# taz.de -- Anschlagserie in Sri Lanka: Angriffe waren Selbstmordattentate | |
> Die Anschläge auf Kirchen und Hotels mit fast 300 Toten haben | |
> Selbstmordattentäter ausgeführt. Die Regierung macht einheimische | |
> Islamisten verantwortlich. | |
Bild: In den Kirchen fanden gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die me… | |
Colombo dpa | Die [1][verheerende Anschlagsserie] auf christliche Kirchen | |
und Hotels mit fast 300 Toten am Ostersonntag in Sri Lanka ist von | |
Selbstmordattentätern ausgeführt worden. Das teilte ein Forensiker des | |
Verteidigungsministeriums Sri Lankas am Montag mit. Das ergaben demnach | |
Untersuchungen der drei nahezu zeitgleichen Explosionen in drei Kirchen und | |
drei Luxushotels am Sonntagvormittag (Ortszeit). Zu den zwei späteren | |
Explosionen in einem weiteren Hotel und einer Wohngegend in Vororten der | |
Hauptstadt Colombo gab es zunächst keine näheren Angaben. | |
Sri Lankas Regierung hat eine einheimische radikal-islamische Gruppe für | |
die Anschläge verantwortlich gemacht. Die Regierung sei fest davon | |
überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama'ath die | |
Selbstmordattentate verübt habe, sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne | |
am Montag. Zuvor habe es Hinweise auf Anschlagspläne der Gruppe gegeben. | |
Nach Polizeiangaben wurden inzwischen 24 Verdächtige festgenommen, die | |
verhört würden. Auch einen Tag nach den Anschlägen hatte sich zunächst | |
niemand zu den Angriffe bekannt. | |
Bei den Explosionen starben nach Polizeiangaben vom Montag mindestens 290 | |
Menschen, darunter auch mindestens 35 Ausländer aus mehreren Ländern. Unter | |
den rund 450 Verletzten, die noch in Krankenhäusern behandelt wurden, waren | |
19 Ausländer. Die deutsche Botschaft in Sri Lanka steht nach Angaben von | |
Außenminister Heiko Maas mit den lokalen Behörden in Kontakt und bemüht | |
sich um Aufklärung, ob auch Deutsche betroffen sind. | |
Insgesamt gab es am Sonntag mindestens acht Detonationen. Die Explosionen | |
in den Kirchen und Luxushotels geschahen fast zeitgleich. In den Kirchen | |
fanden gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die meisten Opfer. Am | |
Sonntagabend wurde in der Nähe des größten Flughafens der Insel, rund 30 | |
Kilometer von Colombo entfernt, ein Sprengsatz gefunden und entschärft, wie | |
ein Sprecher der Luftwaffe mitteilte. | |
## Festgenommen stammen aus Sri Lanka | |
Wie [2][Premierminister Ranil Wickremesinghe] in einer Fernsehansprache | |
sagte, stammten die Festgenommenen alle aus Sri Lanka. Er wolle aber im | |
Ausland um Unterstützung bitten, um herauszufinden, ob die Angreifer | |
Verbindungen zum internationalen Terrorismus hätten. „Wir werden nicht | |
zulassen, dass der Terrorismus in Sri Lanka sein Haupt erhebt. Alle | |
Maßnahmen werden ergriffen, um den Terrorismus auszulöschen“, sagte | |
Wickremesinghe. | |
Sri Lankas Geheimdienst hätten Hinweise auf einen möglichen Anschlag | |
vorgelegen. Es müsse untersucht werden, warum keine entsprechenden | |
Maßnahmen ergriffen worden seien, sagte Wickremesinghe. | |
Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene machte Extremisten für die | |
„terroristische Attacke“ verantwortlich. Er verkündete eine landesweite | |
Ausgangssperre, die bis zum frühen Montagmorgen galt. Zudem sperrte die | |
Regierung nach seinen Angaben vorübergehend den Zugang zu sozialen Medien. | |
Auch nach Ende der Sperre blieben die Schulen und Universitäten zunächst | |
geschlossen. | |
## Internationale Solidarität | |
Der südasiatische Inselstaat im Indischen Ozean mit seinen tropischen | |
Stränden ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Deutsche und andere | |
Europäer. Dort hatte es seit Jahren keinen größeren Anschlag gegeben. 2009 | |
war ein 26 Jahre dauernder Bürgerkrieg zu Ende gegangen. Nur etwa sieben | |
Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit der 20 | |
Millionen Einwohner sind Buddhisten. | |
Die Anschlagsserie sorgte international für Entsetzen. Papst Franziskus | |
gedachte der Opfer vor Zehntausenden Gläubigen in Rom. UN-Generalsekretär | |
António Guterres zeigte sich „schockiert über die terroristischen Attacken | |
auf Kirchen und Hotels an Ostersonntag, einem heiligen Tag für Christen | |
überall auf der Welt“. Staats- und Regierungschefs, darunter US-Präsident | |
Donald Trump, Russlands Präsident Wladimir Putin, Bundespräsident | |
Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilten die | |
Angriffe scharf. | |
Aus Solidarität mit Sri Lanka leuchtete das Rathaus von Tel Aviv in den | |
Farben des Inselstaates. Am Eiffelturm in Paris wurde auf die traditionelle | |
Nachtbeleuchtung verzichtet, um der Opfer in Sri Lanka zu gedenken. Das | |
Auswärtige Amt aktualisierte kurz nach den Attacken seine Reisehinweise und | |
bat Reisende, die Anschlagsorte weiträumig zu meiden, die lokalen Medien zu | |
verfolgen, engen Kontakt zu Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften zu | |
halten und Anweisungen von Sicherheitskräften Folge zu leisten. | |
22 Apr 2019 | |
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