# taz.de -- Solidarität mit linken Hausprojekten: Koepi bleibt Risikokapital | |
> Trotz aufgeheizter Stimmung gab es nur wenige Zwischenfälle: Die | |
> antikapitalistische Solidemo für linke Hausprojekte war gut besucht. | |
Bild: Ganz in schwarz: Protestkundgebung für den Erhalt linksalternativer Haus… | |
BERLIN taz | „Staat und System sind einfach scheiße, denn sie nehmen uns | |
systematisch die wenigen Räume weg, in denen wir uns entfalten können!“, | |
ruft eine junge Frau mit türkisem Spikes-Haarschnitt auf dem Gendarmenmarkt | |
aus, diesem herrschaftlichen Platz in der Mitte Berlins. Sehr ortsuntypisch | |
sitzen an diesem Samstagabend fast ausschließlich schwarz gekleidete | |
Menschen auf den Treppen des Französischen Doms und des Konzerthaus | |
Berlins. In kleineren Gruppen warten sie auf den Beginn der „Don’t wait | |
until it’s too late, this capitalist take over must stop!“-Demonstration, | |
dem Auftakt des Protestwochenendes für den Erhalt des linken Hausprojekts | |
„Koepi 137“. | |
Der Platz wird von Blaulicht umzingelt. Insgesamt waren nach Polizeiangaben | |
550 Beamte im Einsatz, am Protestzug hätten sich „in der Spitze 2.400“ | |
Menschen beteiligt. Neben Startpunkt und dem Demobeginn um halb 9 Uhr | |
abends wird wohl auch der Demoaufruf, der mit einer Taktikbeschreibung für | |
autonomes Protestieren einherging, aufseiten der Polizei Alarmglocken | |
ausgelöst haben. Seit Anfang an wurden die Protestierenden beidseitig von | |
behelmten Polizist:innen begleitet. | |
Anlass der Demonstration war die [1][Ankündigung des Eigentümers der | |
Koepi,] der Startezia GmbH, den dem Wohnhaus vorgelagerten Wagenplatz auf | |
dem seit 1990 besetzten Gelände räumen lassen zu wollen. Bisher hatten nur | |
die Bewohner:innen des Wohnhauses legale Mietverträge erhalten. Schon | |
mehrfach konnte die Koepi Räumungsversuche abwenden, weshalb linke Kreise | |
das Areal liebevoll als „Risikokapital“ bezeichnen. | |
Von der Markgrafenstraße ausgehend setzte sich der Protestzug schnellen | |
Schrittes in Bewegung; skandiert wurden antikapitalistische, | |
polizeikritische und antifaschistische Slogans. Transparente forderten etwa | |
„Freiheit“ durch „Staatszerlegung“ oder der „Repression“ mit „Feu… | |
Flamme“ zu begegnen. Trotz aufgeheizter Stimmung kam es nur zu wenigen | |
Zwischenfällen. | |
## Auch normale Mieter:innen betroffen | |
In der Charlottenstraße ereigneten sich kurzzeitig Scharmützel, als Beamten | |
Demonstrierende vom Gehsteig zu drängeln versuchten. Gelegentlich wurde | |
Pyrotechnik gezündet, gegen Ende flogen aus dem Frontblock auch einzelne | |
Böller in Richtung Polizei. Nach Polizeiangaben wurden dabei 6 | |
Polizist:innen verletzt, zwei mussten im Krankenhaus behandelt werden. | |
„Wir erleben in Berlin einen der größten Verdrängungsprozesse der letzten | |
Jahrzehnte“, erzählte ein circa dreißigjähriger Mann dem Reporter zu Beginn | |
der Veranstaltung. Räumungen beträfen nicht nur linke Projekte, auch ganz | |
normale Mieter:innen würden inmitten der Pandemie auf die Straße | |
gesetzt. „Es geht auch um [2][Jugendräume wie die Potse] oder Keimzelle“, | |
fügte ein vielleicht 17-jähriges Mädchen hinzu. Diese Räume verschwänden, | |
„nur um Platz für irgendeinen Kommerz zu schaffen“. An eine Verhinderung | |
der Räumung glaubt dagegen kaum jemand, am Ende setze sich der Kapitalismus | |
ja doch meistens durch, so der Tenor. Dennoch sei es wichtig, die Wut über | |
diese Entwicklung kollektiv nach außen zu tragen. | |
Am Blücherplatz angekommen, wurde die bis hierhin kämpferische | |
Demonstration durch die Veranstalter:innen schlagartig aufgelöst. | |
Gleich am Sonntag um 13.00 Uhr ging das Protestwochenende aber weiter, in | |
Form einer Kundgebung vor der Koepi zwischen Adalbertstraße und | |
Schillingkreuzung. Der Kampf um die Koepi hat gerade erst begonnen. | |
16 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Bedrohter-Wagenplatz-in-Berlin/!5766324 | |
[2] /Linkes-Jugendprojekt-in-Berlin/!5765118 | |
## AUTOREN | |
Timm Kühn | |
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