# taz.de -- Südtirols gespaltene Rechtsparteien: Zwischen Tracht und Tricolore | |
> Bei der Landtagswahl in Südtirol werden rechte Parteien hohen Zulauf | |
> haben. Eine gemeinsame Linie haben sie nicht, dafür gute Kontakte in die | |
> EU. | |
Bild: Südtirol vor der Landtagswahl: Die europaskeptische Lega könnte stark a… | |
BERLIN taz | Dieses Bild steht unmissverständlich für den Zwiespalt unter | |
Südtirols Rechten: Anfang Oktober stehen zwei Männer vor dem Haus eines | |
Parteimitglieds der Südtiroler Freiheit im Passeiertal. Sie umklammern | |
eines der Wahlplakate der Casa Pound, gegen die Südtirols Landeshauptmann | |
Arno Kompatscher [1][bereits die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat.] | |
„Südtirol reinigen“ steht darauf in Großbuchstaben geschrieben, darüber … | |
Foto der Landesregierung, unten Geflüchtete. Hinter den Männern: die | |
Fassade des Hauses, dekoriert mit dem Tiroler Adler, der weiß-roten Tiroler | |
Fahne und dem „Süd-Tirol ist nicht Italien“-Slogan, der Partei Südtiroler | |
Freiheit. | |
Sowohl die Casa Pound als auch die Südtiroler Freiheit werden bei der | |
Landtagswahl am Sonntag auf die Stimmen der rund 424.000 wahlberechtigten | |
Südtiroler hoffen. 14 verschiedene Parteien kandidieren – die Hälfte davon | |
steht politisch rechts. Während die Parteien Forza Italia, Lega, L’Alto | |
Adige nel Cuore und die Casa Pound auf die Stimmen der italienischen | |
Rechtswähler hoffen, buhlen die Freiheitlichen, die Südtiroler Freiheit und | |
die Bürger Union, vorrangig um die Stimmen der deutschsprachigen | |
Südtiroler. | |
Ein Blick auf die Wahlprogramme der Rechtsparteien zeigt: bei Themen wie | |
Steuern und Migration fahren sowohl die italienische als auch deutsche | |
Rechte eine ähnliche Linie. So heißt es im Programm der Freiheitlichen: | |
„Migration braucht Kontrolle – Damit Südtirol Heimat bleibt“, bei der | |
Partei L’Alto Adige nel Cuore: „Glaubst du, dass auch du das Recht hast, | |
dich sicher zu fühlen? Gegen unkontrollierte Einwanderung.“ | |
Die Politiker beider Sprachen liebäugeln zudem mit Vertretern anderer | |
europäischer Rechten. Erst im August nutzte AfD-Chefin Alice Weidel ihren | |
Südtirolurlaub, um sich mit den Freiheitlichen auszutauschen. Die als | |
ausländerfeindlich geltende Lega ist auf EU-Ebene mit dem französischen | |
Front National und den österreichischen Freiheitlichen verbündet. | |
Untereinander geben sich Südtirols Rechtspolitiker harmonisch, posieren auf | |
Volksfesten Arm in Arm für die Presse. | |
Aber Südtirols Rechte ist gespalten. So fordern die deutschen | |
Rechtsparteien eine Abstimmung über die Loslösung von Italien. Entweder als | |
unabhängiger Freistaat, wie es im Programm der Freiheitlichen und der | |
Südtiroler Freiheit heißt oder wiedervereint mit Nord- und Osttirol, ganz | |
im Sinne der Bürger Union Südtirol. