| # taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Massaker dämpft Hoffnungen | |
| > Der Chef der Miliz 3R ist Militärberater des Präsidenten. Seine Truppe | |
| > überfiel mehrere Dörfer und tötete Dutzende Zivilisten. | |
| Bild: Rebellen bei Paoua, 2007. Nichts ist inzwischen besser geworden | |
| Berlin taz | Das größte Massaker in der Zentralafrikanischen Republik seit | |
| Monaten hat die Hoffnungen auf eine allmähliche Befriedung des zerrissenen | |
| Bürgerkriegslandes erneut gedämpft. Mindestens 34 Menschen wurden am | |
| Dienstag in einer Serie von gezielten Angriffen auf zwei Dörfer in der | |
| nordwestlichen Provinz Ouham-Pende getötet. | |
| Zu den Ermordeten gehören ein Schulleiter und zwei Lehrer. Manche Opfer | |
| wurden Berichten zufolge erst gefesselt, dann erschossen. Die bewaffneten | |
| Angreifer zündeten auch Häuser an und plünderten Viehbestände. | |
| Der Tod von 15 weiteren Zivilisten beim Überfall auf ein drittes Dorf ist | |
| noch unbestätigt. | |
| Die UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik (Minusca) verurteilte | |
| den Angriff und machte die bewaffnete Gruppe 3R (Retour, Réclamation, | |
| Réconciliation) verantwortlich. Sie forderte die Festnahme ihres Anführers, | |
| des selbsternannten Generals Sidiki Abbass, falls dieser nicht die direkten | |
| Täter der Justiz zuführt. | |
| „Minusca ist besonders empört über den grausamen und absichtlichen | |
| Charakter dieses Angriffs“, sagte ein Sprecher in der Hauptstadt Bangui. | |
| „Die Angriffe waren nicht nur geplant und koordiniert, sondern zeugen auch | |
| von der Intention der Täter, Gräueltaten zu begehen, die zum Tod eines | |
| großen Teils der an den Angriffsorten anwesenden Bevölkerungen führen.“ | |
| ## Selbstverteidigungsmiliz der Peul-Volksgruppe | |
| Die 3R sieht sich als Selbstverteidigungsmiliz der Peul-Volksgruppe – die | |
| Peul, auch Fulani oder Fulbe genannt, leben in weiten Teilen West- und | |
| Zentralafrikas und sind in zahlreichen Ländern wie Nigeria und Mali in | |
| bewaffnete Konflikte verwickelt. Ihre Gegner wähnen in ihnen oft Vorkämpfer | |
| eines islamistischen Krieges. | |
| Auch in der Zentralafrikanischen Republik sind die 3R als Islamisten | |
| verschrieen, ebenso wie andere aus Muslimen bestehende bewaffnete Gruppen, | |
| die sich aus den Bestandteilen der ehemaligen islamischen Rebellenallianz | |
| Séléka gebildet haben und nördliche Landesteile kontrollieren, während in | |
| anderen Landesteilen die meisten Muslime in den vergangenen Jahren getötet | |
| oder vertrieben wurden. | |
| Die 3R gehören zu den Unterzeichnern des Friedensabkommens von Khartum für | |
| die Zentralafrikanische Republik, das am 6. Februar in der sudanesischen | |
| Hauptstadt unter russischer Vermittlung unterzeichnet wurde und die | |
| Einbindung aller bewaffneten Gruppen in die Regierung von Präsident Faustin | |
| Touadéra vorsieht. | |
| Weil Sidiki Abbass ebenso wie weitere muslimische Milizenführer bei der | |
| Umsetzung zögerten, folgte im März das Abkommen von Addis Abeba, das ihn | |
| sowie zwei weitere muslimische Milizenchefs, Ali Darassa und Mahamat | |
| Alkatim, zu „Sondermilitärberatern“ des Präsidenten erklärt. | |
| Sidiki Abbass, mit richtigem Namen Bi Souleymane Sidiki, ist seitdem | |
| zuständig für die Zusammenführung von bewaffneten Gruppen und Armee im | |
| Nordwesten des Landes. Dies dürfte nun, nach dem Massaker in dieser Region | |
| unweit der Stadt Paoua, vorbei sein. Nach Polizeiangaben wollten sich die | |
| Angreifer für die Ermordung eines Peul-Hirten am 10. Mai rächen. | |
| Die Massaker folgen außerdem auf die brutale Ermordung einer spanischen | |
| Nonne im Dorf Nola nahe der Stadt Berberati im Westen des Landes. Die | |
| geköpfte Leiche der 77-jährigen Ines Nieves Sancho war in der Nacht zum | |
| Montag an einem Flussufer gefunden worden. | |
| 24 May 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| Oman Mbiko | |
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