# taz.de -- Black Lives Matter in Berlin: Polizei verhinderte Laufdemo | |
> Zehntausenden Protestierenden wurde mangelnder Infektionsschutz | |
> vorgeworfen. Dabei verhinderte wohl auch die Polizei eine Entzerrung der | |
> Situation. | |
Bild: Einige Aktivist:innen versuchten, die Situation zu entzerren, die Polizei… | |
BERLIN taz | Viel Zuspruch gab es für die Black Lives Matter-Proteste vom | |
vergangenen Wochenende in Berlin. Zehntausende waren gekommen – der | |
Alexanderplatz und umliegende Straßen und Platzen waren komplett mit | |
Menschen gefüllt, um gegen [1][rassistische Polizeigewalt] zu | |
demonstrieren. Bezeichnenderweise kam es gegen Ende der Demo offenbar zu | |
rassistischer Polizeigewalt, wie [2][die taz mit Protokollen von | |
Betroffenen dokumentierte]. | |
In der Öffentlichkeit wurden ein paar Tage nach der Groß-Kundgebung | |
allerdings weniger rassistische Polizeigewalt bei der Demo, sondern | |
vorwiegend mangelnder Infektionsschutz kritisiert: Sicherheitsabstände | |
seien nicht eingehalten worden, das Infektionsrisiko auf einer solchen | |
Groß-Demo sei während der Pandemie zu groß. | |
Untergegangen ist dabei, dass ein Teil der Demo nach taz-Informationen | |
versuchte, die Situation aktiv zu entzerren – aber von der Polizei daran | |
gehindert wurde. Insbesondere wollte der linke Block um Gruppen wie | |
Migrantifa eine Laufdemo abhalten, und so die Situation am verstopften | |
Alexanderplatz entzerren. | |
„Es gab Versuche von Seiten der Demonstrant:innen, mit Blick auf den | |
Infektionsschutz die Situation zu entzerren, das wurde aber von der Polizei | |
nicht zugelassen. Die Polizei hat am Alex durch die Absperrgitter eine | |
Situation geschaffen, die dazu führte, dass die Leute dort festsaßen. Vor | |
allen drängten sich viele von außen an die Absperrgitter“, sagt etwa Anwalt | |
Peer Stolle, der zusammen mit Aktivist:innen versuchte, daraufhin eine | |
Spontan-Kundgebung anzumelden und so in Bewegung zu kommen. | |
## Herablassender Einsatzleiter | |
„Die Polizei hat uns allerdings direkt gestoppt und dann bezüglich der | |
Anmeldung der Spontankundgebung ewig hingehalten. Und irgendwann hieß es | |
von der Einsatzführung: Ist nicht. Obwohl mein Eindruck war, dass die | |
Polizisten vor Ort dem Anliegen aufgeschlossen gegenüberstanden“, so | |
Stolle. | |
Erst nach über einer Stunde habe es schließlich das Okay des Einsatzleiters | |
der Polizei gegeben, zum Strausberger Platz zu laufen. „Dort trafen wir | |
dann im Polizeikessel endlich auch den Einsatzführer, der unglaublich | |
herablassend Vorträge gehalten hat darüber, dass dies ja keine | |
Spontanversammlung sei. Außerdem hat er der Menschenmenge mit Transparenten | |
den Demonstrationscharakter abgesprochen. Er war nicht willig, eine Lösung | |
zu finden.“ | |
Die Polizei äußerte sich nicht auf eine entsprechende taz-Anfrage zum Thema | |
vom Dienstag. Gleichzeitig hatte die sich unsäglich nach rechts lehnende | |
Polizeigewerkschaft DpolG die Menschenansammlung noch während der Demo | |
kritisiert: „Sind die Abstandsregeln heute ausgesetzt, Herr Innensenator? | |
Das bekommen sie mit schwachen Coronaregeln und ohne Unterstützung von Bund | |
und Ländern dauerhaft nicht in den Griff! (Hauptsache wir tragen beim | |
Friseur alle eine Maske) (sic!)“, ließ sich ihr [3][Vorsitzender Bodo | |
Pfalzgraf zitieren]. | |
Angesichts der Berichte der Aktivist:innen wirkt diese Kritik noch einmal | |
um einiges heuchlerischer. Auch die Grüne Fraktionsvorsitzende Antje Kapek | |
hatte das Polizeikonzept vom vergangenen Samstag kritisiert. | |
Am kommenden Sonntag wird die nächste Großkundgebung stattfinden – von | |
#unteilbar. Mehr als 130 Organisationen haben den Demo-Aufruf verbreitet. | |
Demonstriert werden soll allerdings entlang einer 9 Kilometer langen | |
Strecke durch die Berliner Innenstadt – sodass Sicherheitsabstände | |
eingehalten werden können. | |
11 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Politikwissenschaftler-ueber-Polizei/!5692074 | |
[2] /Proteste-gegen-Rassismus-in-Berlin/!5688131 | |
[3] https://twitter.com/DPolGBerlin/status/1269248785047343104 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
Susanne Memarnia | |
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