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# taz.de -- Die Handball-Bundesliga im Corona-Modus: „Der nackte Kampf ums Ü…
> Im Handball hat man auf eine Studie gesetzt, nach der Veranstaltungen mit
> Hygienekonzepten unbedenklich sind – vergeblich. Jetzt drohen
> Insolvenzen.
Bild: Gefährdetes Spektakel: Leipzigs Firnhaber im Kampf gegen den Löwen Gonz…
Es ist schon eine Weile her, dass Frank Bohmann zur Schule ging, aber
zuletzt hat der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) mal wieder
daran gedacht. „Es fühlt sich so wie früher in der Klasse an, wenn einer
was angestellt hatte und alle dafür bestraft wurden“, sagt Bohmann, als er
sich zu der politischen Anordnung äußerte, nach der die Profisport-Ligen im
Monat November zwar ihren Spielbetrieb fortsetzen, aber keine Zuschauer
zulassen dürfen.
Die Vereine außerhalb der [1][1. und 2. Fußball-Bundesliga] kämpfen seit
dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr wirtschaftlich ums Überleben,
mittlerweile drohen auch im Handball Insolvenzen. Die fehlenden Einnahmen
bei Heimspielen verschärfen die ohnehin schon angespannte Lage. Das ist vor
allem deshalb schmerzhaft, weil eine wissenschaftliche Studie gerade
nachgewiesen hat, dass ein Ansteckungsrisiko bei Veranstaltungen mit
Hygienekonzepten verschwindend gering ist.
Handball-Boss Bohmann kennt die [2][Ergebnisse der Studie der
Universitätsmedizin in Halle (Saale)]. „Die Gefahr in einer Halle ist
geringer als beim Einkaufen oder beim Busfahren“, sagt Bohmann. Am
Donnerstag stellten die Forscher in Halle die Erkenntnisse vor, die sie bei
einem Konzert mit dem Musiker Tim Bendzko Ende August wissenschaftlich
gesammelt hatten. In unterschiedlichen Szenarien und bei unterschiedlicher
Hallenauslastung wurden die Anzahl und die Intensität der Kontakte
aufgezeichnet, die Besucher zueinander hatten, daraus abgeleitet wurde die
Gefahr der Infektion mit dem Covid-19-Erreger.
Das Resultat: „Es könnten Veranstaltungen unter bestimmten Bedingungen auch
in der Pandemiesituation stattfinden. Die wichtigste Erkenntnis war für
uns, wie groß die Auswirkungen einer guten Belüftungstechnik sind. Diese
ist für das Ansteckungsrisiko eine entscheidende Schlüsselkomponente“,
erklärt Studienleiter Stefan Moritz. Laut Information der Studienleitung
wurden „Daten generiert, mit denen wir politische Entscheidungen auf
wissenschaftlicher Basis fällen können“. Die Botschaft: Bei Umsetzung von
Hygienekonzepten stellen Veranstaltungen mit Zuschauern keine Gefahr dar –
und Hygienekonzepte haben alle Handballklubs der ersten und zweiten Liga
ausgearbeitet.
## Der Druck steigt
Das Problem aus Sicht der Handballvereine, die sich wie die
Veranstaltungsbranche insgesamt einen positiven Effekt von der Studie
erhofft hatten: Bei den politischen Entscheidungen der Konferenz der
MinisterpräsidentInnen und der Bundeskanzlerin am Mittwoch spielten
wissenschaftliche Erkenntnisse in diesem Bereich eine untergeordnete Rolle
– weshalb sich Bohmann an die eigene Kindheit erinnert fühlte. Weil private
Kontakte im Monat November stark eingeschränkt werden sollen, entschloss
sich die Politik dazu, quasi als symbolischen Akt, auch keine
Veranstaltungen mit Zuschauern zu erlauben. Ein Entschluss, der den
Handball gewaltig unter Druck setzt.
„Wir sind am Ende der Möglichkeiten angekommen“, sagt HBL-Boss Bohmann.
Seit März haben sich die Vereine gegen [3][die Folgen der Krise] gewehrt.
Die Sportler akzeptierten schmerzhafte Gehaltseinbußen, Mitarbeiter der
Vereine befinden sich zum Teil seit Monaten in Kurzarbeit. Die Liquidität
nimmt dennoch zusehends ab, die Rücklagen sind längst aufgebraucht.
Insolvenzen von Vereinen sind absehbar, nur der Zeitpunkt scheint offen.
„Das ist definitiv nicht auszuschließen“, sagt Bohmann.
Hoffnung geben die angekündigten staatlichen Hilfen – auch wenn es sich
bislang als schwierig erwies, die im Frühjahr angekündigte Unterstützung
von bis zu 800.000 Euro pro Klub abzurufen. Die Profiklubs erfüllten nicht
direkt alle Anforderungen zur Unterstützung, inzwischen sei aber
nachjustiert worden. „Das wäre eine Hilfe“, sagt Jennifer Kettemann, die
Geschäftsführerin des zweimaligen Meisters Rhein-Neckar Löwen: „Das gäbe
uns ein paar Wochen Luft.“
Insgesamt ist die Lage aber überall angespannt. Bei den Großen der Branchen
aus Kiel, Flensburg oder Mannheim – ebenso bei den kleineren Klubs wie
Ludwigshafen, Balingen oder Minden. Die Pandemie hat die Geschäftsmodelle
aller ins Wanken gebracht. Kettemann verpackt die Lage der gesamten Liga in
einen Satz: „Es ist der nackte Kampf ums Überleben.“
30 Oct 2020
## LINKS
[1] /Fussball-Bundesliga-in-leeren-Stadien/!5722074
[2] https://dubisthalle.de/uni-medizin-halle-legt-die-ergebnisse-ihrer-corona-s…
[3] /Corona-Krise-in-der-Handball-Bundesliga/!5676959
## AUTOREN
Michael Wilkening
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