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# taz.de -- Italienische Schauspiellegende: Gina Lollobrigida ist tot
> Sie war eine der Ikonen aus Hollywoods goldenem Zeitalter. Nun ist die
> italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren
> gestorben.
Bild: Schauspielerin Gina Lollobrigida 2013 in ihrem Haus in Rom
Rom dpa | Auf der Leinwand verdrehte sie den Hollywood-Stars reihum den
Kopf, auf den roten Teppichen setzte sich Gina Lollobrigida immer gern als
große Diva in Szene. In ausgefallenen Abendroben, grell geschminkt und mit
schriller Haarpracht war die Vollblut-Italienerin mit dem umständlichen
Nachnamen ein Unikum. Auf ein Metier ließ sie sich nie festlegen. [1][Sie
war Kino-Ikone], Sexsymbol, Fotojournalistin, Bildhauerin und
UN-Botschafterin – und in allem stets selbstständig.
Umso schmerzhafter war es für ein ganzes Land, wie „Lollo“ nach einem
Familienstreit entmündigt wurde und in den letzten Jahren nur noch um ihre
Würde flehte. Nun ist Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren gestorben –
Italien verliert einen seiner großen Stars.
1927 in dem Örtchen Subiaco östlich von Rom geboren, wird Gina schon als
Dreijährige in einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Nach dem
Zweiten Weltkrieg geht sie in die Hauptstadt, will Malerei und Bildhauerei
studieren und schlägt sich mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von
Gästen in den Lokalen durch.
Zum Film kommt sie zufällig: 1946 wird sie auf der Straße entdeckt und 1947
vom Produzenten Mario Costa für den Film „Opernrausch“ engagiert. Nur ihr
Name erscheint anfangs selbst den Regisseuren zu schwer – sie wollen den
vielversprechenden Jungstar „Diana Lori“ nennen. Lollobrigida sträubt sich:
„Mein Onkel ist trotz unseres langen Namens ein bekannter Maler geworden.“
## Sie fotografierte Castro, Pelé, Reagan, Newman, Dalí
Lange gilt die brünette Darstellerin in Anlehnung an einen ihrer Filmtitel
als „die schönste Frau der Welt“. In den 50er und 60er Jahren macht sie als
umgarnter Männerschwarm Furore. Doch hat Gina – eine Koseform des Namens
Luigina – stets mehr zu bieten: In mehr als 60 Filmen wirkt sie mit und
macht später noch mit der Fotokamera und dem Bildhauerspachtel eine zweite
und dritte Karriere.
Bereits Anfang der 70er Jahre entscheidet sich „Gina nazionale“ zu dem
Rollenwechsel vom Film zur Fotografie – mit gutem Grund: „Ich habe es
abgelehnt, mich auszuziehen“, erklärt sie später. Daraufhin hätten die
Filmproduzenten sie links liegen lassen.
Kein Problem für die selbstbewusste Italienerin, die sich kurzerhand auf
ihre andere Passion konzentriert. Sie lichtet Prominente wie Fidel Castro,
das brasilianische Fußballidol Pelé, Ronald Reagan, Paul Newman und
Salvador Dalí ab. Selbst die deutsche Fußballnationalmannschaft posiert vor
ihrer Linse.
In den 1990er Jahren folgt die dritte Karriere. Lollobrigida kehrt quasi zu
ihren Anfängen zurück und nimmt Unterricht bei dem bekannten Bildhauer
Giacomo Manzù. Später arbeitet sie häufig in ihrem Atelier in Pietrasanta
in der Toskana, stellt Skulpturen in Moskau und Sevilla aus. Nebenbei
engagiert sie sich für eine bessere Welt, wird zur Unicef- und
FAO-Botschafterin.
Zu Gina Lollobrigidas Welterfolgen zählen Filme wie „Fanfan, der Husar“ und
„Die Schönen der Nacht“ sowie „Der Glöckner von Notre Dame“, wo sie a…
Seite von „Quasimodo“ Anthony Quinn die umschwärmte Esmeralda spielt. Sie
dreht an der Seite von Humphrey Bogart, Marcello Mastroianni, Sean Connery,
Alec Guinness, Burt Lancaster und Rock Hudson und arbeitet mit Regisseuren
wie Howard Hughes und René Clair zusammen.
Einen Oscar, den ihre Landsfrauen Sophia Loren und Anna Magnani bekamen,
erhält Lollobrigida jedoch nie. Dafür wird sie in Washington von Präsident
Eisenhower empfangen und erhält 1985 aus der Hand des französischen
Kulturministers das „Offizierskreuz für Kunst und Wissenschaft“.
## „Ich habe das Recht, in Frieden zu sterben“
„Weniger Glück als andere“ hat sie nach eigenen Angaben „in
Herzensangelegenheiten“. 1949 heiratet sie den jugoslawischen Arzt Milko
Skofic. Aus der Ehe, die 1971 geschieden wird, geht Sohn Milko Jr. hervor.
Anschließend sagt man „Lollo“ zahlreiche Affären etwa mit Milliardär How…
Hughes und dem Politiker Henry Kissinger nach.
2006, mit 79 Jahren, macht sie noch einmal Schlagzeilen, als sie den 34
Jahre jüngeren Javier Rigau heiraten will. Doch dazu kommt es nicht – der
Spanier stellt sich als Heiratsschwindler heraus.
In ihren letzten Jahren steht erneut ein junger Mann im Fokus, „mein großes
Glück“, wie Lollobrigida sagt. Offiziell ist er ihr Assistent und wohnt mit
seiner Familie bei der Schauspielerin. Sohn Milko behauptet, der Mann habe
die Seniorin manipuliert. Deswegen und als Folge des Eklats um den
spanischen Betrüger erwirkt der Sohn, dass seiner Mutter ein Finanzvormund
vorgesetzt wurde. Lollobrigida und ihr Anwalt meinen, Milko gehe es nur um
das Vermögen der Mutter.
„Ich habe das Recht, in Frieden zu leben, aber auch in Frieden zu sterben“,
sagt Lollobrigida 2021 in einem TV-Interview. „In meinem Alter sollte ich
eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin
müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen.“
16 Jan 2023
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