# taz.de -- Kryptowährung in El Salvador: Bitcoin offizielles Zahlungsmittel | |
> Das Parlament in El Salvador beschließt ein Gesetz, nach dem überall mit | |
> einer Kryptowährung bezahlt werden kann. Die Opposition wittert | |
> Korruption. | |
Bild: El Salvadors Präsident Nayib Bukele | |
Hamburg taz | Gewohnt eilig hatte es El Salvadors Präsident Nayib Bukele. | |
Am 4. Juni kündigte er auf der Bitcoinkonferenz in Miami an, dass sein Land | |
als erster Staat überhaupt die Kryptowährung als offizielles Zahlungsmittel | |
neben dem US-Dollar einführen werde. Bis die Gesetzesvorlage abgestimmt | |
wurde, vergingen gerade einmal fünf Tage. Und genauso fix wurde die vom | |
Präsidenten vorgelegte Vorlage durchgewunken – ohne breite parlamentarische | |
Diskussion. Zum Ärger der Opposition. | |
Der Bitcoin berge Risiken, kritisiert der oppositionelle Abgeordnete | |
Rodrigo Ávila. Er sei [1][in hohem Maße volatil], extrem energieintensiv | |
das System dahinter – und es gebe sicherlich [2][Gründe], weshalb sie | |
woanders zumindest teilweise verboten sei und nirgendwo als offizielle | |
Währung zirkuliere. | |
Bukele, der das Land mit rund 6,6 Millionen Einwohnern seit zwei Jahren | |
regiert, sieht dagegen eine Chance: Mehr Jobs werde die virtuelle | |
Parallelwährung schaffen, die Wirtschaft ankurbeln und für monetäre | |
Inklusion sorgen, warb er bei der Vorstellung des gerade mal dreiseitigen | |
Gesetzesentwurfs. Der wurde in der Nacht auf Mittwoch mit 62 von 84 Stimmen | |
der Parlamentarier*innen abgenickt. Das ist exakt die Zahl von | |
Abgeordneten, die die Regierungspartei Nuevas Ideas hat, die im Februar die | |
Mehrheit übernahm. Seitdem werden Gesetzesvorlagen der Regierung im | |
Parlament nicht mehr diskutiert. | |
Für die fragile Demokratie in El Salvador ist das ein Tiefschlag, | |
kritisiert etwa Saúl Baños, der Direktor der Menschenrechtsorganisation | |
FESPAD. Kontrollgremien wie die Verfassungsrichter, aber auch den | |
Generalstaatsanwalt hat das Parlament abgesetzt. So hat der Präsident freie | |
Fahrt. | |
Das neue Gesetz sieht vor, dass ab Mitte September jeder Händler Bitcoin | |
als Zahlungsmittel annehmen muss, der technisch dazu in der Lage ist. Auch | |
Steuern könnten dann in der Kryptowährung bezahlt werden. | |
Der Bitcoin habe immense Vorteile für El Salvador, so Bukele. Allein die | |
Geldtransfers aus den USA nach El Salvador würden jedes Jahr Millionen | |
US-Dollar an Gebühren verschlingen. Rund 6 Milliarden US-Dollar überwiesen | |
El Salvadorianer*innen im Ausland 2020 laut offiziellen Statistiken | |
an ihre Familien im Heimatland. Etwa 10 Prozent davon sind Gebühren von | |
Dienstleistern wie Money Gram oder Western Union. Dieses Geld könnte durch | |
die Verwendung von Bitcoin gespart werden, so Bukele. | |
Für den hohen Energiebedarf sieht er auch schon eine Lösung: Er habe den | |
staatlichen Stromkonzern LaGeo beauftragt, einen Plan auszuarbeiten, wie | |
Bitcoins geothermisch – mit vulkangetriebener erneuerbarer Energie – | |
geschürft werden könnten, schrieb er am Mittwoch auf Twitter. | |
Der Bitcoin könnte sich aber auch als eine Fluchtwährung erweisen, um | |
Sanktionen zu umgehen. US-Behörden ermitteln gegen Funktionäre und | |
Politiker aus dem Bukele-Umfeld wegen Korruption und Geldwäsche. Auch das | |
könne ein Grund sein, weshalb Bukele auf die Kryptowährung setzt, mutmaßt | |
die politische Opposition. | |
10 Jun 2021 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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