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# taz.de -- Landrat von Ahrweiler tritt ab: Laue Distanzierung
> Die Menschen im Kreis Ahrweiler haben das Vertrauen in Jürgen Pföhler
> (CDU) verloren. Das wirkt sich auf das Ansehen seiner Partei aus.
Bild: Anwohner versuchen in der Innenstadt von Ahrweiler aufzuräumen, 17. Juli
Quälend lange vier Wochen brauchte die CDU im von der [1][Flutkatastrophe]
besonders hart getroffenen Kreis Ahrweiler für die Erkenntnis, dass „ihr“
Landrat und Parteifreund [2][Jürgen Pföhler] nicht länger im Amt tragbar
ist. Er stand einem Krisenstab vor, der den Menschen noch zur Flucht auf
den Dachboden riet, während die ersten Häuser von der Flutwelle weggerissen
wurden. Warnungen des zuständigen Landesamts waren nicht ernst genommen
worden. Der Katastrophenalarm wurde viel zu spät ausgerufen, als die Flut
bereits Einrichtungen der Notfallkommunikation weggespült hatte.
Ob sich der Landrat als Chef des Katastrophenschutzes oder seine
MitarbeiterInnen dabei strafbar gemacht haben, werden die
staatsanwaltlichen Ermittlungen ergeben. Doch seit Wochen ist klar: Dieser
Landrat ist der falsche Mann an der Spitze des Landkreises, soll der
Neuanfang nach der Katastrophe gelingen. „Das Vertrauen der Menschen im
Kreis [3][Ahrweiler] ist nicht mehr gegeben“, formulieren seine
Parteifreunde scheinbar klar. Mit missverständlichen Sätzen erwecken sie
gleichzeitig den Anschein, der Landrat sei nicht mehr im Amt. Doch „der
Schritt, sein Amt nicht mehr wahrzunehmen“, entpuppt sich als schlichte
Krankmeldung.
Mit Rücksicht auf einen verdienten Parteikollegen vermeidet die CDU die
Forderung nach einem Rücktritt, der Pensionsansprüche gefährden könnte. Was
als mutige Distanzierung von einem gescheiterten Landrat daherkommt, ist
eine späte und laue Absetzbewegung von einem Politiker, der im
Bundestagswahlkampf Stimmen kosten könnte.
Am Mittwoch, bei der Kreistagssitzung, hätte die CDU ohnehin handeln
müssen, weil die Opposition im Kommunalparlament mit Abwahlanträgen Druck
macht. Die Kehrtwende der Partei, die im Kreis Ahrweiler das Sagen hat,
kommt spät und halbherzig. So kann man verlorenes Vertrauen kaum
zurückgewinnen. Jetzt droht eine Hängepartie, bei der das Ansehen
staatlicher Institutionen leidet.
17 Aug 2021
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## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Flutkatastrophe in Deutschland
CDU
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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