# taz.de -- Leichtathletik-Weltmeisterschaft: Verkaufte Sportler | |
> Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler fordert am Rande der WM mehr Geld | |
> für die Athleten. Das IOC müsse sie an den Gewinnen beteiligen. | |
Bild: Nicht zufrieden mit der Bezahlung: Speerwerfer Thomas Röhler | |
BERLIN taz | Speerwerfen ist nicht ganz einfach. Im Kanon der | |
Leichtathletik gehört diese technische Disziplin zu den kompliziertesten | |
Herausforderungen. Aber wer es richtig lernen will, muss seine | |
Übungsversuche nur per Smartphone aufnehmen und an den Olympiasieger von | |
2016, Thomas Röhler, schicken. Gegen ein Honorar bekommt ein jeder eine | |
Wurfanalyse mit Trainingstipps von Röhler zurückgeschickt. | |
Der 28-Jährige fünffache deutsche Meister bietet diese Dienstleistung an, | |
weil er an seinen eigenen Würfen nicht gerade opulent verdient. Derzeit | |
muss man allerdings mit einer gewissen Wartezeit für die Trainingstipps | |
rechnen. Röhler ist gerade bei der [1][Leichtathletik-Weltmeisterschaft in | |
Doha] und bereitet sich auf seinen Wettkampf am Wochenende vor. Dies ist | |
zugleich auch ein Zeitfenster, in dem der Speerwurf-Spezialist etwas mehr | |
Aufmerksamkeit für seine Anliegen erhält und so lässt er gerade seinem | |
angesammelten Unmut freien Lauf. | |
„Wir ackern hier tagtäglich jede Woche mehr als viele Arbeitnehmer, sind | |
aber im Endeffekt immer nur schwebend bezahlt. Wir suchen uns Förderer, | |
damit wir das machen können, ermöglichen die Olympischen Spiele“, sagte der | |
Thüringer vor seinem WM-Auftritt. „Aber die entlohnen uns nicht dafür, die | |
verkaufen uns, aber am Ende des Tages kommt davon überhaupt nichts bei uns | |
an.“ Mit seiner Kritik zielt Röhler vor allem auf das Internationale | |
Olympische Komitee. Das IOC ziehe sich gern aus der Verantwortung und weise | |
darauf hin, dass sie ihre Einnahmen an die nationalen Verbände überweisen. | |
„Das ist das Totschlag-Argument, da kannst du wenig machen.“ Auf dieser | |
Diskussionsebene sieht sich der deutsche Profisportler chancenlos. | |
Auch deshalb will er, dass das IOC endlich Verantwortung übernimmt. Sprich: | |
eine direkte Bezahlung der Athletinnen und Athleten durch das IOC. Diese | |
Position vertritt ebenfalls der deutsche Athletensprecher Max Hartung. Der | |
Fechter fordert seit Langem einen Milliarden-Anteil der IOC-Einnahmen als | |
direkte Zuwendung für die Sportler. | |
## Kein „grüner Gedanke“ | |
Er und seine Mitstreiter machten vergangenes Jahr einen konkreten | |
Vorschlag: die Ausschüttung von 25 Prozent des IOC-Gesamtgewinns, der im | |
Zeitraum von 2013 bis 2016 mit Erlösen von 5,7 Milliarden Dollar beziffert | |
wurde. Das IOC betont hingegen sein Solidarmodell, nach dem 90 Prozent der | |
Einnahmen zur Organisation der Spiele sowie zur Unterstützung der 206 | |
Nationalen Olympischen Komitees flössen. | |
Gewinnt Röhler nächstes Wochenende in Doha die WM-Goldmedaille, könnte er | |
immerhin 60.000 Dollar dazuverdienen. Und an die Hauptstadt Katars hat er | |
ohnehin gute Erinnerungen. Seine Bestweite (93,90 Meter) erzielte er hier | |
bei einem Wettkampf der Diamond League vor zwei Jahren. Dennoch hat Röhler | |
bereits klargemacht, dass sein Training vor allem auf die Verteidigung | |
seiner Goldmedaille bei den Olympischen Spielen nächstes Jahr in Tokio | |
ausgerichtet ist. | |
Und zur Standortwahl [2][Doha für eine Leichtathletik-WM] hat Röhler sich | |
bereits im Sommer gegenüber dem Tagesspiegel kritisch geäußert. Er frage | |
sich, sagte er, „warum die Weltmeisterschaften an einem Ort stattfinden, | |
den man herunterkühlen muss, wenn es so viele andere schöne Orte gibt, die | |
nicht heruntergekühlt werden müssen“. Das sei definitiv kein „grüner | |
Gedanke“. Zumindest dem Leichathletik-Weltverband hat die Entscheidung für | |
Doha viel Geld eingespielt. Auch in diesem Fall wird es nicht an die | |
Athleten weitergereicht werden. | |
2 Oct 2019 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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