außenministerin Annalena Baerbock | |
(Grüne) habe sehr deutlich gemacht, dass Israel die palästinensische | |
Zivilbevölkerung schützen müsse, sagte die Sprecherin. (dpa) | |
## Deutschland: Wieder Entwicklungszusammenarbeit in Gaza | |
Deutschland nimmt seine Entwicklungszusammenarbeit mit den | |
Palästinensischen Gebieten wieder auf. Die Zusammenarbeit werde | |
grundsätzlich und an die Situation angepasst fortgesetzt, teilte das | |
Bundesentwicklungsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Nach dem | |
Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte | |
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) die Kooperation auf den | |
Prüfstand gestellt. | |
Die Kontrollmechanismen gegen Zweckentfremdung hätten sich als robust | |
erwiesen, erklärte das Ministerium. Hinweise auf Zweckentfremdung seien | |
nicht festgestellt worden. | |
Die Wiederaufnahme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit den | |
Palästinensischen Gebieten sei ein wichtiges Signal der deutschen | |
Unterstützung für die Linderung des Leids der Menschen im Gazastreifen und | |
die Stabilisierung der schwierigen Lage im Westjordanland und in den | |
Nachbarländern Jordanien und Libanon. | |
Ziel sei die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Schaffung von | |
Entwicklungsperspektiven für die Menschen. Außerdem sollten mit der | |
Entwicklungszusammenarbeit Grundlagen für den Aufbau eines zukünftigen | |
palästinensischen Staates mit leistungsfähigen Institutionen und der | |
Perspektive einer Zwei-Staaten-Lösung geschaffen werden. | |
Die Prüfung des deutschen Engagements sei damit nicht beendet, betonte das | |
Ministerium. Alle Vorhaben würden weiterhin, wie auch schon vor dem 7. | |
Oktober 2023, fortlaufend in der Umsetzung überprüft. (epd) | |
## Unicef: Dutzende Schulen im Libanon geschlossen | |
Der Gaza-Krieg beeinträchtigt nach Untersuchungen des UN-Kinderhilfswerks | |
Unicef auch das Leben von Kindern im Libanon. Dutzende Schulen im Süden des | |
Landes seien seit Ausbruch des Krieges und den darauf folgenden | |
Feuergefechten an der Grenze zu Israel geschlossen worden, hieß es in einem | |
am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Betroffen seien rund 6.000 | |
Schülerinnen und Schüler. Die Anwesenheit in den Schulen im Grenzgebiet, | |
die noch geöffnet seien, sei gering. | |
Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise im Libanon warnte das | |
Kinderhilfswerk generell vor den „verheerenden“ Folgen für die Jüngsten im | |
Land. Kinder würden zunehmend ihrer Bildung beraubt und seien gezwungen, | |
schon früh arbeiten zu gehen, hieß es. Viele der Kinder im Libanon müssten | |
wegen der wirtschaftlichen Lage hungern oder litten unter Angstzuständen | |
und Depressionen. | |
Seit Ende 2019 steckt der Mittelmeerstaat in der schlimmsten Wirtschafts- | |
und Finanzkrise seiner Geschichte. Die Krise wird auch auf jahrzehntelange | |
Korruption in Politik und Wirtschaft zurückgeführt. Drei Viertel der mehr | |
als sechs Millionen Menschen im Land leben nach Angaben der Vereinten | |
Nationen in Armut. (dpa) | |
## Israel kritisiert Votum für Waffenstillstand | |
Israel hat die Forderung der UN-Vollversammlung nach einem sofortigen | |
humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen kritisiert. „Die Hamas, eine | |
Terrororganisation, deren Terroristen an einem Tag 1.200 Menschen | |
massakrierten, Frauen vergewaltigten, Holocaust-Überlebende entführten und | |
Familien niederbrannten, gratuliert den Vereinten Nationen“, schrieb | |
Außenminister Eli Cohen am Mittwoch auf der Plattform X. Das Votum der UN | |
sei „ein Zeichen der Schande“. | |
Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Nabil Abu | |
Rudeineh, dankte den Ländern, die für die Resolution votiert haben. Das | |
