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# taz.de -- Sportgroßveranstaltungen in Deutschland: Schlecht beraten
> Sport und Politik arbeiten an einem Kozept für Riesenevents in
> Deutschland. Erste Entwurfe lassen nichts Gutes vermuten. Ein
> Gastbeitrag.
Bild: Gescheiterte Landung auf dem Olymp: Die Bevölkerung wollte die Spiele 20…
Das Bundesministerium des Innern und der Deutsche Olympische Sportbund
wollen gemeinsam und strategisch zusammenarbeiten. Sie versuchen sich in
einem ersten Schritt an einem „Grobkonzept für eine Nationale Strategie
Sportgroßveranstaltungen“, wie es im Koalitionsvertrag formuliert ist. Da
für große Tanker und ihre Feinjustierung auch gerne Schlepper zum Einsatz
kommen, wurde das Wirtschaftsberatungsunternehmen PricewaterhouseCoopers
beauftragt.
Von Ministerien ist man aufgrund fehlender Expertise derartige Alleskönner
gewöhnt. Aber muss der vom CSU-Mitglied und Beinahe-Landrat Alfons Hörmann
geführte DOSB auch noch bereitwillig den Bock zum Gärtner machen? PwC ist
genau jener Laden, der vehement [1][e-sports protegiert] und damit die
komplett gegenteilige Position zum DOSB einnimmt. Man reibt sich verwundert
die Augen über so viel Ignoranz und ahnt für Teile der Konzeption nichts
Gutes.
Obwohl bislang auserwählte ExpertInnen und Verbände mitarbeiten durften,
liest sich das soeben erstellte Grobkonzept wie von zielstrebigen BWL- und
Jura-AbsolventInnen formuliert. Eine Kostprobe gefällig?
„Standortattraktivität, Investoren, Mehrwert, Lebenszyklus, Nutzen,
Stadtrendite“. So zieht sich das durch die 14 Seiten Text. In dieser
„Logik“ dürfen begriffliche Unschärfen ebenfalls nicht fehlen.
Nachhaltigkeit wird mit Langfristigkeit gleichgesetzt. Anstelle der Städte
richtet plötzlich ausnahmslos Deutschland [2][Großveranstaltungen] aus und
neben Sport, Politik, Verwaltung und Wirtschaft gesellt sich auf gleicher
Stufe „die Gesellschaft“. Von der Wissenschaft, dem natürlichen Feind von
BeraterInnen, ist keine Rede. Dafür ist Klarheit von Bedeutung oder, um
Edmund Stoiber zu zitieren, „weil das ja klar ist“: „Formvorgaben, klar
definierte Abläufe und immer und immer wieder klare und einheitliche
Kriterien“. So ist die kleine Welt der BeraterInnen immer händelbar.
Das führt ohne weitergehende Begründungen bedauerlicherweise zu einigen
Fehlschlüssen. Sport, Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft werden als
gleichrangige Handlungsziele aufgeführt. Als ob da keine Antagonismen
existieren und Sportgroßveranstaltungen nicht ein klein wenig überfordert
würden. „Vielfalt des Sports“ ist eben nicht gleichzeitig mit
„wirtschaftlichem Mehrwert“ kompatibel. Und nein, das Bruttoinlandsprodukt
wird nicht erhöht, liebe KollegInnen von PwC. Bitte mehr Fachliteratur
lesen!
Und noch was. Die Bevölkerung ist nicht begriffsstutzig. Den für
Sportgroßveranstaltungen unterstellten Nutzen nehmen sie nicht
„eingeschränkt wahr oder zweifeln ihn sogar an“, sondern sie wenden sich
gegen den Missbrauch des Sports für gänzlich andere, sportfremde Zwecke.
Dass dieser „Effekt noch durch kritische Medienberichterstattung“ befördert
wird, ist anscheinend die schnappatmende Höhe für ein Medienverständnis,
das auf Hofberichterstattung setzt.
Bis zur komplett ausformulierten Strategie ist noch bis Ende des Jahres
Zeit. Als Anregung könnten etwa Kriterien wie Sport für alle oder
Gemeinwohlorientierung sowie Festkultur Eingang finden. Dafür existiert
sportfachliche, interdisziplinäre und hoffentlich durchsetzungsfähige
Expertise. PwC ist lediglich eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
7 Apr 2020
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## AUTOREN
Jürgen Schwark
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DOSB
Sportförderung
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