| # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Scholz doch keine Leberwurst | |
| > Der scheidende Botschafter Melnyk bietet dem Kanzler eine Entschuldigung | |
| > an. Russland erklärt das Asow-Regiment zur Terrororganisation. | |
| Bild: Olaf Scholz bei einer Kabinettssitzung im Juli | |
| ## Russland erklärt Asow-Regiment zur Terrororganisation | |
| Das Oberste Gericht Russlands hat das ukrainische Asow-Regiment am Dienstag | |
| zu einer verbotenen Terrororganisation erklärt. Das Büro der russischen | |
| Generalstaatsanwaltschaft hatte einen entsprechenden Antrag im Mai | |
| eingereicht. Ukrainischen Kriegsgefangenen des Regiments in Russland droht | |
| damit eine Anklage wegen Terrorismus. | |
| Eine große Zahl von Kämpfern des Regiments wird von Moskau festgehalten. | |
| Die russischen Behörden haben zahlreiche Strafverfahren gegen sie eröffnet. | |
| Sie werden beschuldigt, Zivilisten getötet zu haben. | |
| Das [1][Asow-Regiment ist eine Einheit innerhalb der ukrainischen | |
| Nationalgarde.] Es entstand aus dem 2014 gegründeten Asow-Bataillon – einer | |
| von vielen Freiwilligenbrigaden, die das unterfinanzierte ukrainische | |
| Militär im Kampf gegen prorussische Separatisten im Osten der Ukraine | |
| unterstützen wollten. | |
| Zunächst zog das Asow-Bataillon vor allem Kämpfer aus rechtsextremen | |
| Kreisen an. Seine aktuellen Mitglieder haben Vorwürfe von Nationalismus und | |
| Radikalismus zurückgewiesen. (ap) | |
| ## Melnyk bietet Scholz Entschuldigung an | |
| Kurz vor seinem Abschied aus Deutschland hat der bisherige ukrainische | |
| Botschafter Andrij Melnyk Bundeskanzler Scholz (SPD) eine Entschuldigung | |
| für Schmäh-Äußerungen angeboten. Er habe im Kanzleramt um ein Gespräch mit | |
| Scholz wegen seines baldigen Abschieds aus Deutschland gebeten, sagte | |
| Melnyk am Dienstag bei Bild TV. „Wenn der Kanzler mich empfangen würde vor | |
| dem Abschied, dann würde ich mich bei ihm entschuldigen.“ | |
| Entschuldigen würde er sich dafür, dass er den Kanzler als „beleidigte | |
| Leberwurst“ bezeichnet hatte, sagte Melnyk. Der Diplomat hatte diese | |
| Äußerung getätigt, als Scholz nach der Ausladung von Bundespräsident | |
| Frank-Walter Steinmeier aus der Ukraine zunächst eine eigene Reise nach | |
| Kiew abgelehnt hatte. | |
| Der ukrainische Präsidenten Selenski hatte Melnyk Anfang Juli von dem | |
| Botschafterposten in Berlin abberufen. Melnyk wird nach seiner Rückkehr | |
| nach Kiew weiter im diplomatischen Dienst seines Landes tätig sein. Nicht | |
| kommentieren wollte er Berichte, er werde stellvertretender Außenminister. | |
| Darüber müsse die Regierung entscheiden. (afp) | |
| ## Russland warnt vor Scheitern des Getreideabkommens | |
| Ungeachtet des ersten aus einem ukrainischen Hafen ausgelaufenen | |
| Frachtschiffs warnt Russland erneut vor einem möglichen Scheitern des | |
| Getreideabkommens. Die Vereinbarung zur Getreideausfuhr habe einen | |
| Paketcharakter, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, | |
| Maria Sacharowa, am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. „Darum warnen | |
| wir vor Versuchen, den zweiten Teil des Pakets zu verzögern oder nicht zu | |
| erfüllen“, sagte sie mit Blick auf eine in Aussicht gestellte Lockerung | |
| einiger Sanktionen gegen Russland. | |
| Moskau und Kiew hatten sich vor rund anderthalb Wochen unter | |
| internationaler Vermittlung auf ein Abkommen zur Freigabe der | |
| Getreide-Exporte aus der Ukraine geeinigt, die wegen Russlands | |
| Angriffskrieg monatelang blockiert waren. Am Montag lief das erste Schiff | |