Ergebnis zeige, dass die überwiegende Mehrheit der Länder an der Seite des | |
palästinensischen Volks stehe und die „israelische Aggression“ sowie die | |
„Vertreibung“ der Palästinenser aus ihrem Land ablehne. Israel müsse das | |
Ergebnis akzeptieren und zur Umsetzung des Waffenstillstands verpflichtet | |
werden. | |
Auch die islamistische Hamas begrüßte den „Aufruf der Vereinten Nationen zu | |
einem sofortigen Waffenstillstand“ im Gazastreifen, wie Issat al-Rischk, | |
Mitglied des Hamas-Politbüros, sagte. Die Hamas fordert demnach die | |
internationale Gemeinschaft dazu auf, Druck auf Israel auszuüben, damit | |
sich das Land an die Resolution hält und „die ethnische Säuberung“ beende… | |
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte | |
Israels, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am | |
7. Oktober in Israel verübt hatten. (dpa) | |
## Bundeswehr bringt Hilfsgüter nach Ägypten | |
Die Bundesregierung bereitet eine Lieferung von medizinischem Gerät und | |
Hilfsgütern nach Ägypten vor. Das Material solle am Samstag mit einem A400M | |
der Luftwaffe nach Kairo geflogen werden und sei zur dortigen Behandlung | |
von Patienten aus dem Gazastreifen bestimmt, erfuhr die Deutschen | |
Presse-Agentur am Mittwoch in Berlin. Bei dem Material handele es sich vor | |
allem um Beatmungsgeräte sowie Brutkästen für Säuglinge. Insgesamt geht es | |
um mehrere Tonnen Hilfsmaterial. | |
Nach weiteren Informationen hat die Hilfslieferung, die die Luftwaffe im | |
Auftrag des Auswärtigen Amts durchführt, einen Wert von rund 1,4 Millionen | |
Euro. Damit werde auf Anfragen der ägyptischen Regierung reagiert. In der | |
kommenden Woche sollen weitere Bundeswehrflüge in Zusammenarbeit mit der | |
sogenannten EU-Luftbrücke stattfinden. Dann sollen vor allem Zelte und | |
andere Hilfsgüter für Menschen in Gaza geliefert werden, die ihre Bleibe | |
verloren haben. Weiteres medizinisches Material solle auch in | |
Zusammenarbeit mit Jordanien für Gaza zur Verfügung gestellt werden. Der | |
Wert der späteren Lieferungen beläuft sich nach diesen Informationen auf | |
etwa zwei Millionen Euro. | |
Die Bundesregierung hatte wie die USA und andere Staaten eine Ausweitung | |
der Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen und auch eine | |
Ausweitung der Transporte in das Palästinensergebiet gefordert. Die | |
Versorgung der Menschen dort steht nach Angaben von Hilfsorganisationen vor | |
dem Kollaps. Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der | |
Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer | |
Gruppen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu | |
Gaza verübt hatten. (dpa) | |
## Medien: Mehrere israelische Soldaten in Gaza getötet | |
Mindestens neun israelische Soldaten sind in der Stadt Gaza in einen | |
Hinterhalt gelockt und getötet worden. Das berichteten israelische Medien | |
am Mittwoch, während das israelische Militär bei seiner Offensive gegen die | |
extremistische Hamas im Gazastreifen weiter auf erbitterten Widerstand | |
traf. Schwere Gefechte gab es in und um Gaza. In mehreren Gebieten kam es | |
über Nacht und am Mittwochmorgen zu Zusammenstößen. Besonders heftig fielen | |
diese nach Berichten von Anwohnern im Stadtteil Schidschaija aus, wo sich | |
den Medienberichten zufolge auch am Dienstag der Hinterhalt ereignete. Es | |
seien Schüsse gefallen und es habe mehrere Explosionen gegeben. | |
Unter den Toten bei dem Angriff aus dem Hinterhalt waren den israelischen | |
Medienberichten zufolge auch der 44-jährige Oberst Izhak Ben Bassat, der | |
bislang ranghöchste israelische Militärvertreter, der seit Beginn der | |
Bodenoffensive im Gazastreifen getötet wurde, sowie Oberstleutnant Tomer | |
Grimberg, Kommandeur des 13. Bataillons der Golani-Brigade. | |
