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# taz.de -- Schottlands SNP nach Sturgeons Rücktritt: SNP im Strudel der Skand…
> Zur Amtsführung von Schottlands Ex-Regierungschefin Nicola Sturgeon
> kommen weitere Unregelmäßigkeiten ans Licht.
Bild: Nicola Sturgeon und ihr Ehemann Peter Murrell vor einem Wahllokal in Glas…
London taz | Die Krise der SNP (Schottische Nationalpartei), die gemeinsam
mit den Grünen die schottische Regionalregierung bildet, spitzt sich weiter
zu. Schatzmeister Colin Beattie wurde am Dienstag von der Polizei
festgenommen – die neueste in einer Serie innerparteilicher
Erschütterungen. Nun scheint auch der im Februar noch überraschend
erscheinende [1][Rücktritt der ehemaligen Ersten Ministerin Nicola
Sturgeon] mehr Sinn zu ergeben.
[2][Sturgeons Ehemann Peter Murrell], der lange SNP-Geschäftsführer war,
musste bereits polizeiliche Fragen zu verschollenen umgerechnet 750.000
Euro Spendengeldern beantworten. Die Gelder wurden der SNP zwischen 2017
und 2020 für eine neue Unabhängigkeitskampagne gespendet und sind
verschwunden. Sturgeons und Murrells gemeinsames Haus wurde mittlerweile
polizeilich durchsucht, ebenso die SNP-Parteizentrale. Auf dem Gut von
Murrells Mutter fand die Polizei ein luxuriöses Wohnmobil, das angeblich zu
Wahlkampfzwecken mit Parteigeldern gekauft worden war und dort nun seit
zwei Jahren herumstand.
Im März war Murrell aufgrund von falschen Angaben zur Mitgliederzahl der
SNP zurückgetreten: Es waren 72.186 Mitglieder, also 30.000 weniger als die
zuvor bekannten Angaben. Letzte Woche wurde außerdem bekannt, dass die
Rechnungsprüfer:innen der SNP im Oktober ihre Posten aufgaben.
Laut Angaben von Beattie vor seiner polizeilichen Befragung steht die SNP
aufgrund der niedrigeren als gemeldeten Mitgliederzahlen und des gesunkenen
Spendeneinkommens vor einem finanziellen Fiasko. Bereits 2021 hatte Murrell
der SNP umgerechnet 122.000 Euro geliehen, um sie liquide zu halten.
## Die Dominanz der SNP in Schottland bröckelt
All das geschah in der Zeit, als das Ehepaar Sturgeon-Murrell die SNP und
Schottland praktisch als Familienteam regierten. Manche fordern nun, dass
Sturgeon, die eigentlich als Abgeordnete weiter im schottischen Parlaments
sitzen will, nun auch von diesem Amt zurücktreten solle. Sie verweisen auf
eine innerparteiliche Videokonferenz vom März 2021, in der sie Fragen zur
Finanzlage der Partei abweist: Es gehe der SNP finanziell bestens,
versicherte sie damals.
Sturgeons Ruf als vertrauenswürdige Politikerin scheint ramponiert.
Schottlands neuer Regierungschef [3][Humza Yousaf], der nach Sturgeons
Abgang das Rennen um ihre Nachfolge nur knapp mit 52,1 Prozent der Stimmen
der SNP-Mitglieder gewonnen hatte, bezieht sich immer weniger auf sie,
während er im Wahlkampf noch als derjenige Kandidat aufgetreten war, der
ihr am nächsten stand.
Der erste muslimische Partei- und Regierungsführer Großbritanniens muss nun
verhindern, dass es weitere Abgänge in die vom einstigen SNP-Führer Alex
Salmond gegründete Alba-Partei gibt. Doch seiner einstigen Kontrahentin im
Kampf um die Parteispitze, der konservativ-religiösen Kate Forbes, die die
Partei vom liberal-progressiven Kurs wegsteuern wollte, bot Yousaf nur
einen Kleinposten an, den sie nicht annahm. Jetzt könnte Forbes Yousafs
Parteiführung vergiften. Bereits im Wahlkampf maulten die beiden sich
öffentlich gegenseitig an.
Eigentlich wollte Yousaf weiter einen klaren Kurs gegen die britische
Regierung in London fahren. Nun aber steckt die SNP, die noch vor Monaten
die schottische Unabhängigkeit herbeiführen wollte, in der tiefsten Krise
seit 50 Jahren. Spätestens nächstes Jahr wird es in Großbritannien
Parlamentswahlen geben. Labour, die Tories und die bisher relativ
erfolglose Alba-Partei machen sich schon bereit, um die SNP-Dominanz in
Schottland zu beenden.
18 Apr 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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