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# taz.de -- Kirchenasyl für blinden Syrer: Mehr als Brot, Bett und Seife
> Abermals versuchten bayerische Behörden, Mheddin Saho nach Spanien
> rückzuführen. Nun hat ihn eine evangelische Gemeinde aufgenommen.
Bild: Mheddin Saho mit seinen Gasteltern Gerhard und Gisela Zierer
Berlin taz | Der 25-jährige Mheddin Saho ist in der Nacht von Mittwoch auf
Donnerstag einer Rückführung nach Spanien entgangen. Unterstützer teilten
mit, er sei im Kirchenasyl und dort zunächst sicher. [1][Der blinde Syrer]
sollte aus dem niederbayerischen Rottenburg an der Laaber abgeschoben
werden, da er mit einem spanischen Schengen-Visum eingereist war, bevor er
in Deutschland einen Asylantrag stellte.
Es sei ein Skandal, dass ein Kirchenasyl nötig sei, um einen zu 100 Prozent
schwerbehinderten, alleinstehenden Menschen vor einer Rückführung zu
bewahren, sagt Stephan Reichelt vom Verein Matteo Asyl, der das
ehrenamtliche Engagement bayerischer Gemeinden und Klöster für Geflüchtete
koordiniert. „Wenn in so einem schweren Fall nicht der Paragraf 17 der
Dublin-Verordnung zum Tragen kommt, wann dann?“
Der Paragraf erlaubt Mitgliedsstaaten, aus humanitären Gründen und in
Härtefällen von den Zuständigkeitskriterien abzuweichen. Reichelt steht in
Kontakt mit der evangelischen Gemeinde, die Mheddin Saho aufgenommen hat.
Derzeit sei ein Kirchenasyl bis Ende September angedacht.
Ein erster Rückführungsversuch am 22. Juli musste abgebrochen werden, als
der Pilot sich weigerte, den panischen Mann mitzunehmen. Daraufhin wurde
Saho in Abschiebehaft genommen. Seine Rottenburger Betreuungsfamilie Zierer
versuchte, über die Evangelische Landeskirche und den stellvertretenden
bayerischen Ministerpräsidenten Aiwanger von den Freien Wählern auf die
Behörden einzuwirken. Doch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(BAMF) hält an der Rückführung unter der Dublin-Konvention fest.
Rechtsanwalt Thomas Oberhäuser sah keine rechtliche Möglichkeit, die
bayerischen Verwaltungsrichter zu überzeugen, ihre Entscheidung zu
überdenken. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württembergs habe die vom
Europäischen Gerichtshof formulierten Anforderungen an Rückführungen unter
den Schlagworten „Brot, Bett, Seife“ summiert. „Wenn das vorhanden ist, i…
es egal, wie es sonst aussieht“, sagt Oberhäuser. Es liege im Ermessen der
Behörden, auf die besondere Schutzbedürftigkeit eines blinden Menschen
einzugehen oder diese zu ignorieren.
Parallel zum Kirchenasyl hat Familie Zierer eine Petition an
Bundesinnenminister Seehofer gestartet, die auch [2][auf avaaz.org
einzusehen ist]. Nun hoffen Familie Zierer und ihre Unterstützer vor allem
auf eine Intervention des bayerischen Landesbischofs und EKD-Vorsitzenden
Heinrich Bedford-Strohm. Der 25-jährige Syrer hatte an der Ankaraner
Elite-Uni METU einen Abschluss mit Bestnote gemacht und wollte an der
Ludwig-Maximilan-Uni in München studieren. Eine Zulassung für einen
Studienplatz im Master der English Studies hat er bereits.
23 Aug 2019
## LINKS
[1] https://gazete.taz.de/article/?article=!5617162&searchterm=Dauerkampf
[2] https://secure.avaaz.org/de/community_petitions/Bundesinnenminister_Stoppt_…
## AUTOREN
Oliver Kontny
## TAGS
taz.gazete
Politik
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Schwerpunkt Landtagswahlen
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