# taz.de -- Gefühlte Inflation höher als reale: Diskrepanz in Deutschland hoch | |
> Eine Analyse zeigt: Die gefühlte Inflation liegt in Deutschland derzeit | |
> bei 18 Prozent. Das beeinflusst das Kaufverhalten. | |
Bild: Bei Lebensmitteln des täglichen Bedarfs fallen steigende Preise besonder… | |
BERLIN rtr | Die von Verbrauchern wahrgenommene und die tatsächlich | |
ermittelte Inflation klaffen einer Studie zufolge in Deutschland besonders | |
stark auseinander. Die gefühlte Inflationsrate habe im Mai mit 18 Prozent | |
fast dreimal so hoch gelegen wie die [1][offiziell ermittelte Teuerung] von | |
6,1 Prozent, wie der Kreditversicherer Allianz Trade am Montag zu seiner | |
Analyse mitteilte. | |
„Das ist nicht unerheblich, denn die gefühlte Inflation beeinflusst das | |
Handeln der Verbraucher stark, zum Beispiel beim Kaufverhalten“, sagte die | |
Senior-Volkswirtin von Allianz Trade, Jasmin Gröschl. „Diese Diskrepanz | |
spielt also gerade für die Wirtschaft und die Unternehmen sowie für die | |
Zinspolitik eine wichtige Rolle.“ In der Eurozone insgesamt lägen beide | |
Werte um rund 9 Prozentpunkte auseinander, in Deutschland dagegen um rund | |
11. | |
Dieses Auseinanderklaffen habe verschiedene Gründe. So achteten Verbraucher | |
beispielsweise stärker auf Preisänderungen bei häufig anfallenden Einkäufen | |
wie Lebensmittel und Getränke, Kraftstoff oder sonstigen Besorgungen im | |
Supermarkt. „Wenn dort diese Preise überdurchschnittlich steigen, neigen | |
die Menschen dazu, eine wesentlich höhere Teuerung zu empfinden“, hieß es. | |
Aber auch psychologische Aspekte, demografische und [2][regionale | |
Unterschiede] sowie individuelles Konsumverhalten könnten dazu führen, dass | |
Verbraucher den Preisanstieg anders beurteilen als die offizielle Messung. | |
„So entstehen ein verzerrtes Bild und eine starke Diskrepanz zwischen der | |
wahrgenommenen und tatsächlichen Inflation“, so die Studie. | |
## Schwacher Euro hat Inflation erhöht | |
Nicht nur in der Wahrnehmung der Inflation bestehen viele Unterschiede, in | |
Europa sowie im deutschsprachigen Raum klaffen die offiziellen | |
Teuerungsraten ebenfalls weit auseinander. Im Mai reichte die Spanne den | |
Angaben nach von 2,8 Prozent in Griechenland bis 21,5 Prozent in Ungarn. In | |
Österreich waren es mit 8,8 Prozent mehr als in Deutschland (6,1 Prozent) | |
und der Schweiz (2,2 Prozent). | |
„Schlüsselfaktoren bei der Inflation sind die geografische Nähe zu | |
Russland, die Abhängigkeit von Energie- und Lebensmittelimporten, | |
staatliche Eingriffe zur Senkung einzelner Preise und die Stärke der | |
jeweiligen Währung“, sagte Gröschl. | |
In Deutschland kommen demnach alle Faktoren, die die Inflationsrate | |
beeinflussen, zum Tragen: Eine hohe Abhängigkeit von Energieimporten aus | |
Russland habe die Energiepreisrechnung stark ansteigen lassen. Dem wirkte | |
die Bundesregierung mit der Strom- und Gaspreisbremse entgegen. In der | |
Eurozone insgesamt habe ein schwacher Euro die Inflation erhöht, da in | |
Dollar gehandelte Rohstoffe wie Öl oder Gas dadurch teurer geworden sind. | |
19 Jun 2023 | |
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