Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Trauerfeier für Karel Gott: „Kein Leben ohne Karel Gott“
> Er war der große Sänger Tschechiens, ein Star und Begleiter. Am Freitag
> verabschiedeten sich seine Fans in Prag von Karel Gott.
Bild: Bis zu 14 Stunden lang mussten seine Fans warten, um von Karel Gott Absch…
Selbst Petrus war um den Abschied Gotts bemüht und hatte Prag am Freitag in
goldenes Licht gehüllt. Die Strahlen der Morgensonne drangen gemächlich
über die Dächer und Türme der Altstadt bis zum Ufer der Moldau vor. Hier,
vor der Auffahrt zum Sophienpalais, einem gelb-getünchten
Neorenaissancebau, hatte sich schon vor Sonnenaufgang eine lange
Menschenschlange gebildet, die sich noch bis die späten Abendstunden auf
der „Brücke der Legionen“ über die Moldau hinweg bis auf die Kleinseite
schlängelte.
Insgesamt 49.000 Menschen aus Tschechien, der Slowakei, aus Deutschland und
Österreich waren an die Moldau gekommen, um Abschied zu nehmen von Karel
Gott. Der Sänger war [1][am 2. Oktober kurz vor Mitternacht friedlich im
Schlaf verstorben]. „Manchmal weiß man, was Gott vor hat“, hatte er noch
wenige Wochen zuvor in einem berührenden Duett mit seiner 13-jährigen
Tochter Ella gesungen und sich so von seinen Fans verabschiedet. Jetzt
waren sie an der Reihe.
## Respekt vor dem „Meister“
„Wir sind heute Morgen um zwei Uhr aufgestanden und nach Prag gefahren“,
erzählt Irena, eine Mittfünfzigerin aus Südböhmen. „Wir wären ja eigentl…
gerne schon am Donnerstagabend gekommen. Aber dann haben wie die
Hotelpreise gesehen. Unter 5000 Kronen (200 Euro) war da so kurzfristig
nichts mehr zu haben“, so ihr Mann Marek. Um Karel Gott seine letzte Ehre
zu erbieten, hatte er sich extra freigenommen. „Das gehört sich so“,
erklärt er zum eifrigen Nicken von Gattin Irena. „Er hat uns ja unser
ganzes Leben lang begleitet“, pflichtet sie bei: „Wir kennen eigentlich
kein Leben ohne Karel Gott.“
Seine sterblichen Überreste liegen aufgebahrt im Ballsaal des
Sophienpalais. Der gilt seit Mitte des 19. Jahrhunderts als einer der
bedeutendsten kulturellen und gesellschaftlichen Treffpunkte Prags. Karel
Gotts dunkler Holzsarg ist mit einer Fontäne von weißen Blumen bedeckt,
über ihm thront ein überlebensgrosses schwarz-weiß Porträt des „Meisters�…
wie er in Tschechien ehrfürchtig genannt wird, in seiner letzten
Schaffensphase. Rechts und links des Sargs wacht eine uniformierte
Ehrengarde über Gott, dem Nationalkünstler, der zweiundvierzig Mal zum
Sänger des Jahres gewählt wurde.
Über vierzehn Stunden lang wälzt sich eine Prozession an der Moldau entlang
Moldau auf den Sarg zu. Immer mehr Blumen und Kränze füllen den Saal. Auch
Magda aus Prag bringt Blumen mit: „Ich habe eine Rose dabei. Mein
Lieblingslied von Karel Gott ist nämlich 'Čas růži“ – Zeit der Rosen'�…
ist des Meisters Cover-Version von Tom Jones „Delilah“. „Das ist auch eins
meiner Lieblingslieder“, ertönt es weiter hinten in der Schlange. „Ich mag
seine früheren Songs am meisten“, ruft Magda zurück und beginnt so eine
Diskussion über die verschiedenen Stilrichtungen und Phasen Gotts. In der
langen Schlange vor seinem Sarg bleibt Karel Gott bei seinem Abschied
irgendwie lebendig.
12 Oct 2019
## LINKS
[1] /Tschechischer-Saenger-wurde-80/!5631033
## AUTOREN
Alexandra Mostyn
## TAGS
Schlager
Tschechien
Prag
Schlager
## ARTIKEL ZUM THEMA
Tschechischer Sänger wurde 80: Gott ist tot
Karel Gott war mehr als der Mann mit der „Biene Maja“, mehr als eine
Schlagerschluse. Der Kitschier und Könner ist am Dienstagabend gestorben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.