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# taz.de -- Reaktion auf Inflation: Fed erhöht erneut die Zinsen
> Die US-Notenbank erhöht ein weiteres Mal den Leitzins – um 0,75
> Prozentpunkte. Die Folgen bekommt auch Deutschland zu spüren.
Bild: Die Entscheidungen der US-Notenbank haben Einfluss auf die Weltwirtschaft
Washington dpa | Mit ihrem dritten ungewöhnlich kräftigen Zinsschritt
nacheinander setzt die US-Notenbank ihren aggressiven Kampf gegen die
[1][Inflation] fort. Die strenge Geldpolitik soll die Teuerungsrate in den
USA endlich spürbar senken. Die Fed erhöhte am Mittwoch ihren Leitzins
erneut um 0,75 Prozentpunkte – und Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich,
dass mit den großen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist.
„Ohne Preisstabilität funktioniert die Wirtschaft für niemanden“, sagte e…
Doch die Entscheidung der Zentralbanker hat nicht nur Auswirkungen auf die
größte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch auf wirtschaftsschwächere
Staaten. Und auch Deutschland bekommt die Folgen der US-Zinspolitik zu
spüren.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa,
warnt seit Monaten vor einer Schuldenkrise für Länder mit mittlerem und
niedrigem Einkommen. „Wir müssen erkennen, dass es eine tektonische
Verschiebung gibt“, sagte sie etwa im Juli. Die Welt sei schockanfälliger
geworden. Aktuell führten die Auswirkungen der Lieferkettenunterbrechungen
wegen der [2][Corona-Pandemie] und des „Schreckens eines erneuten
[3][Krieges in Europa]“ zu einer galoppierenden Inflation.
Die Zentralbanken konzentrierten sich zwar zu Recht darauf, diese mit
Zinserhöhungen zu bekämpfen, betonte die IWF-Chefin. Doch mit den
Zinserhöhungen der Zentralbanken verschärften sich die globalen
Finanzbedingungen stärker als bisher angenommen.
Das Hauptproblem: Die hohen Zinssätze treiben den US-Dollar in die Höhe –
zum Nachteil anderer Länder. Denn nicht nur Importe werden teurer, sondern
auch die Bedienung von Krediten. Die straffe Geldpolitik der US-Notenbank
bekommen daher vor allem einkommensschwächere Länder zu spüren, die sich
während der Pandemie hoch verschuldet haben und ihre Kredite in US-Dollar
aufgenommen haben – selbst aber keine Dollars verdienen. Die höheren Zinsen
verteuern diese Kredite.
## Folgen für ärmere Länder
Das passiert zu einem Zeitpunkt, an dem die Inflation viele Länder in
Zentralasien, Lateinamerika und südlich der Sahara in Afrika ohnehin schon
in Nöte bringt. Die steigenden Zinssätze verschlimmern die Lage. Hinzu
kommt, dass bei hohen Zinsen in den USA Kapital aus Entwicklungs- und
Schwellenländern abfließen kann.
Denn steigen die Zinssätze in den USA, werden Anlagen dort attraktiver.
Anleger, die aktuell in einkommensschwächeren Ländern investieren, könnten
sich dazu entscheiden, stattdessen auf den nun attraktiveren US-Markt
auszuweichen. Für die betroffenen Länder hat das schwerwiegende Folgen,
denn sie dürften sich noch schwerer von den katastrophalen Auswirkungen der
Pandemie erholen.
Die US-Zinspolitik kann in einkommensschwachen Ländern eine ernsthafte
Wirtschaftskrise auslösen – wie auch die Geschichte zeigt. Die Folgen des
sogenannten Volcker-Schocks sind dabei besonders in Erinnerung geblieben.
Der legendäre Fed-Chef Paul Volcker erhöhte in den 1980er Jahren im Kampf
gegen die Inflation drastisch die Zinsen.
Das Wirtschaftswachstum in den USA wurde gebremst. Das riss aber auch
andere Volkswirtschaften mit nach unten. Länder wie Mexiko und Chile
schlitterten in eine schwere Schuldenkrise, von der sie sich jahrelang
nicht erholten. In Lateinamerika sprach man gar von einem verlorenen
Jahrzehnt. Auch in späteren Jahren hatten Zinsanhebungen der Fed immer
wieder auch wirtschaftliche Folgen für Entwicklungs- und Schwellenländer.
## Warnung der Weltbank
Ökonominnen und Ökonomen warnen nun davor, dass sich diese Szenarien
wiederholen könnten – mit verheerenden Konsequenzen für die Menschen in
diesen Staaten. „Hohe Inflation, steigende Zinssätze und ein sich
verlangsamendes Wachstum haben die Voraussetzungen für Finanzkrisen
geschaffen, wie sie Anfang der 1980er Jahre eine Reihe von
Entwicklungsländern heimgesucht haben“, schrieben Sebastian Essl und
Marcello Estevão von der Weltbank bereits im Juni.
Auch Deutschland als Exportnation dürfte die Auswirkungen einer solchen
Schuldenkrise zu spüren bekommen. Denn die deutschen Exporte könnten
gefährdet werden, wenn sich in anderen Ländern die wirtschaftliche Lage
drastisch verschlechtert.
Die Zinspolitik der Fed setzt auch den Euro massiv unter Druck. Die
Gemeinschaftswährung fiel im späten US-Währungshandel am Mittwoch wieder
unter den US-Dollar und sogar auf den niedrigsten Stand seit Ende 2002. Im
Sommer war ein Euro erstmals seit rund zwei Jahrzehnten weniger wert als
ein Dollar. Die Europäische Zentralbank hat viel später als die Fed
angefangen, die Zinsen zu erhöhen.
Auf die Frage, ob die Fed auch die Entwicklungen im Rest der Welt im Blick
habe und damit auch eine mögliche globale Rezession, sagte Fed-Chef Powell:
„Wir sind uns sehr bewusst, was in anderen Volkswirtschaften auf der ganzen
Welt vor sich geht und was das für uns bedeutet – und umgekehrt.“ Man
versuche sich natürlich abzustimmen, aber das sei bei den unterschiedlichen
Zinsniveaus schon auch schwierig. Sein Resümee: „Wir befinden uns alle in
sehr unterschiedlichen Situationen.“
22 Sep 2022
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