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# taz.de -- Französischer Gynäkologen-Verband: Ärzte drohen mit Abtreibungsb…
> Französische GynäkologInnen nutzen einen Abtreibungsstreik als
> Druckmittel auf die Politik. MinisterInnen kritisieren das scharf.
Bild: Eine junge Frau in Toulouse fordert „Schwangerschaftsabbrüche für all…
Berlin taz | Von einem ethischen Tiefschlag ist die Rede, von Erpressung,
gar von einer Geiselnahme. Was französische PolitikerInnen und
feministische Organisationen momentan so entsetzt, ist eine [1][Drohung des
Gynäkologenverbandes Syngof]. Der hatte kürzlich erklärt, keine
Abtreibungen mehr durchführen zu wollen – als Druckmittel.
Die etwa 1.600 Mitglieder des Verbandes wollen auf einen angeblichen
Missstand aufmerksam machen: [2][Wie der Guardian berichtet], stünde ihrer
Ansicht nach zu wenig Geld für KollegInnen zu Verfügung, die wegen
medizinischer Fehler Schadenersatz zahlen müssten.
Gesundheitsministerin Agnès Buzyn verurteilte die Aktion aufs Schärfste.
[3][In einer Pressemitteilung] schrieb sie von einer „Geiselnahme“ der
Frau. Sie betonte, dass es in keinem Fall akzeptabel sei, auf diese Art und
Weise Verhandlungen über eine Sache zu erzwingen, der sich ihr Ministerium
längst angenommen habe.
Ein französischer Zusammenschluss von ÄrztInnen, ähnlich der deutschen
Bundesärztekammer, pflichtete Buzyn bei. Was die Gynäkologen vorhätten,
gehe gegen alle medizinische Ethikregeln. Gleichstellungsministerin Marlène
Schiappa nannte das Vorgehen laut Guardian eine „inakzeptable Erpressung“.
Überall auf der Welt würden Frauenrechte bedroht – „manchmal von
Regierungen, manchmal aber auch von Interessengruppen,
Nichtregierungsorganisationen oder Verbänden“.
## Vorsitzender hatte Abbrüche als „Mord“ bezeichnet
Was den sogenannten Abtreibungsstreik besonders brisant macht, sind die
Positionen des Vorsitzenden Bertrand de Rochambeau. In einem
Fernsehinterview im vergangenen Herbst hatte er Schwangerschaftsabbrüche
als Mord bezeichnet. Seiner Meinung nach sei kein Mediziner bereit, „ein
Leben zu beenden“. Dass Syngof als Repressalie ausgerechnet
Schwangerschaftsabbrüche boykottiert und nicht andere gynäkologische
Leistungen, scheint die Moralvorstellungen einiger seiner Anhänger
widerzuspiegeln.
Syngof richte sich gegen den „bedingungslosen Respekt vor dem Recht auf
Abtreibung“, das in ihrem Land garantiert sei und werfe zudem ein
schlechtes Licht auf den Berufsstand, teilte die Gesundheitsministerin mit.
In Frankreich ist Abtreibung anders als in Deutschland bis zur zwölften
Woche nicht nur straffrei, sondern legal. Der Schwangerschaftsabbruch gilt
als Frauenrecht und kann ohne Angabe von Gründen eingefordert werden.
Seit 2014 gibt es eine Bedenkzeit zwischen Arzttermin und Abbruch nur noch
für Minderjährige. ÄrztInnen, die eine Abtreibung aus Gewissensgründen
nicht durchführen möchten, sind verpflichtet für den Eingriff eine andere
Praxis zu empfehlen. Strafbar sind auch sogenannte „Pro-Life-Kampagnen“, in
denen mit schockierenden Darstellungen, gefälschten Erfahrungsberichten und
Gesundheitsrisiken, die es gar nicht gibt, vor Abbrüchen gewarnt wird.
Auf Twitter hagelte es für Syngof Mittelfinger- und Kotzemojis. Der Verband
habe jegliche Glaubwürdigkeit verloren, [4][heißt es da]. [5][Ein anderer
Nutzer schreibt], dass der Abtreibungsstreik zeige, inwieweit eine
Gesellschaft bereit sei, Frauenrechte zu missachten. Und für Userin
Caroline ist er ein guter Grund, [6][die Feststelltaste gedrückt zu
halten]. Denn: „DIE GEBÄRMUTTER IST KEIN VERHANDLUNGSINSTRUMENT.“
15 Mar 2019
## LINKS
[1] https://twitter.com/search?q=%23syngof&src=typd
[2] https://www.theguardian.com/world/2019/mar/14/french-gynaecologists-union-t…
[3] https://twitter.com/agnesbuzyn/status/1105863289886724098
[4] https://twitter.com/MHLahaye/status/1106183068874874881
[5] https://twitter.com/romaincolas/status/1105870957409914886
[6] https://twitter.com/carolinedehaas/status/1105895811085451266
## AUTOREN
Leonie Gubela
## TAGS
Schwerpunkt Abtreibung
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