# taz.de -- Kommentar Urteil El Chapo: Niemand will Dreck aufwirbeln | |
> Ein Drogenboss wird weggesperrt. Doch an die mafiösen Strukturen wagen | |
> sich weder die US- noch die mexikanischen Behörden. | |
Bild: El Chapo ist weggesperrt, aber das Kartell operiert weiter ungestört | |
[1][Joaquín „El Chapo“ Guzmán] wurde in allen Anklagepunkten schuldig | |
gesprochen. Das ist die gute Nachricht, die gestern aus einem New Yorker | |
Gericht verlautete. Denn der Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells ist | |
für Massenmorde, Folterungen und andere schwere Verbrechen verantwortlich. | |
Mit diesem Urteil ist ein erster Schritt getan. Nun müsste der zweite | |
erfolgen, um seiner Organisation ein Ende zu setzen. Damit Guzmáns Kartell | |
agieren kann, braucht es ein umfangreiches Netzwerk von korrupten Helfern: | |
Politiker, Polizisten, Militärs, legale Unternehmen und Banken. Ohne sie | |
lassen sich keine Tonnen von Heroin herstellen, transportieren und über die | |
US-Grenze schmuggeln. Und ohne sie kann man auch keine Milliardenumsätze in | |
„sauberes Geld“ waschen. | |
Zeugen haben Hinweise auf die Helfer gegeben: Von der mexikanischen | |
Generalstaatsanwaltschaft, hohen Militärs und einem langjährigen Minister | |
für Innere Sicherheit war die Rede. Zwei ehemalige Präsidenten, unter ihnen | |
[2][Enrique Peña Nieto], sollen Millionengelder von den Drogenbossen | |
kassiert haben. Auch US-Beamten sind nach dem, was im Prozess zu erfahren | |
war, tief in das Geschäft verstrickt. | |
Vieles deutet aber daraufhin, dass Strafverfolgungsbehörden beider Staaten | |
hier bewusst nicht weiter ermitteln wollen. Nicht auszuschließen ist, dass | |
das eine Bedingung war, unter der Peña Nieto Guzmán 2017 an die USA | |
auslieferte. Genau da liegt das Problem: Niemand will Dreck aufwirbeln. | |
Wollte die US-Regierung tatsächlich den Drogenmarkt bekämpfen, müsste sie | |
gegen ihre in kriminelle Machenschaften involvierten Beamten vorgehen. Und | |
will der neue mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador ersnthaft | |
mit der Gewalt der Mafia Schluss machen, müssen seine Strafverfolger die | |
Informationen aus dem Prozess aufgreifen und die Verantwortlichen | |
konsequent verfolgen. Nur dann ist das Urteil gegen Guzmán ein Schritt, um | |
den Terror der organisierten Kriminalität tatsächlich zu beenden und nicht | |
nur einen einzelnen Akteur wegzusperren. Ein Chef ist im | |
[3][Sinaloa-Kartell] sofort ersetzbar, das Schmuggeln, Foltern und Morden | |
geht auch ohne ihn weiter. | |
13 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Mexikanischer-Drogenboss-El-Chapo/!5545061 | |
[2] /Kommentar-Mexikos-Drogenbaron/!5265024 | |
[3] /Mexiko-und-der-Drogenkrieg/!5550780 | |
## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
## TAGS | |
El Chapo | |
Mexiko | |
Drogenkartell | |
Sinaloa-Kartell | |
El Chapo | |
El Chapo | |
Mexiko | |
El Chapo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Strafmaß für Joaquín Guzmán verkündet: „El Chapo“ bekommt Lebenslang p… | |
Der frühere Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells wird den Rest seines | |
Lebens im Gefängnis verbringen. Ein US-Gericht verkündete das Strafmaß. | |
Prozess in New York gegen „El Chapo“: Bis zum Tod im Gefängnis | |
In allen Anklagepunkten schuldig: Der Prozess gegen den mexikanischen | |
Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán ließ von Heldenverklärung nichts | |
übrig. | |
Mexiko und der „Drogenkrieg“: 150.000 Opfer und ein „weiter so“ | |
Die USA halten daran fest, ihr eigenes Drogenproblem durch ein | |
militärisches Vorgehen in Mexiko lösen zu wollen. Die Folgen sind fatal. | |
Mexikanischer Drogenboss „El Chapo“: Kleiner Mann – was nun? | |
Als Bauernsohn geboren, wurde er mit dem Drogenhandel Milliardär. Nun steht | |
„El Chapo“ vor Gericht. Mexikanische Politiker zittern. |