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# taz.de -- Mähroboter gefährden Igel: Darf man nachts Rasen mähen?
> Eine Petition fordert ein nächtliches Einsatzverbot für Mähroboter, weil
> sie Igel verletzen. Hersteller sehen jedoch keinen Grund zu handeln.
Bild: Immer wieder treffen Igel bei ihren Nachtwanderungen auf Mähroboter
Berlin taz | Wittert ein Igel Gefahr, läuft er nicht weg. Er kugelt sich
zusammen und streckt dem Angreifer die Stacheln entgegen. Was vor
natürlichen Feinden schützt, kratzt aber einen selbstmähenden Rasenroboter
nicht – die Tiere werden überrollt oder von den Klingen erfasst.
Eine Petition soll nun dafür sorgen, dass die nachtaktiven Igel ihre Ruhe
vor den Mährobotern haben: sie fordert ein Einsatzverbot von 17 bis 7 Uhr.
Initiatorin ist Michaela Kleinsorge von der Igelhilfe Rostock, deren
einzige Aktive sie ist. Jedes Jahr würden etwa 60 Igel aus ganz Rostock bei
ihr abgegeben, erzählt sie. Seit vor sechs Jahren der erste angeschlagene
Igel durch ihren Garten torkelte, nimmt Kleinsorge sich der Tiere an:
verarzten, aufpäppeln, freilassen.
In den letzten Jahren seien immer häufiger Igel mit Schnittverletzungen bei
ihr abgegeben worden, erzählt Kleinsorge. Die gruseligsten Fotos von
verletzten Igeln hat sie auf ihrer Website gesammelt.
## Kritik von der Stiftung Warentest
Besonders für den Igel-Nachwuchs seien die Mähroboter gefährlich, sagt
Kleinsorge. Ein Modell hat sie selbst getestet: Sie verteilte Plüschtiere
und Wollsocken auf dem Rasen und ließ den Roboter auf sie los. Trotz
Sensoren habe das Gerät nicht gestoppt.
Rasenmähen ohne Rückenprobleme: Besonders für Senior*innen mit großem
Garten sind Mähroboter verlockend. Wer sie benutzt, weiß häufig gar nichts
von den möglichen Folgen. Doch auch bei der Stiftung Warentest schneiden
die Geräte schlecht ab: Keines von den acht getesteten Geräten erreicht
mehr als ein „befriedigend“ – wegen Unfallgefahr.
Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern
hat Kleinsorge bereits auf ihrer Seite, die Petition läuft aber schleppend:
In einer Woche seit dem Start haben gut 1.000 Unterstützer*innen
unterschrieben. „Bis jetzt ist die Zahl der getöteten Igel begrenzt“, sagt
sie, erwartet jedoch einen Anstieg.
## Kein Warnhinweis schützt die Igel
Denn der Markt für Mähroboter wächst, das bestätigen führende Hersteller
wie Bosch, Honda und Robomow. „Uns ist kein einziger Fall von verletzten
Igeln bekannt“, sagt Stefanie Schäfer von Bosch. Einen Grund, mehr
Verantwortung für Igelschutz zu übernehmen, sieht sie nicht. In den
Sicherheitshinweisen würde Bosch auf mögliche Gefahren hinweisen, darüber
hinaus sei der Verbraucher in der Verantwortung.
Tatsächlich wird in der Gebrauchsanweisung gewarnt: Nicht mähen, wenn
Kinder und Haustiere im Garten sind. Von anderen Tieren ist nicht die Rede.
Kleinsorge fordert einen verpflichtenden Warnhinweis. In zwei Wochen hat
die Rostocker Igelretterin einen Termin beim Landesumweltministerium, um
ihr Anliegen loszuwerden. Dass ein Nachtverbot durchgesetzt wird, glaubt
sie nicht.
Noch igelfreundlicher, als tagsüber zu mähen, wäre es sowieso, das Gras
einfach wachsen zu lassen. In hohen Halmen suchen die Tiere gerne Schutz
und finden Insekten, die sie essen können. Warum wir es ausgerechnet dem
Igel gemütlich machen sollten, liegt auf der Hand: Er steht nicht nur
unter Naturschutz, sondern hat auch gelegentlich mal einen Schwips von
Fallobst und ist laktoseintolerant. Fast wie wir also.
20 Feb 2019
## AUTOREN
Jolinde Huechtker
## TAGS
Tierschutz
Milchbude
Schlachthof
Insektensterben
Julia Klöckner
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