# taz.de -- Mutmaßlicher Bilanzbetrug bei Dax-Konzern: Wirecard will Insolvenz… | |
> Dem Unternehmen Wirecard droht Zahlungsunfähigkeit. Wegen eines | |
> Bilanzskandals steht der Zahlungsdienstleister im Fokus der | |
> Strafverfolgungsbehörden. | |
Bild: Bald nutzlos? Kreditkarte von Wirecard | |
MÜNCHEN dpa | Der [1][in einen Bilanzskandal verstrickte | |
Zahlungsdienstleister Wirecard] will Insolvenz anmelden. „Der Vorstand der | |
Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen | |
Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens | |
wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen“, teilte | |
das Unternehmen am Donnerstag mit. „Es wird geprüft, ob auch | |
Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt | |
werden müssen.“ | |
Wirecard hatte früher bereits mitgeteilt, dass 1,9 Milliarden Euro, die das | |
Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, „mit überwiegender | |
Wahrscheinlichkeit“ nicht existieren. Deswegen prüft der Konzern die | |
nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen: „Mögliche Auswirkungen auf die | |
Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen | |
werden“, hieß es. | |
An der Frankfurter Börse stürzte die Wirecard-Aktie ein weiteres Mal in die | |
Tiefe, die Papiere notierten am Donnerstag erstmals seit Sommer 2011 nur | |
noch einstellig. Mit 9,96 Euro erreichten sie den tiefsten Stand seit | |
August 2011. Nach der abermaligen Verschiebung der Bilanz für 2019 in der | |
Vorwoche und dem Eingeständnis mutmaßlicher Luftbuchungen verloren sie | |
damit inzwischen gut 90 Prozent. | |
Wirecard ist auch [2][im Fokus der Strafverfolgungsbehörden]. „Wir prüfen | |
alle in Betracht kommenden Straftaten“, hatte eine Sprecherin der | |
Staatsanwaltschaft München I am Montag gesagt. Bei der Behörde läuft | |
bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den Ende voriger Woche | |
zurückgetretenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun und drei | |
weitere Manager der Wirecard-Spitze wegen des Verdachts der | |
Falschinformation von Anlegern in zwei Börsen-Pflichtmitteilungen. | |
## Mutmaßliche Scheingeschäfte mit Drittpartnern | |
Im Zentrum des Bilanzskandals stehen der ehemalige Wirecard-Finanzchef in | |
Südostasien und ein Treuhänder, der bis Ende 2019 für Wirecard aktiv war | |
und das – wie sich nun herausgestellt hat – in großen Teilen wahrscheinlich | |
gar nicht existente Geschäft mit den Drittpartnern betreute. | |
Über mögliche Bilanzmanipulationen bei Wirecard hatte schon vor über einem | |
Jahr die britische Financial Times berichtet. Im Oktober hatte die Zeitung | |
dann berichtet, dass ein beträchtlicher Teil der Wirecard-Umsätze mit | |
Drittfirmen in Asien womöglich auf Scheingeschäften beruhe. | |
Braun hatte die Berichterstattung der Financial Times über Monate als | |
haltlos zurückgewiesen. Da es schon nach den ersten Artikeln zu | |
außergewöhnlichen Kursstürzen der Wirecard-Aktie an der Frankfurter Börse | |
gekommen war, hatten die Finanzaufsicht Bafin und die Münchner | |
Staatsanwaltschaft Untersuchungen eingeleitet, ob Kursmanipulationen von | |
Börsenspekulanten dahintersteckten. | |
25 Jun 2020 | |
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