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# taz.de -- Rassismusvorwürfe im US-Football: Ex-Trainer Flores verklagt NFL
> Nach seiner Kündigung klagt der Schwarze Footballtrainer Brian Flores
> gegen die National Football League: Die Liga werde „wie eine Plantage
> verwaltet“.
Bild: Brian Flores, Extrainer der Miami Dolphins, klagt wegen Diskriminierung
Berlin taz | Brian Flores ist 41 Jahre alt, von Beruf Sport-Übungsleiter
und aktuell arbeitslos. Anfang Januar wurde er entlassen – nun hat Flores
seinen ehemaligen Arbeitgeber verklagt. Das macht in den USA enorme
Schlagzeilen, denn dieser Arbeitgeber ist nicht irgendwer, sondern mit den
Miami Dolphins einer der beliebtesten Vereine der National Football League
(NFL). Auch die Liga selbst, die umsatzstärkste im
Sport-Unterhaltungsbetrieb der Welt, wird von Flores verklagt. Der Vorwurf:
Rassismus.
Das kommt überraschend, denn bis vor Kurzem schien es, als hätte Flores
einen amerikanische Bilderbuchaufstieg hingelegt. Geboren 1981 in New York
als Kind von Migranten aus Honduras, spielt er Football in Highschool und
an der Universität. Eine Karriere als Profi verhindert eine Verletzung,
Flores schlägt die Trainerlaufbahn ein und landet beim Seriensieger New
England Patriots.
Zehn Jahre arbeitet er dort in verschiedenen Assistentenpositionen unter
dem legendären Bill Belichick und feiert mit der Mannschaft vier
Super-Bowl-Siege, bevor er 2019 von den zu diesem Zeitpunkt kriselnden
Dolphins nach Miami geholt wird und seine Chance als Cheftrainer bekommt.
## Die Entlassung kam völlig unerwartet
Eine Chance, die er nutzt. Er macht aus den Dolphins wieder eine
Gewinnermannschaft und auch die vergangene Spielzeit verlief angesichts
großer Verletzungssorgen noch ziemlich erfolgreich. Die Entlassung im
Januar kam vollkommen unerwartet.
Die Gründe liegen mit der 58-seitigen Anklageschrift, die sich zum Teil wie
ein Mobbing-Protokoll liest, nun offen: Flores geriet immer wieder mit
Dolphins-Besitzer Stephen aneinander, unter anderem, weil der ihn unter
Druck setzte, möglichst viele Spiele zu verlieren. Das mag absurd klingen,
macht bisweilen aber Sinn im US-Sport, wo die schlechtesten Teams im Sinne
der Chancengleichheit bei der [1][alljährlichen Vergabe der
Nachwuchstalente] bevorzugt werden, ist aber natürlich verboten und fällt
auf den Trainer zurück.
Die noch größere Sprengkraft liegt allerdings im [2][Rassismusvorwurf gegen
die Liga]: In der Klage weisen Chatprotokolle nach, dass Flores in den
vergangenen Jahren von verschiedenen NFL-Clubs nur zum Schein zu
Vorstellungsgesprächen für leitende Trainerpositionen eingeladen wurde –
der Posten war jeweils schon an einen weißen Kandidaten vergeben.
Von den mehr als 1.600 Spielern in der NFL sind zwar knapp 70 Prozent
Schwarz, aber nur einer der 32 Vereine hat einen Schwarzen Cheftrainer. Ein
Missverhältnis, das seit 2003 eigentlich verbessert werden sollte, indem zu
Vorstellungsgesprächen immer auch Kandidaten aus Minderheiten eingeladen
werden müssen. Eine Vorgabe, die offensichtlich nicht funktioniert.
Für Brian Flores, so sagte er in einer Erklärung, ist die NFL „nach Rassen
getrennt und wird wie eine Plantage verwaltet“. Ob er als Whistleblower
noch eine Chance auf einen Job in der NFL hat, kann bezweifelt werden,
aber, so Flores, „ein grundsätzlicher Wandel ist wichtiger als meine
persönlichen Ziele“.
2 Feb 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Thomas Winkler
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Schwerpunkt Rassismus
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