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# taz.de -- Spitzenspiel St. Pauli gegen Werder: Auf die Freundschaft
> St. Pauli und Werder Bremen vertagen beim 1:1 die Vorentscheidung um den
> Bundesliga-Aufstieg. Beide lassen Schalke 04 vorbeiziehen.
Bild: St. Paulis Überflieger: Daniel-Kofi Kyereh jubelt über seinen Treffer
Hamburg taz | Es war ein taktischer Fehler von [1][Werder Bremen]. Nicht
von der Mannschaft oder dem Trainer, sondern vom Social-Media-Team. Das
hatte am Freitag vor dem Spitzenspiel beim FC St. Pauli auf Twitter
geworben, Werder würde künftig jenem Account folgen, der mit seiner Antwort
die meisten Likes einsammelt. Und natürlich machten sich HSV-Fans den Jux,
ihren Fanclub „HSV inside“ ganz nach vorn zu pushen.
Da half auch nichts, dass die Werderaner konterten: „Guter Versuch, aber
wir folgen dem einzig relevanten Account aus Hamburg schon“ – und dazu
einen Screenshot des Profils vom FC St. Pauli anhängten.
Die Freundschaft zwischen dem [2][FC St. Pauli] und Werder Bremen ist seit
Jahrzehnten gewachsen. Spieler wechseln hin und her, ohne dass das der
Zuneigung der Anhängerschaft großartigen Abbruch täte. Nicht einmal, dass
die Werder-Fans das Millerntor am Sonnabend in grünen Nebel tauchten, wurde
als besondere Provokation aufgefasst.
Ein bisschen schien es auch auf dem Platz so, als wollte man einander
zumindest nichts Schlechtes. Als es nach einer Stunde 1:1 stand, wirkten
beide Teams damit einigermaßen einverstanden. Sie spielten bemerkenswert
fair, die einzige gelbe Karte gab es für ein taktisches Foul.
## Umstrittene Szene vor dem Ausgleich
Die Sonne kam raus, das Riesenrad auf dem Hamburger Dom nebenan begann sich
zu drehen, die Ultras sangen ihren Singsang, das Stadion war ausverkauft –
wie früher, vor der Pandemie. Es hätte fast in Vergessenheit geraten
können, dass nur noch fünf Saisonspiele ausstehen, dass hier der Zweite
gegen den Ersten spielte und dass ein etwaiger Sieger einen Riesenschritt
in Richtung Erste Bundesliga hätte machen können.
Die Trainer waren hinterher einig darin, nicht ganz so zufrieden zu sein:
Werders Ole Werner, weil sein Team die bessere Struktur im Spiel und auch
die klareren Chancen gehabt hatte – und das trotz der von Werner artig
anerkannten besonderen Atmosphäre am Millerntor.
Und St. Paulis Timo Schultz, weil Werders Felix Agu vor Niclas Füllkrugs
Ausgleichstreffer den Ball unter Zuhilfenahme der Hand durchgesteckt hatte
und Schiedsrichter Florian Badstübner davon auch nach Videokontrolle nichts
wissen wollte. Aber Schultz gab sich staatstragend: „Wenn er das so gesehen
hat, müssen wir damit leben.“ Lieber verwies er auf das Positive: „Am Ende
haben beide Mannschaften einen Punkt mehr auf dem Konto – und das ist auch
nicht so unwichtig.“
Zu verdanken hatte St. Pauli das wieder einmal vor allem Daniel-Kofi
Kyereh, der kurz vor der Pause angerauscht kam und die Führung erzielte.
Der Mittelfeldspieler ist Dreh- und Angelpunkt im Team. Wenn er nicht
spielt, läuft es bei St. Pauli nicht. Wenn er spielt, läuft er mehr als die
meisten. Von St. Paulis letzten sechs Toren hat Kyereh vier geschossen.
Gegen Werder hat er nicht nur getroffen, sondern zudem ein paar Mal am
eigenen Strafraum stark geklärt.
Das ist sehr gut für St. Pauli, und es ist auch gefährlich. Die Mannschaft
ist so abhängig von ihm, dass er, nachdem er sich mit Ghanas Nationalelf
für die WM qualifiziert hatte, in Rostock vergangene Woche sofort wieder
spielen musste. Kyereh war platt, spielte schwach. St. Pauli verlor, was in
der Endabrechnung um den Aufstieg vielleicht mehr schmerzen wird als das
Unentschieden gegen Werder.
Kyereh hat in letzter Zeit immer wieder gesagt, dass er gern in der ersten
Liga spielen würde, am liebsten mit St. Pauli. Es scheint, als könne nur er
selbst sich diesen Wunsch erfüllen. Falls nicht, ist kaum vorstellbar, dass
er am Millerntor bleibt, zumal sein Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, der
von der Pandemie wirtschaftlich gebeutelte FC St. Pauli also nur noch in
diesem Sommer Aussichten auf eine Ablösesumme hätte. In der Gerüchteküche
wurde zuletzt Werder als möglicher Interessent gehandelt. Es könnte einer
dieser Wechsel unter Freunden werden.
Dafür müsste allerdings Werder aufsteigen. Und während man sich am
Millerntor die Punkte teilte, ist in der engen Spitzengruppe der FC Schalke
vorbeigezogen und hat mit einem 3:0 gegen Heidenheim schon wieder
ordentlich was fürs Torverhältnis getan. Aber St. Pauli und Werder haben es
selbst in der Hand, könnten die Schalker noch abfangen: Beide müssen noch
nach Gelsenkirchen.
Nach dem Spiel steht eine Gruppe gut gelaunter Werder-Fans vor dem Station,
die Bierbecher von drinnen noch in der Hand. Einer sagt: „Das war ja heute
eher so familienfreundlich. Ich freu’ mich schon auf in zwei Wochen gegen
Schalke. Das wird dann eher so … Hass.“
10 Apr 2022
## LINKS
[1] /Werder-Bremen-in-der-2-Liga/!5842077
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## AUTOREN
Jan Kahlcke
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