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# taz.de -- DFB-Amateurkongress in Kassel: Bühnen-Bonbon zur Beruhigung
> Beim DFB-Amateurkongress soll es um Infrastruktur- und Nachwuchsprobleme
> gehen. Nach dem Spesenskandal ist die DFB-Spitze wenig glaubwürdig.
Bild: Muss der DFB sich im Amateurbereich neu ausrichten?
Frankfurt/M. taz | Christian Broßmann kennt sich aus mit Sorgen und Nöten
im deutschen Fußball. Als Kleinfeldkoordinator und Jugendleiter bei F.C.
Hertha 03 Zehlendorf ist „Kiki“, wie ihn alle nennen, für allein 56
Jugendmannschaften zuständig. Es würden noch viel mehr sein, wenn es im
Berliner Süden mehr Spielflächen gäbe.
„Wir könnten in den jüngeren Jahrgängen mit 14 Teams spielen, aber uns
fehlen die Plätze“, sagt der 48-Jährige. Der wegen seiner exzellenten
Talentförderung bundesweit bekannte Fußballverein mit seinen 2.000
Mitgliedern ist längst an Kapazitätsgrenzen gestoßen. In der Hauptstadt hat
sich die Situation fast dramatisch verschärft: Es kann nicht mehr jeder
Fußball spielen, der Fußball spielen will.
Der Schuh drückt so gewaltig, dass der Präsident des Deutschen
Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, zuletzt wiederholt die 5.000 in der
Hauptstadt auf einen Vereinsbeitritt wartenden Kinder erwähnt hat, um auf
den Bedarf einer verbesserten Infrastruktur zu verweisen. Im Zuge der
Ausrichtung der EM 2024 will er Städte und Kommunen animieren, mehr für den
Sportstättenbau zu tun.
Der Vereinsfußball spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wider: hier die
Ballungsgebiete, die dem Bevölkerungsdruck und Flächenbedarf kaum gewachsen
sind; dort die ländlichen Räume, in denen die schönsten Rasenplätze
mitunter verlassen wirken, weil Dorfvereine nur noch mit
Spielgemeinschaften über die Runden kommen. Nachwuchsprobleme sind an
Geburtenzahlen abzulesen.
## 286 Teilnehmer und fünf Kernthemen
Der DFB bekommt gesellschaftliche Probleme besonders zu spüren, weil unter
seinem Dach mehr als sieben Millionen Mitglieder organisiert sind. Vom 3.
Amateurfußball-Kongress von Freitag bis Sonntag in Kassel erhofft man sich
Lösungsansätze.
286 Teilnehmer sind aufgefordert, zu fünf Kernthemen – Vereinsfußball 2024,
Rahmenbedingungen, Verbandsentwicklung, Qualifizierungsangebote und
Digitalisierung – Erfahrungen und Empfehlungen zu erörtern. Zusätzlich sind
noch Satellitenkongresse aus sieben Landesverbänden mit weiteren 163
Vertretern zugeschaltet, sodass insgesamt 180 Amateurvereine eine Stimme
haben.
Der für die Amateure zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch hofft, dass
der Kongress nicht nur „eine Bestandsaufnahme zur Lage des Amateurfußballs
im Jahr 2019 liefert, sondern vor allem auch eine Aufbruchstimmung
verbreitet“. Und Koch mahnt: „Das veränderte Freizeitverhalten erfordert,
unsere Sportart, die in den Zeiten von Turnvater Jahn entstand, neu
aufzustellen.“
## „Unsere Amateure. Echte Profis“
Weil Profis und Amateure wieder enger verzahnt werden sollen, sprechen
Bundestrainer Joachim Löw und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am
Sonntag auf einer Talkrunde. Aber wird mit diesem Bühnen-Bonbon für die
Delegierten die Kluft zwischen denen wenigen da oben und jenen vielen da
unten wirklich geschlossen?
Die Veröffentlichungen des Spiegel ü[1][ber großzügige Spesenabrechnungen
der leitenden Angestellten] haben den Eindruck verstärkt: Die einen lassen
sich auf Verbandskosten Wodka Belvedere schmecken, die anderen müssen an
allen Ecken und Enden sparen. Gift für die Glaubwürdigkeit, wenn
DFB-Kampagnen bezeugen wollen: „Unsere Amateure. Echte Profis.“
Während in der Vergangenheit beinahe regelmäßig außerordentliche Bundestage
einberufen werden müssen, weil der Verband unruhige Zeiten erlebt,
Stichwort WM-Skandal, liegt die letzte Zusammenkunft der Amateure auf
dieser Ebene sieben Jahre zurück.
22 Feb 2019
## LINKS
[1] http://www.spiegel.de/plus/dfb-verprasst-geld-und-gefaehrdet-existenz-des-v…
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Deutscher Fußballbund (DFB)
Amateurfußball
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