| aus dem Hafen von Odessa aus. | |
| Russland hat stets betont, es erwarte im Gegenzug, dass seine Getreide-, | |
| Lebensmittel- und Düngerexporte ebenfalls wieder in vollem Umfang | |
| aufgenommen werden können. (dpa) | |
| ## Selenski sieht positives Signal im Ende der Getreideblockade | |
| Der ukrainische Präsident Selenski zeigte sich [2][nach der Wiederaufnahme | |
| der Getreideexporte] vorsichtig optimistisch, die globale Versorgungskrise | |
| lösen und die eigene Wirtschaft ankurbeln zu können. „Der Hafen hat | |
| begonnen zu arbeiten und dies ist ein positives Signal dafür, dass es eine | |
| Chance gibt, die Entwicklung der Nahrungsmittelkrise in der Welt zu | |
| stoppen“, sagte Selenski am Montagabend in seiner täglichen Videobotschaft. | |
| Seinen Angaben nach warten 16 weitere Schiffe in den Häfen darauf, | |
| abgefertigt zu werden. | |
| Selenski machte deutlich, dass die Umsetzung des Getreideabkommens, das ein | |
| Ende der russischen Seeblockade vorsieht, auch für die Ukraine von enormer | |
| Bedeutung ist. Es gehe nicht nur um Milliarden an Deviseneinnahmen. | |
| „Ungefähr eine halbe Million Ukrainer sind am Anbau der | |
| landwirtschaftlichen Exporterzeugnisse beteiligt, und wenn wir verwandte | |
| Industrien hinzufügen, dann sind das noch eine Million Arbeitsplätze | |
| zusätzlich“, sagte er. | |
| Zudem sollten internationale Verbündete aufmerksam verfolgen, ob sich | |
| Moskau weiter an den Deal halte, mahnte er. „Wir können nicht den | |
| Illusionen verfallen, dass Russland es einfach unterlassen wird, zu | |
| versuchen, ukrainische Exporte zu stören.“ | |
| Ein Sprecher des russischen Militärs versicherte am Montagabend, dass | |
| Russland seine Verpflichtungen zur Umsetzung des Abkommens einhalten werde. | |
| (dpa/ap) | |
| ## Baerbock lobt „Geste der Humanität“ | |
| In New York begrüßte Außenministerin Annalena Baerbock das Auslaufen des | |
| ersten Getreidefrachters als „kleine Geste der Humanität“. | |
| Bundesagrarminister Cem Özdemir betonte indes die Notwendigkeit für den | |
| Ausbau alternativer Transportwege für Getreide aus der Ukraine. „Es geht um | |
| permanente Alternativen, nicht um temporäre“, sagte der Grünen-Politiker | |
| der Rheinischen Post (Dienstag). „Ich will die EU-Kommission dafür | |
| gewinnen, den Ausbau alternativer Exportrouten zu forcieren.“ Die Ukraine | |
| dürfe in der Frage nicht weiter auf Russland angewiesen sein. (dpa) | |
| ## Spanien erlässt Energiesparverordnung | |
| Die spanische Regierung hat wegen des russischen Angriffskriegs gegen die | |
| Ukraine „dringende Maßnahmen“ zur Einsparung und zur effizienteren Nutzung | |
| von Energie beschlossen. Alle Gebäude des öffentlichen Sektors, aber auch | |
| Kaufhäuser, Kinos, Arbeitsstätten, Hotels, Bahnhöfe und Flughäfen werden | |
| künftig ihre Räumlichkeiten im Sommer auf nicht weniger als 27 Grad | |
| abkühlen und im Winter auf höchstens 19 Grad beheizen dürfen. Das sei auf | |
| der wöchentlichen Kabinettssitzung in Madrid beschlossen worden, erklärte | |
| am Montagabend die Ministerin für Ökologischen Wandel, Teresa Ribera. | |
| Die Maßnahmen des königlichen Dekrets müssen nach Angaben Riberas | |
| spätestens nach einer einwöchigen „Anpassungsperiode“ nach Veröffentlich… | |
| im Amtsblatt umgesetzt werden. Sie sollen bis zum 1. November 2023 in Kraft | |
| bleiben. Es handele sich um ein erstes Maßnahmenpaket, das in einer | |
| „kritischen Lage“ nötig sei. Europa benötige die Hilfe Spaniens. „Es is… | |
