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# taz.de -- Triathtlon-WM auf Hawaii: „Es fühlt sich komisch an“
> Die Frauen sind beim Triathlon über die Langdistanz auf Hawaii in diesem
> Jahr unter sich. Der Ironman verkommt mehr und mehr zur Geschäftsidee.
Bild: Unterwegs in Hawaii: Anne Haug bei der Triathlon WM 2022
Anne Haug hat eine positive Grundeinstellung. Die Triathletin aus Bayreuth
ist nicht nur mit einer besonderen Ausdauer gesegnet, sondern hat fast
immer gute Laune, die auch vor ihrem wichtigsten Rennen der Saison anhält.
„Die Insel war immer nett zu mir, hat mir immer eine Medaille beschert“,
sagt sie vor dem Ironman Hawaii (Samstag 18.25 Uhr/sportschau.de).
Unter den 55 Profis für die 3,86 Kilometer Schwimmen im Pazifik, 180,2
Kilometer Radfahren durch die windanfälligen Lavafelder und 42,195
Kilometer Laufen hegt die Oberfränkin durchaus Ambitionen auf die WM-Krone,
nachdem sie 2019 vor der Coronapandemie [1][als erste deutsche Frau
triumphierte] und im Vorjahr immerhin starke Dritte war.
Diesmal kommt die 40-Jährige mit der Empfehlung einer famosen Zeit (8:21:09
Stunden) als Zweitplatzierte bei der Challenge Roth aus dem Sommer. Doch
Garantien gibt es gerade auf Big Island für keine der Großen. „Um eine
Weltmeisterschaft zu gewinnen, da muss einfach noch das Quäntchen Glück
dazukommen. Da müssen einem die Hawaii-Götter gnädig sein.“ Ans Aufhören
denkt sie übrigens noch gar nicht. „Ich merke, dass ich mich noch jedes
Jahr überraschen kann.“
Zweite deutsche Topathletin ist Laura Philipp, die nur wegen einer
umstrittenen Zeitstrafe im Vorjahr einen Podiumsplatz verpasste. Die seit
vier Wochen vor Ort trainierende 36-Jährige spürt, dass diesmal vieles
anders ist: Erstmals haben die Frauen das Triathlon-Mekka ganz alleine für
sich. „Es fühlt sich komisch an, da muss ich ehrlich sein“, bekundete die
zweifache Europameisterin. Trotzdem will die Mannheimerin das Rennen „mit
schönen, positiven Gefühlen“ hinter sich bringen.
## Vierstellige Startgebühr
Viele sagen, die World Triathlon Corporation (WTC), ein gewinnorientiertes
Unternehmen, dem [2][die Marke Ironman] gehört, habe mit der Aufteilung der
Männer und Frauen-Wettkämpfe im Wechselspiel zwischen Hawaii und Nizza bis
mindestens 2026 einen Mythos zerstört.
Und diese Kritik ist nachvollziehbar, weil das 1978 erschaffene Highlight
der Langdistanz allein aus Profitgründen seines Wesenskerns beraubt wurde.
Hintergrund: So können schlicht noch mehr Teilnehmer gelockt werden, die
nach erfolgter Qualifikation für eine Weltmeisterschaft eine vierstellige
Startgebühr blechen. Diesmal sind es rund 2.100 Triathletinnen aus 73
Nationen.
Niemand weiß so recht, wie sich das weibliche Solo anfühlt, denn solche
Ausdauerevents leben eigentlich vom Spirit, dass beide Geschlechter
gemeinsam die Herausforderung meistern. [3][Die fünfmalige Hawaii-Siegerin
Daniela Ryf], die in diesem Jahr trotz ihres eindrucksvollen Triumphs in
Roth als Wundertüte gilt, sagt: „Ich werde die Jungs ein bisschen
vermissen. Das wird die Renndynamik verändern – und die Vibes vor dem
Start.“ Die 36-jährige Schweizerin ist vom neuen Format nicht überzeugt.
2024 gehört die Insel und vor allem Kailua-Kona mit seinen bloß 23.000
Einwohnern wieder ganz den Eisenmännern, während die Frauen in Nizza
schwimmen, radeln und laufen. Im vergangenen Jahr waren zu diesem Zeitpunkt
5.500 Triathleten und Triathletinnen mitsamt Begleitpersonal nach Hawaii
aufgebrochen, um innerhalb von drei Tagen beide Rennen abzuhalten.
Es herrschten chaotische Verhältnisse. Die Unterkünfte waren exorbitant
teuer, in einigen Supermärkten gab es zeitweise kein Wasser und keine
Nudeln mehr zu kaufen. Sogar Bezirksbürgermeister Mitch Roth schlug Alarm.
Doch anstatt die Teilnehmerfelder einfach wieder zu reduzieren, beschloss
der von einem amerikanischen Finanzinvestor gelenkte Veranstalter unter
einem Aufschrei der Empörung die Zweiteilung. So krönte sich der erst 22
Jahre alte Franzose Sam Laidlow bei seinem Heimspiel in Nizza vor ein paar
Wochen zum Ironman-Weltmeister.
Der Deutsche Patrick Lange, der nach einem bravourösen Wettkampf Zweiter
wurde, erklärte danach, „dass dieses Rennen nach Hawaii gehört“. Der
37-Jährige wird etwas die Fernsehbilder aus Hawaii mit Wehmut betrachten,
wenn in aller Herrgottsfrühe in der Bucht von Kailua-Kona der traditionelle
Startschuss aus einer altertümlichen Kanone ertönt.
12 Oct 2023
## LINKS
[1] /Frauenwettbewerb-des-Iron-Man/!5629167
[2] https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&…
[3] https://danielaryf.ch/de/
## AUTOREN
Frank Hellmann
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