Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Bürgermeister Claus Madsen: Ein Däne für Rostock
> Deutschlands erster Rathauschef ohne deutschen Pass:
> Selbstvermarktungsprofi Claus Ruhe Madsen gewinnt Stichwahl in der
> Hansestadt.
Bild: Findet sich super. Die Rostocker finden das offenbar auch. 57 Prozent sti…
„Du schreibst Geschichte“, sang einmal die Indie-Rock-Band Madsen in einem
ihrer Hits. Ob Claus Ruhe Madsen die Band kennt, die seinen Namen trägt?
Egal. Geschichte geschrieben hat er trotzdem. Am Sonntag hat der 46-jährige
Däne die Stichwahl im Rennen um das Rathaus in Rostock für sich
entschieden.
Das Besondere: Madsen besitzt keinen deutschen Pass. Mit ihm wurde erstmals
ein Ausländer zum Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt.
EU-Bürger haben auf kommunaler Ebene das aktive und das passive Wahlrecht.
Kurz nach seinem Schulabschluss als Jahrgangsbester war Madsen aus Dänemark
ins Ruhrgebiet gezogen. In einem skandinavischen Möbelhaus verdingte er
sich hier mit einem Lagerjob und lernte Deutsch. Madsen stieg auf, wurde
Verkaufsleiter des Betriebs und gründete 1997 seine [1][eigene Möbelkette
in Rostock].
Gut zwanzig Jahre später wird er hier bald das Rathaus anführen. Mit rund
57 Prozent hat sich der gebürtige Kopenhagener gegen seinen Kontrahenten
Steffen Bockhahn von der Linkspartei durchgesetzt.
## Alte Stadt, junge Themen
Vor allem die Themen Umwelt und Digitalisierung wusste er für sich zu
nutzen. Sei es der Ausbau von Fahrradwegen, die Reduktion von Plastikmüll
oder der Plan einer digitalisierten Bürokratie: Madsen setzte auf junge
Themen in der 800 Jahre alten Hansestadt. Unterstützt wurde der parteilose
Kandidat dabei von CDU und FDP.
Im Wahlkampf fuhr Politneuling Madsen seine eigene Linie. Der örtliche
CDU-Kreisvorsitzende schwärmte von dem „ganz neuen Stil“ seines Kandidaten.
Und tatsächlich: [2][Madsen produzierte Wahlspots], bei denen selbst
Christian Lindner schwach werden würde: extrem professionell und stark
personalisiert.
Wem die kurzen Clips nicht reichten, der konnte Madsens Plänen für Rostock
in seinem eigenen Podcast, in weiser Voraussicht schon einmal „OBCast“
getauft, lauschen. Bundesweit wurden die Medien auf ihn aufmerksam, die
Welt titelte schon im März mit dem „Wikinger auf Eroberungszug“.
Aber was wäre nur ein Wikinger ohne einen prächtigen Bart? Das muss sich
Madsen wohl auch gedacht haben und druckte gleich sein Konterfei samt
Hipsterbart auf seine Werbeshirts.
## Näher an Rostock als 98 Prozent
Doch vom modernen Äußeren sollte man sich nicht täuschen lassen: Der
Unternehmer und ehemalige Chef der Industrie und Handelskammer Rostock gibt
auch traditionellen Wirtschaftsthemen genug Raum in seinem Wahlprogramm.
Als Bürgermeister möchte er Bürokratie abbauen und sogenannte
Wirtschaftskümmerer einsetzen, die für Unternehmen die lästigen
Behördengänge übernehmen könnten.
Schon bald wird Claus Ruhe Madsen der erste ausländische Bürgermeister
einer deutschen Großstadt. Auf einer Wahlveranstaltung wurde er vor zwei
Wochen gefragt, ob er im Falle eines Sieges auch den deutschen Pass
annehmen würde. Madsen verneinte: Er sei „näher an Rostock geboren als 98
Prozent aller Deutschen.“ Als „Ziemlich-nah-an-Rostocker“ wäre er damit
glücklich, und das würde kein Stück Papier ändern.
17 Jun 2019
## LINKS
[1] https://www.moebel-wikinger.de/impressum
[2] https://www.madsen-waehlen.de/presse/
## AUTOREN
Julian Schmidt-Farrent
## TAGS
Rostock
Bürgermeisterwahl
EU-Bürger
Dänemark
Cannabis
## ARTIKEL ZUM THEMA
Cannabis-Legalisierung: Rauchzeichen vom SSW
Die Minderheitenpartei SSW beantragt am Donnerstag die Freigabe von
Cannabis. Die rechtlichen Hürden für den Alleingang Schleswig-Holsteins
sind allerdings hoch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.