Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Blauer Haken auf Twitter: Hakenlos durch das Netz
> Der Kurznachrichtendienst hat die kostenlosen Haken bei bisher
> verifizierten Accounts entfernt. Sie werden nun nach Bezahlung und Good
> Will vergeben.
Bild: Hier hakt es noch: Twitteraccount von Elon Musk
San Francisco/Berlin dpa/taz Der Kurznachrichtendienst Twitter hat die
Verifikationshäkchen entfernt, die früher kostenlos an Prominente und
relevante Personen vergeben wurden. Jetzt haben nur noch zahlende
Abo-Kunden das gleich aussehende Symbol in ihren Profilen – aber ohne echte
Überprüfung der Identität. Twitter-Eigentümer Elon Musk hatte schon vor
Monaten angekündigt, dass Nutzer:innen den Haken nur behalten dürfen,
[1][wenn sie dafür zahlen].
Unter den Prominenten, deren Accounts spät am Donnerstag das weiße Häkchen
auf blauem Hintergrund verloren, waren Fußballer Cristiano Ronaldo, die
Schauspielerin Halle Berry sowie zahlreiche Musik-Stars wie Lady Gaga,
Beyoncé, Shakira und Justin Timberlake. Auch zahlreiche Politiker:innen,
Journalist:innen und Medien, die zahlreiche bei Twitter vertreten sind,
nur hakenlos im Netz. Der [2][taz-Account @tazgezwitscher] mit seinen knapp
700.000 Follower:innen ist nun nicht mehr als offiziell verifizierter
Account erkennbar.
Zugleich behielten Bestseller-Autor Stephen King und Basketballer LeBron
James, die zuvor Abo-Zahlungen ablehnten, überraschend ihre
Verifikations-Symbole. Twitter-Besitzer Elon Musk erklärte dazu, er bezahle
persönlich für einige Profile. Dem Technologie-Blog „The Verge“ zufolge
lehnte James das Angebot von Twitter ab, die Abo-Kosten zu übernehmen. Der
Haken blieb zunächst trotzdem. [3][Stephen King legte Wert auf die
Feststellung], dass er kein Abo-Kunde sei. „Gern geschehen“, twitterte Musk
zurück.
Im Erklärtext zu den Häkchen steht, dass der Account für ein Abo bezahle
und dessen Telefonnummer bestätigt worden sei. Damit erweckt Twitter im
Fall von James und King den Eindruck, dass zwei prominente Kritiker des
neuen Systems nun doch mitmachten. Zugleich behielten unter anderem Rihanna
und Taylor Swift ihre Verifikations-Symbole – und äußerten sich zunächst
nicht dazu, auf welcher Basis. Ansonsten geben sich Nutzer mit den Häkchen
oft als Fans von Musk zu erkennen.
Twitter hatte die Symbole einst eingeführt, damit Nutzer sicher sein
konnten, dass sich niemand für Prominente, Politiker oder Sportler ausgibt.
Tech-Milliardär Elon Musk behauptete nach seinem Kauf von Twitter für rund
44 Milliarden Dollar, das Verfahren zur Vergabe der Häkchen sei „korrupt“
gewesen und sie seien zum Teil von Twitter-Mitarbeitern willkürlich
verteilt worden. Das System habe Nutzer in „Lords und Bauern“ geteilt,
deswegen sollten nun alle dafür bezahlen. Nun entschied ausgerechnet Musk
selbst eigenmächtig, wer ein Häkchen behalten soll, ohne dafür zu bezahlen.
## Twitterdebatte über Hakenverlust
Deutsche Twitter:innen, die bisher einen Haken hatte, kommentierten den
Wegfall, teils mit Erleichtertung. „Bin ganz froh, dass heute mein blauer
Haken verschwunden ist. Jetzt kann man sehen, wer ihn gekauft hat“,
[4][schrieb zum Beispiel der CDU-Politiker und Vielfachtwitterer Ruprecht
Polenz]. Der Schauspieler Marcus Mittermeier [5][twitterte]: „Ohne Haken
sind wir alle gleich“. „Hier verkünden jetzt alle ernsthaft, dass ihr Haken
weg ist, twitter hat euch echt kaputtgemacht“, [6][amüsierte sich] die
Autorin [7][Jagoda Marinic].
