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# taz.de -- Beflissene Olympiahelfer: Das Schicksal der Volunteers
> Der Olympiareporter der taz wird vom Heer der Freiwilligen nicht aus den
> Augen gelassen. Nicht mal am Busbahnhof.
Bild: Immer im Einsatz, immer höflich: Volonteers beobachten einen Kameramann
Die Olympia-Blase, die von staatlichen Stellen so detailliert ausgetüftelt
wurde, mag Sicherheit versprechen, um die japanische Bevölkerung zu
beruhigen. Trotz aller konkreten Bemühungen ist es jedoch wenig
überraschend, dass sie nicht mehr als ein Fantasiegebilde ist. Die
Akkreditierungsausweise der Berichterstatter:innen fangen nicht an zu
blinken, Töne oder gar Elektrostöße von sich zu geben, wenn man von den
rein geschäftlichen Routen abweicht.
Und es ist zu beobachten, dass sich alle so [1][ihr eigenes
Sicherheitskonzept] zusammenbasteln, das, so kann man es vielleicht
formulieren, im Großen und Ganzen auch mit dem offiziellen übereinstimmt.
Angst und bange muss deshalb keinem werden, weil das Interesse der
Arbeitenden, keine negativen Tests abzugeben, groß ist.
Sobald man in das Verkehrssystem dieser Fantasieblase eingestiegen ist,
kann man erst einmal kaum auf falsche Pfade geraten. Das große Heer der
Volunteers achtet mit unerschöpflicher Freundlichkeit auf die Einhaltung
der vorgesehenen Laufwege. Selbst wenn Pfeile am Boden unmissverständlich
die Richtung vorgeben, gibt es in recht geringem Abstand postierte
Helfer:innen, die den lieben langen Tag immer wieder dieselbe Armbewegung
machen, um zu verdeutlichen, wo es lang geht.
Stets mit einem freundlichen Gruß hinter der Maske. So wird man über eine
Umsteigestation bis zum Medienzentrum geschleust. Selbst die Männer in
Militärkleidung an der Kontrollstation bedanken sich stets freundlich für
die Kooperation.
## Im Gestank der Abgase
Obwohl ich mittlerweile mein Busgate und meinen Nachhauseweg kenne, reihe
ich mich abends selten unbeobachtet so selbstsicher in die Warteschlange
ein. Sofort eilt eine Volunteer herbei und erkundigt sich, wo ich hin
möchte, um dann bei Ankunft des entsprechenden Busses mich hineinzuweisen.
Ungemach soll auf jeden Fall vermieden werden.
In Tokio bringen über 70.000 Volunteers diese Geldmaschine namens
Olympische Spiele zum Laufen. Mitunter staunt man schon über deren
Opferbereitschaft, um Teil dieses Großereignisses zu sein. In der feuchten
Hitze von oft deutlich über 30 Grad im Gestank der Busabgase stets
Gelassenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu zeigen, ist fraglos
eine Extrembelastung.
Und um vermeintlich leichtere Jobs, hin und wieder Tafeln mit irgendwelchen
Aufschriften zur Orientierung für die Suchenden hochzuhalten, möchte man
die Volunteers ebenfalls nicht beneiden. Der Lohn für all das ist eine
blaue Helferuniform mit Olympiaringen und „Tokyo 2020“ drauf, freie Kost
und warme Worte von [2][IOC-Chef Thomas Bach] bei der Eröffnungs- und
Schlussfeier.
In der Öffentlichkeit dürfen die Volunteers bei der skeptischen
Olympiastimmung in Tokio in ihren Uniformen auch nicht mit viel Anerkennung
rechnen. Viel zu erzählen haben sie bestimmt von diesen eigenartigen
Spielen. Ein paar ganz wenige, die in den Arenen ihren Dienst verrichteten,
haben immerhin ein bisschen olympischen Sport sehen können.
30 Jul 2021
## LINKS
[1] https://olympics.com/ioc/tokyo-2020-playbooks
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Bach
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Kolumne Drinnen und Draußen
Tokio
Freiwillige
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