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# taz.de -- Verschwörungsideologen auf Demo in Frankfurt: „Querdenker“ dre…
> Am Samstag trafen sich die verschwörungsideologischen „Querdenker“ in
> Frankfurt. Die Polizei ging gewaltsam gegen GegendemonstrantInnen vor.
Bild: Volle Ladung auf „irgendwas mit Faschismus“-Plakat: Frankfurt am Main…
Frankfurt am Main taz | Die selbsternannten „Querdenker“ sammelten sich
zunächst gegenüber des Frankfurter Hauptbahnhofes. Die Gruppe wirkte
uneinheitlich. Ältere Männer mit längeren Haaren waren ebenso anwesend wie
eine junge Frau, die sich in eine Kemal-Atatürk-Fahne gehüllt hat.
Ein Kollege und ich versuchten die Ordner der Demo zu fotografieren. Nach
kürzester Zeit werden wir von Beamten der Polizei Frankfurt angesprochen:
Die Versammlungsteilnehmer wünschten dies nicht. Wir werden gebeten, die
Aufnahmen zu unterlassen und gegebenenfalls zu löschen. Nach Vorzeigen
unserer Presseausweise kehrte der Beamte schließlich zu seinen KollegInnen
zurück. Er machte mit beiden Händen eine Gänsefüßchengeste. Offenbar glaubt
man uns nicht, JournalistInnen zu sein.
Dieses Vorgehen wurde noch während der Demo vom Deutschen
Journalistenverband auf [1][Twitter] moniert: „Wir erwarten, dass die
#Pressefreiheit unbedingt respektiert wird und ungehindert berichtet werden
kann! Ihre Aufgabe ist es, Journalist*innen zu schützen, nicht ihre Arbeit
zu behindern. Müssen wir das eigentlich zu jeder Demo wiederholen?“
Den Hinweis, das grundsätzlich jeder dazu berechtigt ist, Bild- und
Tonaufnahmen von öffentlichen Versammlungen zu machen, wird damit
beantwortet, dass man das Ganze noch nicht in Gänze ausgewertet hätte und
keine Details kenne.
## Wasserwerfer gegen GegendemonstrantInnen
Immer wieder gelingt es GegendemonstrantInnen, den Zug der „Querdenker“ für
längere Zeit zum Stillstand zu bringen. Erst mit 50-minütiger Verspätung
beginnt deren Demonstrationszug. Grund sind die Straßenblockaden, die immer
wieder auf dem Demonstrationsweg der VerschwörungstheoretikerInnen
gelingen, aber vor allem das Nichteinhalten der Demoauflagen.
Gegen die GegendemonstrantInnen werden wiederholt Wasserwerfer einsetzt. An
der Kreuzung Niddastraße-Weserstraße stürmt die Polizei eine friedliche
Blockade. Sie entreißt dieser schließlich eines der Fronttransparente.
Einige DemonstrantInnen gehen zu Boden.
Kurze Zeit später löst die Polizei den Demonstrationszug der „Querdenker“
auf. Aufgrund der Blockadeversuche der GegendemonstrantInnen scheint kein
Durchkommen. Zwar weist die Polizei über ihren Lautsprecherwagen immer
wieder auf Verstöße gegen die Demonstrationsauflagen hin. Sie greift jedoch
erst direkt ein, als der angemeldete Zeitraum der Demonstration
überschritten ist, und löst den Zug auf. Daraufhin bewegen sich die
TeilnehmerInnen in Richtung Innenstadt.
Hier vermischen sich „Querdenkende“ mit antifaschistischen AktivistInnen.
Das Geschehen bleibt jedoch friedlich. Gegen Ende der Kundgebung wird das
ganze Ausmaß des Marsches der VerschwörungstheoretikerInnen sichtbar: Mehr
als 2.000 Menschen versammelten sich auf dem Rathenauplatz. Die Menschen
stehen eng, immer wieder weist die Polizei daraufhin, dass die Pflicht zum
Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung nicht eingehalten werde. Einige tragen
Masken aus durchlässigen Gemüsenetzen. Vielfach werden wir JournalistInnen
von den TeilnehmerInnen angepöbelt.
## Frankfurt ist nicht der Ort
Kurz bevor eine Hausärztin auf der Bühne das Wort ergreifen kann, betreten
maskierte Polizisten die Bühne und übernehmen das Mikrofon. Die
Abschlusskundgebung wird aufgelöst. Grund hierfür sind wiederholt massive
Verstöße gegen die Demoauflagen, die sich durch den ganzen Tag zogen. Die
Übertragung auf der LED-Leinwand erlischt. Seitens der
Gegendemonstrantinnen brandet Jubel auf.
Im späteren Verlauf des Abends wird die Polizei Probleme haben, 80
QuerdenkerInnen vom Ort der Abschlusskundgebung zu entfernen. Nach längerer
Zeit werden auch gegen sie Wasserwerfer eingesetzt. Laut einer
Polizeimeldung beißt eine Teilnehmerin der „Querdenker“ einer Polizistin
ins Bein.
Am Ende des Tages scheint unter den „Querdenkern“ Einigkeit zu herrschen:
Frankfurt sei nicht der Ort, um solcherlei Veranstaltungen durchführen zu
können. [2][Vielmehr sei Leipzig nun Ort der Wahl], wohin sie für den
21.11. erneut mobilisieren.
15 Nov 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/DJVde/status/1327582279078699009
[2] /Querdenker-Protest-in-Leipzig/!5726829
## AUTOREN
Jessica Ramczik
## TAGS
Verschwörungsmythen und Corona
Schwerpunkt Coronavirus
Frankfurt am Main
Gegendemo
NS-Gedenken
Leipzig
Kolumne Transitstrecke
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