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# taz.de -- Schadenersatzprozess gegen die Bayer AG: Glyphosat-Strafe stark red…
> Bei einer der vielen Glyphosat-Klagen wegen Krebsrisiken gab es nun einen
> kleinen Erfolg für Bayer. Der Konzern will dennoch in Berufung gehen.
Bild: Das umstrittene Pflanzenspritzmittel in einem Verkaufsregal in San Franci…
San Francisco/Leverkusen dpa | Trotz einer deutlich verringerten
Strafzahlung will Bayer in einem wichtigen Glyphosat-Prozess in den USA
Berufung einlegen. Der zuständige Richter Vince Chhabria reduzierte die von
einer Jury verhängte Summe von gut 80 Millionen Dollar am Montag auf 25,3
Millionen Dollar. Richter Chhabria begründete dies vor allem damit, dass
das Verhältnis zwischen regulärem Schadenersatz und sogenanntem
Strafschadenersatz in einem verfassungsrechtlich angemessenen Rahmen
bleiben müsse.
An dem Urteil, dass die Bayer AG für das Krebsleiden des Klägers Edwin
Hardeman haften muss, ändert der Richterspruch jedoch nichts. Hardeman
hatte das glyphosathaltige Totalherbizid Roundup des von Bayer übernommenen
US-Saatgutriesen Monsanto für seine Krankheit verantwortlich gemacht. Die
Geschworenen hatten ihm zunächst gut 5 Millionen Dollar Schadenersatz
zugesprochen und Bayer zusätzlich zu 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz
verurteilt. Letzterer wird im US-Recht als Zusatzstrafe bei besonders
schweren Entschädigungsfällen verhängt.
Richter Chhabria hatte bereits zuvor angekündigt, dass der
Strafschadenersatz zu hoch ausgefallen sei, da er den Schadenersatz
verfassungsrechtlich bedingt nicht um mehr als das Neunfache übersteigen
dürfe. Deshalb kürzte er ihn jetzt um 55 Millionen Dollar. Bayer begrüßte
dies zwar in einem Statement als „Schritt in die richtige Richtung“, blieb
aber dabei, dass der Schuldspruch nicht der Beweislage entspreche. Der
Konzern beabsichtige deshalb, bei einem Berufungsgericht Einspruch
einzulegen.
Bayer hatte [1][das ursprüngliche Urteil vom März] bereits in erster
Instanz angefochten und Anträge gestellt, das Verfahren in einem neuen
Prozess aufzurollen oder die Strafzahlung zu senken. Der DAX-Konzern ist in
den USA mit über 13 .400 Klagen wegen angeblicher Krebsgefahren von
Monsanto-Produkten konfrontiert. Bayer weist diese Vorwürfe zwar vehement
zurück, unterlag aber in den ersten drei US-Prozessen. Hardeman war der
zweite Fall, der verhandelt wurde. Auch beim ersten wurde die Strafe später
stark verringert.
Im jüngsten Fall hatte eine US-Jury einem an Krebs erkrankten
[2][Rentnerehepaar im Mai insgesamt sogar umgerechnet fast 1,8 Milliarden
Euro an Schadenersatz zugesprochen]. Allerdings kündigte Bayer auch hier
umgehend an, das Urteil anzufechten. Der Leverkusener Konzern hatte
Monsanto im vergangenen Jahr für rund 63 Milliarden Dollar übernommen, was
sich als sehr riskant entpuppte. Zwischenzeitlich fiel Bayers Börsenwert
angesichts der hohen Rechtslasten sogar unter die Kaufsumme, zuletzt
notierte er nur knapp darüber.
## Schlichter bestellt
Bis es in den zahlreichen US-Verfahren um Glyphosat zu endgültigen
rechtskräftigen Entscheidungen kommt, könnte noch viel Zeit vergehen. Meist
werden solche Massenklagen in den USA aber ohnehin früher oder später mit
einem großen Vergleich beigelegt. Richter Chhabria, bei dessen Gericht in
San Francisco mehrere Hundert Klagen gebündelt sind, hat die Streitparteien
bereits zu einer gütlichen Einigung gedrängt und eine Prozesspause
verordnet. Zuletzt war der US-Staranwalt Ken Feinberg als Schlichter
bestellt worden.
Viele der US-Klagen stützen sich auf eine Studie der
WHO-Krebsforschungsagentur IARC, die Monsantos Unkrautvernichter 2015 als
„wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen einstufte. Der Bayer-Konzern
bestreitet dies energisch und argumentiert seinerseits mit zahlreichen
Studien, die belegen sollen, dass die Produkte bei vorschriftsgemäßer
Anwendung ungefährlich sind. Die US-Umweltbehörde EPA bestätigte im
Gegensatz zu den jüngsten Gerichtsurteilen kürzlich ihre Einschätzung, dass
Glyphosat nicht krebserregend sei.
16 Jul 2019
## LINKS
[1] /Urteil-gegen-Glyphosat-in-den-USA/!5584009
[2] /Monsanto-Prozess-in-den-USA/!5595574
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Werner Baumann
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