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# taz.de -- Serie „Mord im Böhmerwald“ auf Arte: Mit Rassisten leben in Ts…
> „Mord im Böhmerwald“ will mehr sein als eine Krimiserie. Das gelingt –
> nicht zuletzt deswegen, weil sie so explizit ist.
Bild: Kalt ist's im Böhmerwald – auch menschlich kalt manchmal
Die erste Folge beginnt damit, dass eine junge Frau vor der Leiche eines
jungen Mannes steht, der offenbar aufgehängt wurde – gelyncht. „B. ist eine
ganz normale Stadt mit ganz normalen Bürgern“, sagt die Bürgermeisterin in
die Kamera. Und ein Mann erklärt: „Ich bin kein Rassist, weißt du. Es sind
nicht alle so. Ein paar sind ganz anständig – aber wie viele? Es wurmt mich
einfach, dass Leute, die nicht von hier sind, behaupten, dass wir alle
Rassisten sind! Aber die leben auch nicht mit denen!“
„Lynč“ heißt die [1][Miniserie] im tschechischen, im englischen „The
Lynching“. Die Programmmacher von Arte behaupten zwar im Pressetext, „The
Lynching“ sei „die erste tschechische Serie, die Arte auf dem
Serien-Sendeplatz zeigt“ – allerdings gab es vor fünf Jahren ebendort, am
Donnerstag, die Miniserie „Burning Bush“ – über die Nachwirkungen der
öffentlichen Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach nach der
Niederschlagung des Prager Frühlings.
„Lynč“ jedenfalls läuft auf Deutsch als „Mord im Böhmerwald“ – und…
Frankreich als „Le Village des secrets“ (Das Dorf der Geheimnisse), zwei
typisch nichtssagend-beliebige Krimititel. Offenbar wollte man bei Arte weg
vom Englisch. Dabei wäre „The Lynching“ schon präziser.
Zurück zur Szene: Wenn der Mann von „denen“ spricht, dann meint er die, die
in der deutschen Synchronfassung von der Mehrheit im Dorf „die Zigeuner“
genannt werden. Der Ermordete war einer von ihnen. Die Interviews führt der
Blogger Lukas (Matej Andel), der dafür in den Ort zurückgekehrt ist, in dem
er als Kind seine Ferien bei der Großmutter verbracht hat.
## Sechs Jungautoren
In der normalen Stadt mit ganz normalen Bürgern stößt er auf Inzest in der
Bürgermeisterfamilie und illegalen Medikamentenhandel. Lukas – und mit ihm
der Zuschauer – gewinnt so „einen tiefen Einblick in soziale Verhältnisse,
die an der Spaltung der tschechischen Gesellschaft Anteil haben“, so Arte.
„Lynč“ ist aus einem Wettbewerb im Rahmen einer Masterclass hervorgegangen
und wurde, ganz zeitgemäß, von sechs Jungautoren im Writersroom geschrieben
– unter der Anleitung des Amerikaners Harold Apter, der für „Golden Girls�…
und „Walker, Texas Ranger“ geschrieben, sich seinen Namen also nicht als
Meister des Subtilen gemacht hat.
Tatsächlich wirkt die gezeigte Diskriminierung der Minderheit zunächst
plakativ. Aber vielleicht ist auch das nur zeitgemäß. Auch hierzulande
agieren die Rassisten, etwa von der AfD, bekanntlich immer unverhohlener.
1 Aug 2019
## LINKS
[1] https://www.arte.tv/de/videos/RC-015539/mord-im-boehmerwald/
## AUTOREN
Jens Müller
## TAGS
Arte
Tschechien
Osteuropa
Andrej Babis
Schwerpunkt Europawahl
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