# taz.de -- Zum Tod der Kuratorin Rebeccah Blum: An wen wir uns erinnern wollen | |
> Die Kuratorin Rebeccah Blum wurde mutmaßlich Opfer von Saul Fletcher, | |
> einem in Berlin lebenden britischen Fotokünstler. | |
Bild: Rebeccah Blum auf der Biennale von Venedig 2016 | |
Ich kann mich gut an den Tag erinnern, an dem ich Rebeccah zum ersten Mal | |
traf. Wir hatten uns im Café Einstein zum Lunch verabredet. Es war ein | |
herzliches Kennenlernen mit humorvoller Verwunderung darüber, wie viel | |
Gemeinsamkeiten wir hatten. | |
Zunächst nahmen wir wahr, dass wir beide Jeans trugen, halbhohe Stiefel, | |
Bluse und ähnliche Jacken, wir zückten die identischen Portemonnaies und | |
hatten da schon festgestellt, dass wir gleich alt waren, dass wir beide | |
jeweils eine Tochter im gleichen Alter hatten und die gleiche | |
deutsch-amerikanische Verwurzelung. Wir waren erstaunt und lachten und | |
fühlten uns verbunden. | |
Ich hatte meine Galerie geschlossen, wollte ein Drawing Center aufbauen und | |
suchte eine Partnerin. Ein gemeinsamer Kontakt führte mich zu Rebeccah. Aus | |
dem Drawing wurde nichts, aber dafür entstand [1][Satellite Berlin], eine | |
Nonprofit-Plattform mit Fokus auf der Verbindung von Kunst und | |
Wissenschaft, in die wir unser Herzblut steckten. | |
Rebeccah war unglaublich gut in ihrem Job als Lektorin, Publizistin, | |
Coachin, Netzwerkerin und Kunst- und Kulturvermittlerin. Sie war | |
professionell, präzise und wortgewandt in der englischen und deutschen | |
Sprache. Sie pflegte eine große Leidenschaft für Text, egal ob Dichtung | |
oder Marketing; sie erstellte Inhalte für die unterschiedlichsten Kunden, | |
ob Künstlerinnen, Museumskuratoren oder große Autoherstellern und andere | |
Unternehmen. | |
## Eine aufrichtige Zuhörerin | |
Die Kunst stand jedoch im Fokus und ihr Hauptanliegen galt immer dem Wohl | |
der Künstler und Künstlerinnen, von denen so viele von ihr mit großem | |
Engagement, Liebenswürdigkeit, Verantwortung und ohne Selbstzweck betreut | |
wurden. Rebeccah ging es darum, den allgemeinen Dialog von Kunst und Kultur | |
in sinnvoller Weise anzufachen und neue Inhalte in Zusammenarbeit mit | |
anderen Bereichen zu entwickeln. Sie war eine aufrichtige Zuhörerin, | |
diplomatisch, verantwortungsvoll und verlässlich, immer voll da. | |
Rebbecah war eine wundervolle Mutter. Sie liebte die Arbeit mit Kindern, | |
wir sprachen oft über Bildungsprojekte und versuchten Programme für den | |
Nachwuchs in unser Programm zu integrieren. Wir sprachen viel über die | |
unterschiedlichen Kulturen der USA und Deutschlands, was wir liebten und | |
was wir vermissten. | |
Mein Beileid gilt ihrer Tochter, ihrer Familie in den USA und ihrem engen | |
Freundeskreis in Deutschland. Dieses Geschehen, dieser Mord, um es beim | |
Namen zu nennen, ist unverzeihlich. Saul Fletcher wird das mit sich tragen, | |
als Mensch, Seele, Künstler. | |
Es geht nicht darum, wer wer ist oder Freund von welchem Prominenten auch | |
immer. Es geht darum, einen Menschen, der aus seinem Leben gerissen worden | |
ist, zu ehren, Rebeccah Blum als die wundervolle Person, die sie war, in | |
liebevoller und aufrichtiger Erinnerung zu verabschieden. | |
## Die Kunstberaterin | |
Rebbecah wurde in Berkeley, Kalifornien, geboren, wuchs in Philadelphia auf | |
und kam in ihren frühen Zwanzigern nach Düsseldorf und anschließend nach | |
Berlin. Von 2007 bis 2012 leitete Rebeccah Blum die Galerie Scheibler | |
Mitte. | |
2012 gründete sie ihre Firma Blum Fine Art Management und widmete sich | |
ausgiebig der Unterstützung von Künstler/Innen, Galerien und Sammlern in | |
Form von Projektmanagement, Verwaltung und Beratung. Von 2014 bis 2017 | |
gründete und leitetet sie mit mir Satellite Berlin – art in collaboration, | |
anschließend gründete sie ihr Unternehmen the Wordsmith. | |
28 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Kit Schulte | |
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