Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Trauerarbeit mit dem DFB-Team: Die Leere nach dem Aus
> Nach dem frühzeitigen WM-Ausscheiden der Deutschen in Brisbane ist die
> Stimmung danach auch rund um das Stadion gespenstisch.
Bild: Tröstungsversuche: verbliebene deutsche Fans mit Bundestrainerin Voss-Te…
Ich finde es nach wie vor seltsam, ein Spiel von der Pressetribüne zu
verfolgen. Gestern fühlte es sich besonders komisch an. Häufig gibt es vor
dem Anstoß irgendwas zu erledigen, also bin ich meistens schon am Stadion,
wenn die großen Fanmassen noch gar nicht dort sind.
Gestern war das in Brisbane anders, ich saß vor dem Spiel mit anderen am
Straßenrand in einer Bar, und viele Leute mit Deutschland-Trikots strömten
an uns vorbei in Richtung Stadion, viele von ihnen sprachen Englisch – ein
paar der Australier*innen wählen sich für einzelne Begegnungen ein Team
aus.
Die Ränge selbst füllten sich aber wieder nur langsam, das passiert hier
wirklich immer erst ganz kurz vor Anpfiff. Und nach Spielende leert sich
dafür dann alles ganz schnell: Erst verschwinden die Kolleg*innen in der
Mixed Zone, dann die Teams und dann die Fans, deren Großteil mit Abpfiff
nach draußen stürmt. Die Stadionregie fährt ihr festes
Rausschmeißer-Programm.
## Versteinerte Spielerinnen
[1][Für die Podcast-Aufnahmen] während der WM sitze ich immer noch sehr
lange draußen und bin oft die Letzte auf der Tribüne. Die Fifa-Volunteers
bauen die Bildschirme ab, und auf dem Rasen ziehen die
Greenkeeper*innen mit den Mähern ihre Linien, auch an der Stelle, wo
nach Abpfiff noch sehr lange Marina Hegering lag und sichtlich fertig war.
Irgendwann ging Sara Doorsoun zu ihr, um sie zu trösten. Andere
Spielerinnen saßen wie versteinert auf der Bank.
[2][Der Schock sitzt tief], das ist den bisherigen Äußerungen deutlich zu
entnehmen. Ein Grüppchen deutscher Fans hatte noch sehr lange ausgeharrt,
um ebenfalls Trost zu spenden, aber irgendwann mussten DFB-Tross wie auch
Zuschauer*innen dann endgültig ihre Plätze räumen.
Wenn ich das Stadion wieder verlasse, hat sich die Menge schon immer längst
verzogen. Bei der WM ist es bei den meisten Fans nicht üblich, danach noch
lange am Spielort selbst zu feiern. In Brisbane gäbe es zumindest die Bars
dafür in der Nähe. Nach dem Spiel [3][der Deutschen gegen Kolumbien] in
Sydney hatte ich auf dem Weg ins Hotel danach noch viele feiernde Grüppchen
in gelben Trikots gesehen. Aber nach der Partie gegen Südkorea gab es nur
so eine merkwürdige losgelöste Leere samt einer Schlange von wartenden
leeren Bussen, obwohl anderthalb Stunden nach Abpfiff keine Fans mehr vor
Ort waren. Irgendwie gespenstisch.
Während der DFB ad hoc eine Heimreise zu planen hatte, ging es für mich
heute direkt weiter nach Sydney. Denn mit der K.-o.-Runde geht das Turnier
ja eigentlich erst so richtig los. Fans sehe ich auf meinem Weg heute
keine, aber als ich in Sydney am Hauptbahnhof ankomme, wird dort gerade die
WM-Werbung abgepellt, mit der eine sehr große Treppe beklebt ist. Ein
komischer Zeitpunkt dafür, zumal jetzt am Wochenende die Trophäe in der
Stadt ausgestellt wird. Aber irgendwie auch ganz passend zu der großen
Katerstimmung aus deutscher Perspektive.
4 Aug 2023
## LINKS
[1] https://rasenfunk.de/nationalteams/165
[2] /WM-Aus-fuer-Deutschland/!5952014
[3] /Zittern-im-DFB-Lager/!5947697
## AUTOREN
Annika Becker
## TAGS
DFB Team Frauen
Deutscher Fußballbund (DFB)
Frauen-Fußball-WM 2023
Kolumne Unten
Martina Voss-Tecklenburg
Martina Voss-Tecklenburg
Frauen-Fußball-WM 2023
## ARTIKEL ZUM THEMA
Krise der DFB-Elf der Frauen: Allgemeine Verunsicherung
Die Auswahl bangt nach der Pleite gegen Dänemark um das Olympia-Ticket. Die
Bundestrainerin ist derweil krank, sodass niemand umsteuern kann.
Die DFB-Auswahl nach der WM: Keine Breite ohne Spitze
Für den DFB war die Frauenfußball-WM ein Desaster. Doch das große Aufräumen
bleibt aus – dabei ist das Nationalteam so wichtig.
Eurozentrismus-Vorwürfe bei Fußball-WM: Von wegen Außenseiter
Südafrikas Trainerin Ellis spart nicht mit Kritik: Der Blick auf
afrikanische Fußballteams sei voller Vorurteile. Auch die Fifa kriegt ihr
Fett weg.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.