# taz.de -- Faustballerin über ihren Sport: „Ein unbeschreibliches Gefühl“ | |
> Luca von Loh spielt bei Meister TV Jahn Schneverdingen und im | |
> Nationalteam. Für ihren Sport wird sie oft belächelt, aber das ist ihr | |
> egal. | |
Bild: Wenig Glamour: Wegweiser zu einem der Austragungsorte der Faustballweltme… | |
taz: Frau von Loh, wie schaffen Sie es, als Leistungssportlerin in einer | |
Randsportart nicht zu verhungern? | |
Luca von Loh: Wir haben Sponsoren, aber es ist schwierig, welche zu finden. | |
Nicht viele unterstützen den Sport Faustball. Aber nach der Saison kommen | |
wir bei Null raus. | |
Ist das bei Männerteams anders? | |
Nein. Man verdient überhaupt kein Geld mit Faustball. Alle | |
Leistungssportler*innen arbeiten ganz normal Vollzeit, studieren oder | |
machen eine Ausbildung. Wir bauen unser Leben um den Faustball herum. | |
Geht das denn so einfach? | |
Das ist manchmal schwierig. Ich arbeite momentan als Kellnerin und da wird | |
es nicht gerne gesehen, wenn ich sage, dass ich am Mittwoch und Freitag | |
nicht arbeiten kann und auch am Wochenende öfters keine Zeit habe, weil wir | |
einen Spieltag haben. Dann muss ich mich streiten, um frei zu bekommen. | |
Also ist Ihnen Faustball wichtig… | |
Ja, sehr. Ich baue meine Zukunft um den Faustball herum. Ich plane, nicht | |
weit von Schneverdingen wegzuziehen für mein Biologiestudium. Mein | |
Wunschort ist Hannover, damit ich weiter in meinem Verein trainieren kann. | |
Wie sind Sie überhaupt auf Faustball gekommen? | |
Durch eine Freundin, weil sie nicht alleine zum Training gehen wollte. | |
Deshalb bin ich mitgekommen, aber ich wusste erst mal gar nicht, was | |
Faustball ist. | |
Wie würden Sie einem Laien den Sport erklären? | |
Ich sage dann immer, dass Faustball so ähnlich ist wie Volleyball. Nur das | |
Feld ist größer und wir spielen auf dem Rasen. Auch ist der Ball aus Leder | |
und schwerer als ein Volleyball. Er darf zwischendurch auf dem Boden | |
aufkommen und wir spielen ihn mit einem Arm und der Faust, nicht mit der | |
offenen Hand. | |
Warum spielen Sie auf Top-Niveau Faustball und nicht Volleyball? | |
Ich fühle mich im Team wohl. Man verbringt jahrelang Zeit mit den Leuten. | |
Die anderen und mein Verein wurden eine Familie für mich. Ich habe Freunde | |
in ganz Deutschland. | |
Trainieren Sie oft? | |
Zweimal die Woche für zwei Stunden. Eigentlich haben wir jeden Sonntag | |
einen Punktspieltag in der Bundesliga. Dieses Jahr ist das anders, weil | |
aufgrund von Corona unsere Saison kürzer ist. Wir hatten bisher nur zwei | |
Punktspieltage und werden in drei Wochen nur noch die deutsche | |
Meisterschaft spielen. | |
Belächelt Ihr Partner oder Freundeskreis den Sport? | |
Definitiv. Ich werde sehr oft dafür belächelt, dass ich so viel Zeit in | |
diesen Sport investiere. Es heißt dann immer: „Wir kommen einmal zum | |
Training und dann sind wir auch direkt in der Bundesliga.“ | |
Wie weit ist denn der Schritt vom Verein bis hin zur Weltmeisterschaft? | |
Es fängt im U13 Jugendbereich an, dass die Nationaltrainer junge | |
Spieler*innen aus den Vereinen sichten. Danach kann man an | |
Bundeslehrgängen teilnehmen. Ich wurde zum Bundeslehrgang der U18, also der | |
Nationalmannschaft, eingeladen. Wenn man den Sprung geschafft hat, kann es | |
sein, dass man an der WM teilnimmt. | |
Wie sieht es bei Ihnen mit der Weltmeisterschaft in diesem Jahr aus? | |
Die fällt aus wegen Corona. Es steht auch noch nicht fest, wann und wo sie | |
nun stattfinden wird und ob sie überhaupt stattfindet. Deshalb hatte der | |
Bundeskader in diesem Jahr erst einen Lehrgang. Aber vor der | |
U18-Weltmeisterschaft in den USA hatten wir vier Lehrgänge, die zwischen | |
zwei und vier Tage lang waren. Von den 24 Teilnehmer*innen am Anfang | |
wurden von Lehrgang zu Lehrgang mehr ausgesiebt, bis klar war, wer zur WM | |
mitkommt. | |
Ist es eine Art doppelte Diskriminierung, dass Sie eine Frau sind und eine | |
Randsportart spielen? | |
Das sehe ich nicht so. Klar ist es so, dass Frauensport leider nicht so | |
viel geguckt wird wie Männersport. Und auch im Faustball wird dem | |
Männersport mehr Beachtung geschenkt, aber das stört mich überhaupt nicht. | |
Warum? | |
Mir geht es um das unbeschreibliche Gefühl beim Spielen und nicht um die | |
Aufmerksamkeit, die der Sport erhält. Es ist unbeschreiblich, wenn man im | |
Finale bei der deutschen Meisterschaft steht und noch einen Ball bekommt | |
und noch einen Punkt macht und nach vielen Kämpfen endlich das Spiel | |
gewinnt. | |
25 Aug 2020 | |
## AUTOREN | |
Maike Krob | |
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