Das Armeeradio berichtete, Soldaten, die eine Reihe von Gebäuden | |
durchsuchten, hätten den Kontakt zu vier Soldaten verloren, die unter | |
Beschuss geraten seien, was Ängste vor einer möglichen Verschleppung durch | |
Hamas-Kämpfer befeuerte. Als die übrigen Soldaten einen Sucheinsatz | |
gestartet hätten, seien sie in einen Hinterhalt geraten. Andere Medien | |
lieferten eine ähnliche Darstellung der Ereignisse. Das Militär bestätigte | |
den Tod von insgesamt zehn Soldaten am Dienstag. Es ging nicht auf die | |
Umstände ein. Die Hamas erklärte, der Hinterhalt zeige, dass die | |
israelische Offensive ein Fehler sei. (ap) | |
## UN-Flüchtlingskommissar fordert Waffenruhe in Nahost | |
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat eine sofortige | |
und stabile Waffenruhe im Krieg im Nahen Osten gefordert. Die Region | |
brauche wirklichen Frieden und Sicherheit, sagte Grandi am Mittwoch zum | |
Auftakt des Globalen Flüchtlingsforums in Genf mit Blick auf die Kämpfe im | |
Gaza-Streifen. | |
Grandi forderte die Weltgemeinschaft auf, die vielen anderen Krisen und | |
Konflikte nicht aus den Augen zu verlieren. In der Ukraine, in Syrien, in | |
Afghanistan, in der Demokratischen Republik Kongo und weiteren Staaten | |
seien ebenso Menschen auf der Flucht vor Gewalt. (epd) | |
## Ein Toter nach israelischen Angriff im Libanon | |
Im Libanon ist ein Mensch einem Bericht zufolge bei einem israelischen | |
Angriff getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, | |
dass die Person bei einem israelischen Luftangriff in der Nacht zu Mittwoch | |
getötet worden sei. Es soll weitere Verletzte gegeben haben. Auch das | |
Gebäude, in dem sich die Menschen aufgehalten hatten, sei zerstört worden. | |
Am Morgen wurde demnach außerdem der Ort Blida nahe der Grenze vom | |
israelischen Militär beschossen. | |
Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht. Die proiranische | |
Hisbollah meldete am Mittwoch den Tod eines Kämpfers, ohne auszuführen, wo | |
und wann er gestorben ist. | |
Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. | |
Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und | |
militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen | |
Grenzregion. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg | |
2006. (dpa) | |
## US-Medien: Israel testet Flutung von Hamas-Tunneln | |
Die israelischen Streitkräfte testen laut Berichten von US-Medien die | |
Flutung der Tunnel der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Es werde | |
Meerwasser in einige Tunnel gepumpt, um herauszufinden, ob sich die Methode | |
zur großflächigen Zerstörung des unterirdischen Systems eigne, berichtete | |
der US-Fernsehsender CNN am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf einen | |
mit der Angelegenheit betrauten US-Beamten. | |
Auch das Wall Street Journal berichtete über den Testlauf. Israel habe den | |
USA mitgeteilt, dass nur Tunnel geflutet würden, in denen keine Geiseln | |
vermutet würden. Der Nationale Sicherheitsrat der USA und die israelischen | |
Streitkräfte äußerten sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur | |
zunächst nicht zu den Berichten. | |
Bei einer Pressekonferenz wurde US-Präsident Joe Biden am Dienstag zu den | |
Flutungen befragt. Er antwortete: „Es ist sehr schwierig, was die Flutung | |
der Tunnel angeht: Es wird behauptet, dass es ganz sicher keine Geiseln in | |
diesen Tunneln gibt. Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit.“ Dann fügte er | |
hinzu: „Was ich sicher weiß: Jeder Tod von Zivilisten ist eine absolute | |
Tragödie.“ | |
Zuletzt hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi die Überlegung, das | |
ausgedehnte Tunnelsystem mit Meerwasser zu fluten, als gute Idee | |
