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# taz.de -- Start der Basketball-WM: Asien greift nach den Körben
> In den Philippinen, Japan und Indonesien hat die WM begonnen. Mit viel
> Aufwand soll der asiatische Markt erschlossen werden.
Bild: Der einzige Filipiner in der NBA, Jordan Clarkson, ist überall präsent
Seit Tagen drehen sich die Nachrichten in den [1][Philippinen] um ein
Thema: das größte Sportereignis, das je in dem südostasiatischen Land
stattgefunden hat. Rund um die Basketball-WM, die bis zum 10. September
läuft, ist alles einen Bericht wert: „Italiens Trainingseinheit vorm ersten
Spiel“, kündigte der TV-Sender ABS-CBN an. Die Zeitung Inquirer zählte auf,
welche NBA-Spieler für die WM ins Land kommen. Und CNN Philippines
spekulierte, was passiert, falls plötzlich ein Taifun heranstürmt.
Dabei ist das Turnier nicht nur hier [2][eine große Sache]. Tatsächlich
steht schon jetzt ein Rekord fest: Nie war eine Basketball-WM größer und
internationaler. Die Spiele der 32 Mannschaften finden nämlich in drei
Ländern statt: Neben den Philippinen zählen auch das 3.000 Kilometer weiter
nördlich gelegene [3][Japan] zu den Gastgebern sowie Indonesien, wohin es
etwa 1.700 Kilometer Richtung Süden sind.
Vor allem in den Philippinen, wo die meisten Spiele stattfinden, ist die
Angelegenheit riesig. Für die Turniereröffnung ordnete die Regierung
schulfrei an. Beamte sollten der Arbeit fernbleiben. Und weil die
Hauptstadtregion rund um Manila für ihre prekäre Verkehrslage bekannt ist,
werden die hier untergebrachten Mannschaften von ihren Hotels mit
Polizeiwagen eskortiert. Und auch das: Charly Cuna, Mitglied des
philippinischen WM-Organisationskomitees, prahlt, man habe 400 Busse für
einen Shuttleservice bereitgestellt. Mit diesen kämen alle Fans zu den
Spielstätten. „Wir ermutigen alle, nicht mit dem Auto zu kommen, sondern
die Busse zu nehmen.“
In einer auf den Autoverkehr ausgelegten Metropole wie Manila zeigt schon
diese Ansage, wie besonders die Situation ist. Warum sich sein Land derzeit
tatsächlich in einer Art Ausnahmezustand befindet, erklärt Cuna so: „Wir
sind begeistert, all den Fans das Beste zu geben.“ Im Basketball sind die
Philippinen, wo die Menschen im Durchschnitt etwas kleiner sind als in den
USA oder Europa, zwar kaum eine Weltmacht, aber der Hype ist trotzdem groß.
## Wie Basketball nach Asien kam
Der mit Abstand beliebteste Sport im südostasiatischen Land ist –
Basketball. Courts findet man hier auf dem Gelände von Kirchen, auf
Hinterhöfen und in praktisch jedem Dorf. Eingeführt wurde der Sport vor gut
einem Jahrhundert, als die USA hier Kolonialmacht waren. Aber der einzige
Filipiner, der heute in der weltweit führenden US-Liga NBA spielt, ist
Jordan Clarkson – ein Halbfilipiner, der im US-amerikanischen Tampa
aufwuchs und nie in den Philippinen gelebt hat.
Ähnlich ist die Lage und Geschichte des Basketballs im zweiten
Gastgeberland: Japan. Das Land, das am Freitag sein erstes Spiel gegen
Deutschland bestritt, war nie eine Kolonie der USA. Aber der ab Ende des
19. Jahrhunderts intensive politische und wirtschaftliche Austausch mit den
USA prägte das Land ebenso kulturell stark. Basketball zählt heute auch in
Japan zu den beliebtesten Sportarten.
Mit Rui Hachimura bejubelt das Land auch einen Spieler in der NBA, der
zudem in Japan geboren und ausgebildet wurde. Allerdings hat es Hachimura
vorgezogen, sich auf die neue Saison zu konzentrieren, und wird nicht bei
der WM starten. Nationaltrainer Tom Hovasse erklärte dennoch, dass seine
Truppe über die WM-Gruppenphase hinauskommen wolle: „Ich will von meinen
Spielern, dass wir aggressiv spielen. So können wir die Nummer eins Asiens
werden. Dann qualifizieren wir uns für Olympia in Paris.“
Weniger kompetitiv ist das dritte Austragungsland Indonesien, das trotz
Gastgeberstatus die Qualifikation für die Endrunde verpasst hat. Nicht nur
weil die Spiele in der Hauptstadt Jakarta nun ohne lokale Beteiligung
stattfinden, könnte diese WM daher unter einem Mangel an Turnieratmosphäre
leiden. Zwischen dem japanischen Austragungsort Okinawa und dem
indonesischen Jakarta liegen zehn Flugstunden. Ein kompaktes Turnier –
geschweige denn eines mit möglichst geringem ökologischem Fußabdruck – ist
diese WM kaum.
Wichtiger war dem Basketballweltverband Fiba offensichtlich anderes: Nicht
zuletzt in Konkurrenz zum weltweit boomenden Fußball will man auch
Basketball in Asien, dem mit Abstand bevölkerungsreichsten Kontinent der
Erde, pushen. Nach [4][China] ist dies die zweite Basketball-WM
hintereinander, die in Asien stattfindet. Und der Gastgeber 2027 steht auch
schon fest: Katar, ein weiteres asiatisches Land.
25 Aug 2023
## LINKS
[1] /Poolbillard-WM-auf-den-Phillipinen/!5120625
[2] /Basketball-EM/!5876296
[3] /Sommer-Basketball-mit-Barkley-in-Japan/!1387045/
[4] /Basketball-in-China/!5622858
## AUTOREN
Felix Lill
## TAGS
Basketball
Asien
Philippinen
Basketball
Olympischer Sport
Frauen-Fußball-WM 2023
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