In der Nacht zum Freitag tauchten erste Fake-Profile auf. So wurde in einem
Tweet von „@NYC_GOVERNMENT“ behauptet, das sei der offizielle Account der
Stadt New York. Das echte Profil „@nycgov“ hat auch kein Häkchen-Symbol.
Ein Profil mit dem Namen und Foto der Schriftstellerin J. K. Rowling
entschuldigte sich für ihre umstrittenen Äußerungen der vergangenen Monate.
Beide Fake-Accounts wurden wenig später blockiert.
Jetzt könne sich jeder für sie ausgeben, kritisierte schon am Vortag die
Sängerin Dionne Warwick, deren Profil ebenfalls das Verifikations-Häkchen
verlor. Schon bei Einführung der Bezahl-Haken im November hatte es Chaos
mit täuschend echten Fake-Accounts einiger Prominenter und Unternehmen
gegeben. Danach wurden zusätzliche Vorkehrungen eingeführt.
Bei Twitter brachten Werbeeinnahmen traditionell den Großteil des Geschäfts
ein. Nach der Übernahme durch Musk gab es eine Abwanderung von
Anzeigenkunden. Er hofft nun stärker auf Abo-Erlöse von Nutzern und
Unternehmen. Das Häkchen-Symbol zum Teil eines Abos zu machen, gehört zu
dem Plan.
Bei dem neuen Modell gibt es eine tatsächliche Verifikation nur für
Unternehmen. Sie sollen für ihr goldgelbes Häkchen aber auch deutlich mehr
Geld bezahlen: 950 Euro pro Monat statt der 9,52 Euro für einzelne Nutzer.
## Deutscher Verlag twittert nicht mehr
Das Medienunternehmen VRM und dessen Zeitungen (unter anderem „Mainzer
Allgemeine Zeitung“, „Wiesbadener Tagblatt“ und „Darmstädter Echo“) …
vorerst alle redaktionellen Aktivitäten auf Twitter. Chefredakteur Lutz
Eberhard begründete den Schritt am Freitag mit der Übernahme der Plattform
durch den Multimilliardär Elon Musk. Die Zahl der Spam- und
Hass-Nachrichten dort steige, außerdem missbrauche Musk die
Kurznachrichtendienst „regelmäßig für private Zwecke“, etwa bei der
vorübergehenden Auswechslung des Twitter-Symbols gegen das Logo der
Kryptowährung Dogecoin.
Eberhard kritisierte zudem die Kennzeichnung amerikanischer Sender als
„staatlich finanziert“ und die von Musk eingeführte Unsitte, Presseanfragen
an Twitter mit einem „Kackhaufen-Emoji“ zu beantworten. „So eine Plattform
wollen wir nicht unterstützen“, heißt es in der auf den Internetseiten der
VRM-Zeitungen veröffentlichten Erklärung – weder mit Geld, noch mit
Inhalten.
21 Apr 2023
## LINKS
[1] /Kostenpflichtige-Social-Media-Angebote/!5917020
[2] https://twitter.com/tazgezwitscher
[3] https://twitter.com/StephenKing/status/1649147510525423626
[4] https://twitter.com/polenz_r/status/1649151250783432732
[5] https://twitter.com/MMittermeier/status/1649116476073181187
[6] https://twitter.com/jagodamarinic/status/1649153151344209930
[7] /Jagoda-Marinic/!a32142/
## TAGS
Twitter / X
Elon Musk
Social Media
Twitter / X
SpaceX
Twitter / X
Twitter / X
## ARTIKEL ZUM THEMA
Twitter und Desinformation: Nicht mehr gegen Desinformation
Laut Angaben der EU-Kommission will der Kurznachrichtendienst Twitter aus
dem EU-Kodex gegen Desinformation austreten.
Starship-Riesenrakete von SpaceX: Explosion bei erstem Testflug
Die unbemannte Riesenrakete von Elon Musk ist drei Minuten nach dem Start
explodiert. Ein erster Versuch war wegen technischer Probleme abgebrochen
worden.
Umbenennung von Twitter: Ein Wort mit X
Twitter Inc. hat einen neuen Namen. Damit treibt Elon Musk seine Umbaupläne
voran. Scheitern könnte er ausgerechnet an einem Punkt.
Verifzierung bei Twitter: Musk nimmt „New York Times“ Haken
Die US-Zeitung hat auf Twitter keinen Verifizierungshaken mehr, weil
Plattformboss Musk Groll gegen Medien hegt. Wert ist der Haken eh nichts
mehr.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.