| der Zeit, solidarisch zu sein“, betonte die Ministerin der linksgerichteten | |
| Regierung. | |
| Neben anderen Maßnahmen müssen Läden und Betriebe mit automatischen | |
| Systemen, die bis zum 30. September installiert sein müssen, ihre Türen | |
| geschlossen halten, um je nach Jahreszeit das Entweichen von Wärme oder | |
| kühler Luft zu vermeiden. Die Beleuchtung von nicht benutzen Büros, von | |
| Schaufenstern und Denkmälern muss außerdem nach 22 Uhr ausgeschaltet | |
| werden. Überprüfungen der Energieeffizienz von bestimmten Gebäuden sollen | |
| vorgezogen werden. Die Privatwirtschaft rief Ribera dazu auf, das Arbeiten | |
| im Homeoffice zu verstärken. | |
| Mit diesen und mit weiteren Maßnahmen, die nach der Sommerpause beschlossen | |
| werden sollen, will Spanien die vom Land eingegangenen Verpflichtungen im | |
| Rahmen des in der vorigen Woche vereinbarten europäischen Notfallplans | |
| einhalten. Das Land soll den Gaskonsum um sieben Prozent reduzieren. | |
| Spanien hatte sich [3][wie andere EU-Länder dem Notfallplan] zunächst | |
| widersetzt, das Vorhaben nach Zugeständnissen aber am Ende gebilligt. (dpa) | |
| ## Kritik an Russlands Atompolitik | |
| US-Außenminister Antony Blinken hat Russland vorgeworfen, seine Atomwaffen | |
| für rücksichtslose Kriegsdrohungen einzusetzen. Frühere Äußerungen von | |
| Kremlchef Wladimir Putin, wonach militärische Hilfe für die Ukraine | |
| beispiellose Folgen haben könne, seien „gefährliches nukleares | |
| Säbelrasseln“, sagte Blinken am Montag zum Start der Überprüfungskonferenz | |
| zum Atomwaffensperrvertrag (NVV) in New York. | |
| Bei einem weiteren Auftritt am Rande der Konferenz sagte Blinken, die | |
| US-Regierung sei auch „zutiefst besorgt“ darüber, dass Russland im Krieg | |
| gegen die Ukraine mehrere dortige Atomkraftanlagen eingenommen habe. Mit | |
| Blick auf das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja etwa gebe es | |
| glaubhafte Berichte, dass Russland die Anlage als eine Art Schutzschild | |
| benutze – also aus der Nähe der Anlage auf ukrainische Kräfte schieße. Die | |
| Ukrainer könnten nicht zurückschießen, weil es dadurch zu einem | |
| schrecklichen atomaren Unfall kommen könnte. (dpa) | |
| ## Putin will keinen Atomkrieg starten | |
| Kremlchef Wladimir Putin trat den seit Kriegsbeginn wachsenden | |
| Befürchtungen entgegen, dass Moskau in der Ukraine womöglich Atomwaffen | |
| einsetzen könnte. „Wir gehen davon aus, dass es in einem Atomkrieg keine | |
| Sieger geben kann und er niemals begonnen werden darf“, schrieb Putin in | |
| einem am Montag auf der Webseite des Kremls veröffentlichten Grußwort an | |
| die Teilnehmer der Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York. | |
| Russland werde sich an seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag | |
| halten. (dpa) | |
| ## Deutsche Artilleriesysteme in der Ukraine | |
| Die Ukrainer freuen sich über eine Verstärkung ihrer eigenen | |
| Artilleriesysteme. Am Montag trafen nach Angaben aus Kiew | |
| Mehrfachraketenwerfer des Typs Mars II aus Deutschland ein. | |
| Verteidigungsminister Olexej Resnikow bedankte sich bei seiner deutschen | |
| Kollegin Christine Lambrecht für die Waffenhilfe. | |
| Lambrecht hatte die Lieferung bereits in der vergangenen Woche annonciert. | |
| Demnach gingen drei Mars II-Systeme an die Ukraine. An schweren Waffen hat | |
| Deutschland zudem die Flugabwehrpanzer Gepard und Artilleriegeschütze vom | |
| Typ Panzerhaubitze 2000 an Kiew übergeben. (dpa) | |
| 2 Aug 2022 | |
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