# taz.de -- Deutsche-Bank-Angestellte zittern: Aufsichtsrat prüft Jobkürzungen | |
> Deutschlands größtes Geldhaus steht vor einem Neuanfang. Mit bis zu | |
> 20.000 Mitarbeitern weniger. Erstes Opfer: der Investmentbank-Chef. | |
Bild: Investmentbanker Garth Ritchie wird Ende Juli zurücktreten | |
Frankfurt/Main dpa | Es könnte der ganz große Schlag werden: Stellenabbau, | |
Vorstandsumbau, Zerschlagung des Investmentbankings. Seit Tagen wird | |
darüber spekuliert, wie die „harten Einschnitte“ bei der Deutschen Bank | |
konkret aussehen werden, die Konzernchef Christian Sewing bei der | |
Hauptversammlung im Mai angekündigt hat. In Frankfurt stellt man sich | |
darauf ein, dass der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns an diesem Sonntag | |
Entscheidungen trifft. | |
Schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt im April 2018 hatte der auf den | |
Chefsessel katapultierte Privatkundenchef angekündigt, [1][dem jahrelangen | |
Durchwurschteln mit zuvor drei Verlustjahren in Folge ein Ende zu | |
bereiten]. „Wir werden den Kurs unserer Bank jetzt ändern. Es gibt keine | |
Zeit zu verlieren“, betonte Sewing damals. Bei der diesjährigen | |
Hauptversammlung legte Sewing nach: „Wir haben immer noch zu hohe Kosten, | |
die wir nicht direkt einer Leistung für unsere Kunden zuordnen können.“ | |
15.000 bis 20.000 Jobs sollen nun auf der Kippe stehen. Mehr als jede | |
fünfte der zuletzt knapp 91.500 Vollzeitstellen könnte also gestrichen | |
werden. Wie stark der Kahlschlag die einzelnen Bereiche treffen wird, ist | |
noch nicht durchgesickert. Klar scheint jedoch: Investmentbanker, die für | |
die Deutsche Bank in den USA mit Aktien und Finanzinstrumenten handeln, | |
müssen sich auf einiges gefasst machen. | |
Denn viele Geschäfte, mit denen die Deutsche Bank vor 20 Jahren ansetzte, | |
die New Yorker Wall Street zu erobern, wurden immer mehr zur Last. Statt | |
für Milliardengewinne steht die Sparte seit der Finanzkrise 2007/2008 für | |
Milliardenstrafen. | |
## Milliardenboni trotz Verlusten | |
Dass Deutschlands größtes Geldhaus dennoch Milliarden an Boni ausschüttet, | |
verstehen viele Aktionäre nicht – zumal sie selbst seit Jahren mit | |
Mini-Dividenden abgespeist werden. Und auch der Kurs der Aktie macht wenig | |
Hoffnung: Vom Höchststand von mehr als 90 Euro vor der Finanzkrise ist das | |
Papier mit zuletzt rund 7 Euro meilenweit entfernt. | |
In den vergangenen beiden Quartalen schrieb die Investmentbank rote Zahlen. | |
Schon als Sewing im Mai einen radikalen Umbau ankündigte, ließ er keinen | |
Zweifel daran, dass bei den Kürzungen eben dieses Kapitalmarktgeschäft im | |
Zentrum stehen würde. | |
Am Freitag wurde bekannt, dass der Investmentbankchef der Deutschen Bank, | |
Garth Ritchie, Ende Juli zurücktreten wird. Konzernchef Sewing werde die | |
Verantwortung für die Unternehmens- und Investmentbank übernehmen, teilte | |
die Bank mit. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete gar von einer | |
[2][Zerschlagung der einst glorifizierten Sparte]. | |
Demnach erwägt der Vorstand, eine neue Sparte („Corporate Bank“) zu | |
schmieden, in der die Betreuung von Unternehmenskunden gebündelt wird. Teil | |
dieser Einheit soll demnach die Transaktionsbank (GTB) werden, die sich um | |
den weltweiten Zahlungsverkehr sowie Wertpapier- und Kreditgeschäfte für | |
Unternehmen, Finanzinstitute und andere Großkunden kümmert. | |
In den Überlegungen spielt Medienberichten zufolge auch eine interne „Bad | |
Bank“ eine Rolle. Der Deutsche-Bank-Vorstand erwäge, lang laufende Derivate | |
im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro in eine interne Abwicklungseinheit | |
auszulagern, um die Bilanz zu entlasten. | |
## Radikaler Umbau beim Investmentbanking | |
Die Mitarbeiter in der US-Zentrale der Deutschen Bank jedenfalls machen | |
sich Berichten zufolge keine Illusionen. In den Büros in New York hätten | |
sich bereits vor Tagen braune Umzugskisten gestapelt, berichtete die | |
Nachrichtenagentur Bloomberg. Im dortigen Handelssaal sei zeitweise ein | |
Großteil der Stühle leer geblieben. Einige der Mitarbeiter, die zum Dienst | |
erschienen, hätten offen im Internet nach Jobs bei der Konkurrenz gesucht. | |
Ende 2018 zählte die Deutsche Bank in ihrem Nordamerika-Geschäft, das | |
vorwiegend aus den USA gesteuert wird, 9275 Vollzeitstellen. Die | |
Unternehmens- und Investmentbank im engeren Sinne hatte Ende März des | |
laufenden Jahres 17 117 Vollzeitstellen. | |
Für Kritik auf Aktionärsseite hatte unter anderem die relativ üppige | |
Bezahlung Ritchies gesorgt. 8,6 Millionen Euro kassierte der Manager | |
inklusive Boni für das Geschäftsjahr 2018 – mehr als Sewing (7 Mio Euro) | |
und fast genauso viel wie die sieben Vorstände der Commerzbank zusammen, | |
die beinahe zum Fusionspartner geworden wäre. | |
Als Wackelkandidatin gilt auch Sylvie Matherat, die seit November 2015 für | |
Regulierungsthemen zuständig ist. Kratzer bekam das Image der ehemaligen | |
Bankenaufseherin, weil die Finanzaufsicht Bafin der Deutschen Bank einen | |
Sonderaufpasser in Sachen Geldwäsche-Prävention verpasste. Auch eine Razzia | |
Ende November 2018 wegen des Vorwurfs, Mitarbeiter hätten Kunden bei der | |
Geldwäsche geholfen, warf kein gutes Licht auf den von der Französin | |
verantworteten Bereich. | |
Als sicher gilt: Bei kosmetischen Korrekturen wird es dieses Mal nicht | |
bleiben. Denn das Zinsumfeld wird absehbar nicht einfacher und die | |
internationale Konkurrenz zieht immer mehr davon. Die Idee, gemeinsam mit | |
der Commerzbank eine schlagkräftigere Einheit zu schaffen, wurde verworfen. | |
Aufsichtsratschef Paul Achleitner betonte bei der Hauptversammlung, die | |
Deutsche Bank könne nicht weitermachen wie bisher: „Wir müssen noch | |
schneller und radikaler umbauen.“ | |
5 Jul 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Die-Deutsche-Bank-speckt-ab/!5499025/ | |
[2] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-bank-news-1.4511117 | |
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