bezeichnet. Die Hamas hat nach Angaben des israelischen Militärs unter dem | |
Gazastreifen ein weit verzweigtes Tunnelsystem angelegt. Es wird auf rund | |
500 Kilometer Länge geschätzt. Die israelische Armee geht allerdings davon | |
aus, dass auch viele der noch 135 aus Israel entführten Geiseln in den | |
Tunneln festgehalten werden. (dpa) | |
## UN-Vollversammlung für Waffenruhe | |
Die UN-Vollversammlung hat sich in einer Resolution für einen humanitären | |
Waffenstillstand im Gaza-Krieg ausgesprochen. 153 der 193 Mitgliedstaaten | |
stimmten am Dienstag in New York in einer Dringlichkeitssitzung für das | |
Papier, zehn dagegen. Neben den USA und Israel votierten Österreich, | |
Tschechien, Guatemala, Liberia, Mikronesien, Nauru, Papua-Neuguinea und | |
Paraguay gegen die Vorlage. 23 Staaten enthielten sich, darunter | |
Deutschland. | |
Die Unterstützung für das Papier war damit höher als jene für einen | |
Resolutionsentwurf vom 27. Oktober, in dem eine „humanitäre Waffenruhe“ | |
gefordert worden war. Damals votierten 120 Staaten dafür, 14 dagegen, 45 | |
enthielten sich. | |
Das aktuelle Papier ähnelt einer im Weltsicherheitsrat gescheiterten | |
Vorlage, gegen die die USA am vergangenen Freitag ihr Veto eingelegt | |
hatten. In der Folge ließen arabisch und muslimisch geprägte Staaten die | |
Krisensitzung in der Vollversammlung ansetzen, die die Resolution mit der | |
Kernforderung nach einem humanitären Waffenstillstand nun billigte. Darin | |
wird zudem tiefe Besorgnis über die „katastrophale humanitäre Situation im | |
Gazastreifen und das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung“ | |
ausgedrückt. Palästinenser und Israelis müssten gemäß dem internationalen | |
humanitären Völkerrecht geschützt werden, heißt es weiter. Zudem wird „die | |
unverzügliche und bedingungslose Freilassung aller Geiseln“ gefordert. | |
Resolutionen der UN-Vollversammlung sind anders als jene des | |
Sicherheitsrats nicht rechtlich bindend. Doch liefert das Votum ein | |
Stimmungsbild in der Weltgemeinschaft zu den aktuellen Entwicklungen im | |
Gaza-Krieg, der durch das Massaker der Hamas und anderer Extremistengruppen | |
am 7. Oktober in Israel mit rund 1.200 Toten ausgelöst wurde. Nach | |
Darstellung des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im | |
Gazastreifen sind bei israelischen Angriffen auf Ziele in dem Küstengebiet | |
bislang mehr als 18.000 Menschen getötet worden. Mehr als 80 Prozent der | |
rund 2,3 Millionen Bewohner wurden innerhalb des Gazastreifens vertrieben. | |
Der Präsident der UN-Vollversammlung, Dennis Francis, sagte während der | |
Krisensitzung in New York, die Welt werde Zeuge „eines Angriffs auf | |
Zivilisten, eines Zusammenbruchs von humanitären Systemen und einer | |
erheblichen Missachtung des Völkerrechts und humanitären Völkerrechts“. | |
Zivilisten sollten niemals das Ausmaß von Leid im Gazastreifen durchleben | |
müssen. „Wie viele weitere Tausende Leben müssen noch verloren gehen, bis | |
wir etwas unternehmen?“, fragte er. „Es bleibt keine Zeit mehr. Das | |
Blutvergießen muss aufhören.“ | |
Der palästinensische UN-Botschafter Riad Mansur sprach nach dem Votum von | |
einem „historischen Tag im Hinblick auf die mächtige Botschaft, die von der | |
Generalversammlung ausgesandt wurde“. Es sei die Pflicht aller, diesen Weg | |
weiter zu beschreiten, „bis wir ein Ende dieser Aggression gegen unser Volk | |
sehen, bis dieser K[1][rieg gegen unser Volk] gestoppt wird“, sagte er. „Es | |
ist unsere Pflicht, Leben zu retten.“ | |
In der Resolution der Vollversammlung [2][wird die Hamas nicht erwähnt]. | |
Zwei Änderungsanträge, die auf die militant-islamistische Gruppe Bezug | |
nehmen, verfehlten die notwendigen Mehrheiten. Einer der Vorschläge, den | |
die USA eingebracht hatten, sah eine Ergänzung um eine Passage vor, in der | |
