# taz.de -- Amtsarzt über Massenuntersuchung: „So etwas gab es noch nie“ | |
> Das Saarbrücker Gesundheitsamt muss in kürzester Zeit über 90 | |
> Krankschreibungen aus der örtlichen Feuerwehr prüfen. Amtsarzt Frank | |
> Kuhn-Dietz über den Fall. | |
Bild: Die Kleidung bleibt heute im Schrank: Über 90 Saarbrückener Feuerwehrle… | |
In Saarbrücken hat sich ein skuriler Fall zugetragen: Als bekannt wurde, | |
dass der umstrittene Feuerwehrchef Joseph Schun in den Dienst zurückkehren | |
soll, meldeten sich über 90 Beamt*innen krank. Das Oberverwaltungsgerichts | |
ordnete an, dass diese Feuerwehrleute zur amtsärztlichen Untersuchung | |
mussten, da der dringende Verdacht von Vorspielung falscher Tatsachen | |
vorliege. Das Gericht hatte eigentlich eine Frist bis Dienstag, 12 Uhr | |
gesetzt. Von den vier Amtsärzt*innen ist eine erkrankt, sodass nur drei | |
Personen die Begutachtungen durchführen können. Einer davon ist Dr. Frank | |
Kuhn-Dietz, der sich von der gerichtlichen Vorgabe keinesfalls stressen | |
lässt. | |
taz.de: Herr Kuhn-Dietz, Sie hatten also bis um 12 Uhr Zeit, gemeinsam mit | |
Ihren Kolleg*innen die Arbeitsunfähigkeit der über 90 Feuerwehrleute zu | |
prüfen. War die Vorgabe überhaupt realistisch gesetzt? | |
Frank Kuhn-Dietz: Nein, das war in keinster Weise realistisch. Wir sind zu | |
dritt und eine Begutachtung eines Feuerwehrbeamten auf eventuelle | |
psychische Probleme dauert mindestens 30, eher 45 Minuten, teilweise 60 | |
Minuten. Wir sind gestern zu dritt in der Lage gewesen, 25 Begutachtungen | |
durchzuführen und machen heute genau so weiter. Bis heute Mittag werden wir | |
dann auf etwa 36 untersuchte Personen kommen. Das werden wir dann genau so | |
der Landeshauptstadt Saarbrücken mitteilen, den Auftrag haben wir ja von | |
dort. Es wird dann wahrscheinlich mindestens bis Donnerstag dauern, eher | |
noch in die nächste Woche hinein, bis wir alle Personen begutachtet haben. | |
Was halten Sie denn von der Anordnung des Verwaltungsgerichts? | |
Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Da müssen Sie sich an Frau | |
Messinger wenden. Das ist die entsprechende Amtsleiterin von der | |
Landeshauptstadt Saarbrücken beim Personalamt. Sie hat den Auftrag, also | |
den Beschluss des Gerichts, bekommen und an uns weiter gegeben. Wir sind | |
für die Feuerwehrbeamten in gesundheitlicher Hinsicht verantwortlich. | |
Beamtenrechtlich ist das dann also vollkommen klar für uns, dass wir das | |
machen. | |
Wie gehen Sie generell vor, wenn Sie die Arbeitsunfähigkeit einer Person | |
überprüfen? | |
Wir laden die Personen im Stundentakt ein. Dann wird exploriert und es wird | |
sich alles angehört. Am Ende wird dann ein entsprechendes Resultat von uns | |
festgehalten. Wir werden dann wahrscheinlich morgen vormittag die ersten | |
Sachen schreiben lassen und das an die Landeshauptstadt schicken. | |
Und was haben Sie bisher entschieden? Sind die Feuerwehrleute | |
arbeitsunfähig? | |
Darüber darf ich keine Auskunft geben. | |
Ist man auch arbeitsunfähig, wenn eine psychische Belastung vorliegt, wenn | |
also, wie in diesem Fall der Chef so einen psychischen Druck ausübt, dass | |
man sich krank schreibt, nur weil er zurück in die Dienststelle kehrt? | |
Natürlich, psychisch krank ist auch krank. Ob das eine körperliche | |
Erkrankung ist oder eine psychische, das ist vollkommen gleichwertig. | |
Hatten Sie schon einmal einen Fall wie diesen? | |
So etwas gab es noch nie. Das ist für uns absolutes Neuland und ich bin | |
seit über 30 Jahren im Amt. Wir arbeiten das jetzt ab, aber eben mit der | |
entsprechenden Zeit, die man für so etwas benötigt. Das heißt, wir machen | |
das absolut seriös und ordentlich. | |
16 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Hanna Lohoff | |
## TAGS | |
Feuerwehr | |
Gericht | |
Online-Petition | |
Schnupfen | |
Studentische Hilfskräfte | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Geldstrafe für Fridays-for-Future-Streik: Petition gegen Disziplinarverfahren | |
Eine Petition will schulpflichtigen Fridays-for-Future-Streikenden die | |
Sorge um Fehlzeiten und Bußgelder nehmen. Auch Eltern wollen helfen. | |
Kolumne Fremd und befremdlich: Lügen geht immer | |
Ein Hamburger Unternehmen bietet Krankschreibungen bei Erkältung per | |
Whatsapp an. Ist das eine gute Alternative zum Arztbesuch? | |
Tarifkonflikt an Berliner Hochschulen: Man redet wieder miteinander | |
Nach längerer Unterbrechung legen die Arbeitgeber ein neues Angebot vor. | |
Der Streik geht dennoch weiter, denn wichtige Details sind noch offen. |