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# taz.de -- Neuer Handelsattaché für die Türkei: „In Hessen nicht willkomm…
> Die Türkei möchte den Erdoğan-Vertrauten Yusuf Yerkel zum neuen
> Handelsattaché in Frankfurt machen. 2014 trat der auf einen Demonstranten
> ein.
Bild: Yusuf Yerkel attackiert einen am Boden liegenden Demonstranten, Aufnahme …
Frankfurt am Main taz | Auf der Kennedyallee, gegenüber dem türkischen
Generalkonsulat in Frankfurt, haben sich an diesem trüben Freitag mehr als
hundert Menschen versammelt. Sie protestieren gegen die Pläne der
türkischen Regierung, den Erdoğan-Vertrauten Yusuf Yerkel zum
Handelsattaché in der Vertretung der Türkei in Frankfurt zu befördern.
Yerkel wurde durch Fotos von einer [1][brutalen Attacke auf einen am Boden
liegenden Demonstranten] weltweit bekannt.
Im Mai 2014 hatten Bergleute in der türkischen Stadt Soma protestiert,
[2][nachdem bei einem nahegelegenen Grubenunglück 301 Bergleute ihr Leben
verloren hatte]. Auf den Bannern, die die Protestierenden hinter den
RednerInnen hochhalten, sind die Fotos dieser brutalen Attacke zu sehen.
„Wir wollen diesen Menschenfeind weder in unserer Stadt Frankfurt noch in
Hessen!“, heißt es in dem Aufruf von 20 demokratischen Organisationen und
zahlreichen Einzelpersonen. Zeliha Dikmen vom Verein türkisches Volkshaus
ruft unter großem Beifall: „Ein Mensch mit inhumaner Vergangenheit darf
keinen Diplomatenstatus erhalten!“ Der Frankfurter DGB-Chef Philipp Jacks
appelliert an die Bundesregierung, nicht mit Erdoğans Regime zu
kooperieren; der führe Krieg gegen eine Minderheit, „auch mit deutschen
Waffen.“
In einer Gedenkminute halten zwei Vertreter des Aktionsbündnisses einen
schwarzen Kranz vor die Gitter des abgesperrten Konsulats auf der anderen
Straßenseite, zum Gedenken an die Opfer des Grubenunglücks. Unter den
Protestierenden sind drei Landtagsabgeordnete. Für Turgut Yüksel, SPD, ist
Yerkel nicht willkommen, weil er „skrupellos auf einen Angehörigen des
Grubenunglückes in Soma eingetreten hat.“ Sein Grüner Landtagskollege
Taylan Burcu nennt die Fassungslosigkeit und Empörung der Öffentlichkeit
verständlich. „Wer in der Türkei auf friedliche Demonstranten eintritt,
kann nicht das türkische Volk in Hessen (mit)repräsentieren“, so Burcu. Die
Linken-Abgeordnete Sadat Sönmez ist überzeugt: „Dieser Mann kann nicht die
türkische Gemeinde in Hessen vertreten. Wir hoffen, dass deutsche Stellen
deutlich machen, dass Yerkel in Hessen nicht willkommen ist.“
Auch die Türkische Gemeinde Deutschland tgd nannte es „absurd und
unbegreiflich, wie ein Mann, der offensichtlich gewalttätig und ein Feind
von Grundrechten und Demokratie ist, zu solch einem wichtigen Posten
kommt“. Der Dachverband von fast 300 Vereinen nennt die Nominierung
„respektlos gegenüber demokratischen Werten und den 301 Opfern von Soma“.
Yerkel nennt die tgd einen militanten Extremisten und Antidemokraten.
Mit der Kundgebung fordern VertreterInnen der TürkInnen in Deutschland,
zahlreiche PolitikerInnen und demokratische Organisationen gleichzeitig die
deutschen Behörden auf, die Berufung Yerkels zu verhindern. Bislang hört
man von dort nichts. Auf Bitte der taz um eine Stellungnahme zu der
Personalie an den Grünen Landeswirtschaftsminister Tarek Al-Wazir verwies
sein Sprecher auf die CDU-geführte Staatskanzlei, die sei zuständig. Die
teilte der taz mit, die Türkei sei bislang nicht offiziell an die
Bundesrepublik Deutschland herangetreten. „Zuständig für dieses Prozedere
ist das Auswärtige Amt. Die Landesregierung hat darauf keinen Einfluss“, so
ein Regierungssprecher.
Bis Redaktionsschluss bekam die taz keine offizielle Antwort vom
Grün-geführte Außenamt. Ebenso unbeantwortet blieb die Anfrage der taz an
das türkische Generalkonsulat, ob die Türkei an den Personalplänen
festhält.
14 Jan 2022
## LINKS
[1] /Erdogans-Berater-muss-gehen/!5041501
[2] /Trauer-im-tuerkischen-Soma/!5042175
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Türkei
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Soma
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