die Vollversammlung die „heimtückischen Terrorattacken durch die Hamas | |
unmissverständlich ablehnt und verurteilt“. Die andere von Österreich | |
angeregte Änderung umfasste einen Zusatz, in dem betont wird, dass die am | |
7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Geiseln „von der Hamas und | |
anderen Gruppen festgehalten werden“ und sofort freizulassen seien. | |
Die US-amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfeld betonte in | |
einer Rede in der Vollversammlung, dass „es zählt, wie Israel sich | |
verteidigt“. Sie nannte zudem mehrere US-Forderungen, auf die die Regierung | |
von US-Präsident Joe Biden auf höchster Ebene pochen werde. „Israel muss | |
die Massenvertreibung von Zivilisten im Süden von Gaza vermeiden“, | |
erläuterte Thomas-Greenfield. „Es muss ausreichende humanitäre | |
Unterstützung für jene gewährleisten, die vor der Gewalt fliehen, und es | |
muss Zivilisten in Gaza erlauben, nach Hause zurückzukehren, sobald es die | |
Verhältnisse zulassen.“ | |
Zugleich machte Thomas-Greenfield deutlich, dass die USA weiterhin für das | |
Recht Israels auf Selbstverteidigung einträten. Sie fragte die | |
Mitgliedstaaten der Vollversammlung zudem, warum es für die Vereinten | |
Nationen so schwierig sei, [3][die terroristischen Aktionen der Hamas am 7. | |
Oktober zu verurteilen] und „unmissverständlich zu sagen, dass die | |
Ermordung von Babys und das Niederschießen von Eltern vor ihren Kindern | |
schrecklich ist, und das Niederbrennen von Häusern, während drinnen | |
Familien Zuflucht suchen und Geiselnahmen von Zivilisten abscheulich“. | |
Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan warnte vor dem Votum in der | |
Vollversammlung, dass ein Waffenstillstand „Tod und Zerstörung in der | |
Region nur in die Länge ziehen“ würde. Ein solcher Schritt wäre „ein | |
Todesurteil“ für unzählige weitere Israelis und Gaza-Bewohner. „Ein | |
Waffenstillstand bedeutet nur eines – das Überleben der Hamas zu sichern, | |
das Überleben genozidaler Terroristen zu sichern, die sich der Vernichtung | |
von Israel und Juden verschrieben haben“, betonte Erdan. | |
Jenen UN-Mitgliedstaaten, die einen Waffenstillstand wollten, legte er | |
zudem nahe, beim Hamas-Büro im Gazastreifen anzurufen. Dazu hielt der | |
ranghohe Diplomat ein Schild hoch, auf dem eine Telefonnummer und der Name | |
Jihia Sinwar stand, der Chef der Hamas im Gazastreifen und Drahtzieher des | |
Terrorangriffs vom 7. Oktober. (ap) | |
13 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Palaestinensischer-Botschafter-zu-Gaza/!5975937 | |
[2] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5979061 | |
[3] /Jordanierinnen-gegen-Israel/!5975976 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Gazastreifen | |
Hamas | |
Vereinte Nationen | |
Israel | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Klimakonferenz in Dubai | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kochbuch aus Afghanistan: Chutneys und Pickles | |
Afghanistan kommt nicht zur Ruhe, aber die Traditionen werden weiter | |
gepflegt. Sarghuna Sultanie hat typische Gerichte in einem Kochbuch | |
versammelt. | |
Unicef-Sprecher über Gaza: „Ohne Ende Horrorgeschichten“ | |
James Elder von Unicef war jüngst in Gaza. Das Leid der Kinder dort habe er | |
„in 20 Jahren noch nicht gesehen“ – und hat klare Forderungen. | |
Nahost-Frage beim Klimagipfel: Einsam in der Wüste | |
Die deutsche Klimabewegung sieht sich in der Nahost-Frage beim | |
Weltklimagipfel isoliert. Wie sehr schwächt das den gemeinsamen Kampf fürs | |
Klima? | |
Angriffe auf dem Roten Meer: Huthis setzen auf Eskalation | |
Die proiranische Miliz im Jemen hat erneut ein Schiff im Roten Meer | |
attackiert. Die internationale Seefahrt gerät zunehmend zwischen die | |
Fronten. |