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# taz.de -- Rassismus in Deutschland: Das ist Normalität
> Nazi-Prepper mit Beziehungen bis in den Staat, ein rassistischer
> Mordversuch und Angriffe auf Nichtdeutsche mit Sprengstoff. Alles wie
> immer.
Bild: Nazis tun, was Nazis eben tun. Sie hetzen, verletzen, morden
Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen. Jedenfalls nichts
Außergewöhnliches. In Deutschland nämlich ist alles wie immer, oder, sagen
wir: normal. [1][Neue Verstrickungen von Nazi-Preppern] bis in den Staat,
[2][einen rassistischen Mordversuch], Angriffe auf Nichtdeutsche und
[3][DemokratInnen mit Sprengstoff, Pistole oder Machete] oder das
Innenministerium, das „Privatpersonen, die sich kritisch mit dem
Rechtsextremismus […] auseinandersetzen“, vor Ausspionierung warnt. Aber so
gut wie niemand ist überrascht. Die einen nicht, weil es ja klar war. Nazis
tun, was Nazis eben tun. Sie hetzen, verletzen, morden. Die anderen nicht,
weil diese Nazis eben tun, was normale Menschen ihrer Meinung nach eben tun
sollten.
„Er war ein Asylantenhasser“, sagte der Wirt, bei dem jener Mann trank, der
in Wächtersbach einen Mann ermorden wollte. Ganz normal, dass jemand gegen
Nichtdeutsche hetzt und Mordgedanken äußerte. Die Soko sprach von einem
„frustrierten, isolierten Einzeltäter“ – zur öffentlichen Ankündigung …
reichte es. „Nee, der kann gar nichts dafür, er hat das angekündigt“, sag…
etwa der Nachbar jenes mit SS-Runen tätowierten Dresdners, der seine
Nachbarn mit einer Machete angriff.
Schockierend ist, dass das Umfeld der Täter Teil des Geschehens war. Der
Tenor: Das musste ja so kommen. Aber ein Eingeständnis in das eigene
Versagen als Mensch? Fehlanzeige. Dieses „So was kommt eben von so was“
scheint als Mordgrund ausreichend. Merkel hat die Grenzen nicht
geschlossen? Schüsse auf Geflüchtete oder Nichtweiße. Verärgert über andere
Meinungen? Sprengstoffanschlag. Laute Musik beim nichtdeutschen Nachbarn?
Machetenangriff. Alles ganz normal.
Dass das Motiv, [4][nämlich Rassismus und die Verachtung der Demokratie,
immer wieder verquast wird], ist dabei nur eine Episode der Ablehnung von
Verantwortung. Es ist das kollektive Zurückweisen der Verantwortung, die
erschreckend an die Thematisierung von NS-Täterschaft erinnert, an das
Nichts-gesehen-, Nichts-verstanden-, Nichts-unterschrieben-haben-Wollen.
Vielleicht sollte man sich vor dem aktuellen Hintergrund in der
Thematisierung von Täterschaft und Verantwortung daran erinnern. Der
Prozess, Täterschaft nicht mehr als Sonderfall, sondern TäterInnen als
„normale“ Menschen, als „unsere“ Opas und NachbarInnen zu sehen, dauert…
Die Externalisierung von Verantwortung für Nazi-Morde ist noch heute
üblich. Und absurderweise ist sie der Schlüssel für das Verständnis für und
die Normalisierung der Nazi-Täter. Es ist das
Ich-bin-kein-Nazi-aber-Phänomen, durch das die Verantwortung dem
Verständnis für Mord und Hetze weicht. Sie sind nicht „wir“, aber „wir�…
verstehen sie. Trotz Nordkreuz und Co, trotz unzähliger Hinweise auf einen
tiefen Staat: Beim besten Willen kann niemand ein System im Wegschauen
trotz Drinhängen erkennen. Stell dir vor, der Staat schafft sich ab – und
das ist ganz normal.
30 Jul 2019
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## AUTOREN
Sonja Vogel
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Deutschland
German Angst
Schwerpunkt Rassismus
Kevin Kühnert
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