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# taz.de -- Ivanka lehnt Weltbank-Chefposten ab: Sehr gut mit Zahlen
> Als größter Kapitalgeber dürfen die USA traditionell den Präsidenten der
> Weltbank stellen. Donald Trump hat seine Tochter gefragt, doch die wollte
> nicht.
Bild: Ivanka Trump während eines Interviews
Berlin taz | Donald Trump hat seiner Tochter Ivanka den Chefposten der
Weltbank angeboten – sie wollte aber nicht. Sie sei mit ihrer Arbeit als
ranghohe Beraterin im Weißen Haus „glücklich“ und habe kein Interesse an
einer Tätigkeit in der multinationalen Entwicklungsbank, sagte sie der
Nachrichtenagentur AP.
Warum auch? Die 37-jährige hat bisher als Model, Mode- und
Schmuckdesignerin Karriere gemacht. Erfahrung im Finanzwesen kann sie bis
auf eine kurze Tätigkeit als Vizepräsidentin der Abteilung für Entwicklung
und Akquisition in Trumps Firma nicht vorweisen.
Der eigenen Tochter bei der Jobsuche auf die Sprünge helfen, das kennt man
vielleicht im Rahmen der Beschaffung von Praktikumsplätzen in der eigenen
Firma. Und da ist es schon anrüchig. Wenn es um die Besetzung von
Spitzenpositionen in internationalen Organisationen geht, ist das in der
westlichen Demokratien völlig verpönt, Stichwort Machtkonzentration.
Von Nepotismus, also Vetternwirtschaft, will Trump himself aber nichts
hören: Ivanka sei einfach „sehr gut mit Zahlen“, deswegen habe er bei der
Neubesetzung des Weltbank-Präsidentschaftsposten an sie „gedacht“, sagte
der US-Präsident neulich der amerikanischen Zeitschrift [1][The Atlantic].
Als größter Anteilseigner an an der Weltbank besetzen die USA traditionell
den Präsidenten der Weltbank.
Sie ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen und hat das Ziel, die
weltweite Armut zu bekämpfen. Sie gilt als wichtigster Geldgeber
internationaler Finanzprojekte zur Armutsbekämpfung, für Verbesserungen der
Lebensbedingungen in Entwicklungsländern und zur Erreichung internationaler
Entwicklungsziele.
## Seit Januar ist der Posten vakant
Der Posten war im Januar frei geworden, nachdem der bisherige Amtsinhaber
[2][Jim Yong Kim seinen Rücktritt] nach mehr als sechs Jahren verkündete.
Das kam für viele überraschend: Zuvor hatte sich der 59-jährige als
Reformer präsentiert und angekündigt, gegen den Klimawandel und die
Verbreitung von Seuchen konsequent vorzugehen.
Während der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz im vergangenen Dezember
hatte die Weltbank dann ein Kreditprogramm angekündigt, das zur
Finanzierung von Klimaprojekten eingesetzt wird und 200 Milliarden Dollar
umfasst, ein Erfolg für Jim Yong Kim.
Zuvor hatte die Weltbank in der Kritik gestanden, den Fokus alleine auf
wirtschaftliche Entwicklung zu legen und dafür sowohl die Förderung von
Kohle, Gas und Öl als auch die Abholzung des Regenwaldes zu unterstützen.
Dafür verantwortlich sind vor allem große Industrienationen wie die USA,
Japan, Frankreich, Großbritannien und Deutschland, die als größte
Kapitalgeber in Abstimmungen ein größeres Stimmgewicht haben.
Entwicklungs- und Schwellenländer haben dementsprechend weniger
Mitbestimmungsrechte bei der Vergabe von Kapitalanlagen, der Förderung von
Direktinvestitionen und der Bestimmung von Kreditauflagen.
Statt Ivanka Trump ist jetzt [3][David Malpass] Präsident, ein Vertrauter
von Donald Trump und bekannter Weltbank-Kritiker. Diese sei zu mächtig
geworden, lies der Ökonom noch vor Amtsantritt verlauten.
## Kein Interesse an starker Weltgemeinschaft
Dass ein Skeptiker der 1945 gegründeten und lange etablierten Organisation
von Trump ausgewählt wurde, ist keine Überraschung. Der Präsident hat
bereits einige multilaterale Bündnisse aufgekündigt, internationale
Organisationen kritisiert und die Entwicklungshilfe zurückgefahren.
In keiner Weise scheint er daran interessiert zu sein, die Weltgemeinschaft
durch eine starke Führung in einer Organisation wie der Weltbank
zusammenbringen oder die Entwicklungshilfe ausbauen zu wollen. Es reicht
Trump, wenn die Neubesetzung gerade mal bis zehn zählen kann, solange sie
den Kurs der America-First-Politik verteidigt.
Dafür scheint Ivanka Trump tatsächlich gut geeignet: Sie gehört zu den
wenigen Frauen, die mit fast glühender Begeisterung von ihrem Vater
sprechen und gerne mit ihm in Verbindung gebracht werden – obwohl Donald
Trumps Wortneuschöpfungen („[4][covfefe]“) und praktische
Handlungsvorschläge in Krisensituationen (Das Feuer in der Kathedrale
Notre-Dame mit „fliegenden Wassertanks“ löschen) nicht nur Oppositionelle
beizeiten rat- und fassungslos machen.
Dafür wird sie von ihrem Vater mit zahlreichen Privilegien entlohnt. Ivanka
ist so etwas wie Trumps Lieblingskind, er [5][betont auch gegenüber The
Atlantic], dass sie, sollte sie sich für eine Präsidentschaftskandidatur
entscheiden, aufgrund ihres Talents nur schwer zu schlagen wäre. Zusätzlich
hat sie großen Einfluss auf ihren Vater und kann im Oval Office ihre
eigenen Schwerpunkte setzen: Die wirtschaftliche Stärkung von Frauen,
Arbeitsmarktentwicklung und den Kampf gegen Menschenhandel.
Pünktlich zum Amtsantritt kam dann doch noch eine Überraschung: „Die
Weltbank spielt eine immer wichtigere Rolle.“, beteuerte der neue Chef
David Malpass plötzlich. Es folgten Ausführungen über die Wichtigkeit des
Kampfes gegen den Klimawandel, den Zusammenhalt der Staaten und die
„konstruktive Beziehung mit China“, auf die Malpass sich freue. So hatte
sich Donald Trump das wahrscheinlich nicht vorgestellt – er hätte Ivanka
vielleicht doch lieber mit Hausarrest oder Fernsehverbot drohen sollen.
18 Apr 2019
## LINKS
[1] https://www.theatlantic.com/politics/archive/2019/04/ivanka-trump-job-white…
[2] /Nach-Ruecktritt-des-Weltbankchefs/!5561032
[3] /Neuer-Weltbankpraesident-David-Malpass/!5571216
[4] https://blog.zeit.de/teilchen/2017/05/31/covfefe-donald-trump-tweet/
[5] https://www.theatlantic.com/politics/archive/2019/04/ivanka-trump-job-white…
## AUTOREN
Julia Springmann
## TAGS
Ivanka Trump
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Weltbank
Jemen Bürgerkrieg
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