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# taz.de -- Frankfurts Fußballerinnen in Europa: Bitteres und Schönes
> Die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt starten ihren schwierigen Weg
> in die Champions League. Bei einigen wirkt der WM-Frust motivierend.
Bild: Anders als im DFB-Team ist Nicole Anyomi bei der Eintracht gesetzt
Das spezielle Fluidum des Europapokals für einen Klub wie Eintracht
Frankfurt haben auch die Fußballerinnen zur Genüge ausgekostet. Nicht
umsonst hatte der Verein bei seinen Reisen nach Barcelona und Sevilla zum
Europa-League-Triumph der Männer vor einem Jahr auch seine Frauen
eingeladen, die sich nun selbst den Traum von der Champions League erfüllen
sollen. Mit einem in der Mainmetropole ausgerichteten Mini-Turnier startet
der beschwerliche Weg in die Königsklasse: Der Bundesliga-Dritte ist
Favorit, wenn es zunächst im Stadion am Brentanobad gegen den 1. FC
Slovácko aus Tschechien (Mittwoch 18.30 Uhr/DAZN) geht.
Zuvor dürfte sich Juventus Turin gegen WFC Okzhetpes aus Kasachstan
(Mittwoch 13 Uhr) durchsetzen. Läuft alles nach Plan, treffen im Finale
Eintracht Frankfurt und Juventus Turin (Samstag 13 Uhr/DAZN) aufeinander,
weshalb bereits die große Arena im Stadtwald gebucht ist. Verbunden mit der
Hoffnung, die erste größere Aufmerksamkeit für den Frauenfußball in der
neuen Saison zu erzeugen, bevor die Woche drauf der Bundesliga-Betrieb mit
dem Eröffnungsspiel SC Freiburg gegen Meister FC Bayern (15. September
18.15 Uhr/ZDF) losgeht.
„Es ist eine riesengroße Ehre, in dieser Stadt dieses Turnier spielen zu
dürfen. Vor Fans, die uns pushen werden“, sagt die Eintracht-Kapitänin
Tanja Pawollek, die natürlich die Zielvorgabe aus der Vorstandsetage kennt,
dass bitte Männer wie Frauen international bis mindestens Weihnachten
beschäftigt sind. Nur der Sieger des Mini-Turniers kommt in die
Playoff-Runde, die wegen der WM in Australien und Neuseeland erst im
Oktober ausgespielt wird. Durch dieses Nadelöhr muss sich auch der
[1][Champions-League-Finalist VfL Wolfsburg] als Vizemeister erst noch
zwängen, um in die Gruppenphase zu kommen. Bei den Frauen spielen nur 16
und nicht wie bei den Männern 32 Teams mit.
Selbst für die Zweiten und Dritten aus Deutschland, England, Spanien oder
Frankreich ist die Qualifikation deshalb kein Selbstläufer: Manchester City
beispielsweise scheiterte zweimal an Real Madrid, Eintracht Frankfurt im
Vorjahr an Ajax Amsterdam durch ein Gegentor in der Nachspielzeit. Eine
bittere Erfahrung, die Trainer Niko Arnautis als Ansporn versteht. „Das hat
uns nicht umgeworfen“, versichert der 43-Jährige. Man habe daraus „eine
Extraportion Motivation“ gezogen.
## Negative WM-Erfahrung
Definitiv gilt das für seine fünf deutschen Nationalspielerinnen, die ihren
Frust bei der missglückten WM-Mission längst wieder in Lust umgewandelt
haben. Dass Stina Johannes als dritte WM-Torhüterin nur eine Nebenrolle
spielen würde, war hinlänglich bekannt, doch die vier Feldspielerinnen
Sophia Kleinherne, Sara Doorsoun, Laura Freigang [2][und Nicole Anyomi]
wunderten sich schon, als ihnen vor Turnierstart mitgeteilt wurde, dass sie
auf ihren Positionen nur Backup seien. Über die Bevorzugung der
Wolfsburgerinnen wird innerhalb der Liga bis heute viel geraunt.
Die Frankfurterinnen hätten darüber am lautesten klagen können, denn dass
die so formstarke Flügelspielerin Anyomi in keinem Gruppenspiel den Vorzug
vor der formschwachen Jule Brand bekam, war mindestens so fragwürdig wie
der Fakt, dass die zuverlässige Defensivallrounderin Kleinherne keine
WM-Minute spielte, obwohl mit Carolin Simon und Felicitas Rauch zwei
etatmäßige Linksverteidigerinnen ausfielen. Stattdessen machte auf dieser
Position die nach Wolfsburg gewechselte Chantal Hagel einen überforderten
Eindruck.
Kleinherne verkniff sich jeden Seitenhieb, als sie [3][auf ihrem
Instagram-Profil] rückblickend zur Weltmeisterschaft schrieb: „Wir brauchen
nicht zu leugnen, dass das Ergebnis unter unseren Ansprüchen lag. Trotzdem
durfte ich auf der Reise unglaublich viel erleben, für das ich unendlich
dankbar bin.“ Das Schönste sei jedoch, „dass der Blick nach vorne bei den
bevorstehenden Aufgaben keineswegs schwerfällt“.
Die Spielerinnen selbst könnten einordnen, was sie in Down Under erlebt
hatten, erklärt Arnautis vielsagend, gerade seine deutschen Stützen würden
sich jetzt auf die „schönen“ Aufgaben mit „ihrer“ Eintracht freuen. No…
mit keiner Silbe will der Coach über die mögliche Paarung gegen den
italienischen Vizemeister sprechen, erst einmal müssten die Hausaufgaben
gegen den besten tschechischen Ausbildungsklub erledigt werden. Auch das
klang wie eine Lehre aus dem deutschen WM-Versagen.
5 Sep 2023
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5935881&s=wolfsburg+champions+league&SuchRahmen=Prin…
[2] /Nicole-Anyomi-ueber-Rassismus-im-Fussball/!5940239
[3] https://www.instagram.com/p/CwF7phbslGW/?img_index=1
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Frauenfußball
Frauen-Bundesliga
Eintracht Frankfurt
Union Berlin
VfL Wolfsburg
Martina Voss-Tecklenburg
Schwerpunkt Rassismus
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