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# taz.de -- Digitales Lernen an Hamburger Schulen: Im Schneckentempo
> Hamburgs Schulen sollen mit der Lernplattform Moodle arbeiten, hat
> Senator Ties Rabe verkündet. Doch die Versorgung der Schulen geht
> langsam.
Bild: Drückt bei der Digitalisierung eher nur verbal auf die Tube: Schulsenato…
Hamburg taz | Wenn Schulsenator Ties Rabe (SPD) über digitales Lernen
spricht, dann fühlt sich das an wie bei Meister Propper: aufgeblähte
Backen, viel Wind. Hamburgs Schulen seien beim digitalen Schulunterricht
bundesweit ganz vorn, plusterte sich Rabe im Oktober auf. „Wir wollen diese
Spitzenstellung weiter ausbauen.“ Bei der Einführung der landeseigenen
Lernplattform Moodle ist er nun plötzlich kleinlaut. „Wir wissen, da ist
viel zu tun“, sagte der Schulsenator zu dem Lernmanagementsystem (LMS).
„Wir werden das Ziel auch nicht in den nächsten fünf Wochen erreichen
können.“
Nach Informationen der taz könnte es sogar bis April nächsten Jahres
dauern. „Zum neuen Schuljahr werden 60 Schulen LMS Lernen Hamburg nutzen“,
teilte ein Sprecher Rabes mit. „Interesse haben weitere 50 Schulen.“
Gemessen am Maßstab anderer Länder ist das nicht gerade fix. In NRW, das
sich gerade für Moodle entschieden hat, wurden in einer Woche 500 Schulen
angeschlossen – mehr Schulen als Hamburg zählt. Auch Schleswig-Holstein,
das heute bekannt gibt, die Lernplattform Itslearning anzuschaffen, ließ
auf Anfrage mitteilen, dass die interessierten unter den 800 Schulen bis
zum Schuljahresanfang ans LMS angedockt sein sollen.
Wie wichtig ein Lernmanagementsystem ist, hat man bei den coronabedingten
Schulschließungen gesehen. Mit LMS kann eine Lehrkraft ihren Schülern Mails
schicken, mit ihnen chatten und Dateien zuweisen. In guten Systemen, die
mit einer Cloud verknüpft sind, entsteht sogar ein digitales Klassenzimmer,
in dem man in Echtzeit von verschiedenen Orten aus an einem Text arbeiten
kann. In Moodle lässt sich auch ein Videokonferenzsystem integrieren.
Mit den Entscheidungen in Hamburg und Kiel sortiert sich die Landkarte der
Lernplattformen in der Bundesrepublik. Am weitesten verbreitet ist Moodle,
das in Bayern, Berlin, NRW und in Hamburg Landesangebot ist, aber auch in
Hessen und Baden-Württemberg verbreitet ist.
Insgesamt läuft Moodle an einem Viertel der 40.000 Schulen. Bremen,
Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nutzen Itslearning. In
Sachsen ist Webweaver die Lösung. Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt
und Niedersachsen wollen die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts
einführen, die der Bund mit knapp 20 Millionen Euro bezuschusst. Iserv aus
Braunschweig erreicht über 4.000 Schulen.
Hamburger Lehrer reagierten gemischt auf die Entscheidung für das LMS
Moodle. „Es ist gut, dass es nun endlich ein landesweites Angebot gibt“,
sagte die Hauptseminarleiterin Daniela Lund der taz. „Wichtig wäre nun,
dass eine Kultur des Teilens entsteht: Lehrer:innen sollten auf Moodle ihre
Unterrichtskonzepte tauschen.“
Andere Lehrer sind skeptisch. „Moodle fühlt sich im Vergleich zu intuitiven
Systemen an, als würde man von einem Porsche auf einen VW-Käfer umsteigen“,
sagte ein Lehrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Viele
der 340 Hamburger Schulen haben sich in der Not selbst LMS zugelegt oder
experimentieren mit selbst gestrickten Alternativen. Die Stadtteilschule
Niendorf etwa arbeitet mit der digitalen Pinnwand namens „Padlet“, die eine
größere Vielfalt an Aufgabenstellungen ermöglicht.
Auch Hamburg hatte in einem Modellversuch Itslearning getestet. Allerdings
experimentierten die sechs Probe-Schulen zusätzlich mit der Methode „Bring
Your Own Device“, sprich: Jeder Schüler nutzte sein eigenes Smartphone. Das
war wohl zu viel auf einmal.
Auf die Frage, warum der Anschluss der Schulen an Moodle so lange dauert,
gab Rabes Sprecher gestern keine Antwort. Meister Propper wird leiser.
26 Jun 2020
## AUTOREN
Christian Füller
## TAGS
Schulbehörde Hamburg
Hamburg
Schule
Digitalisierung
Ties Rabe
Wahl in Hamburg 2025
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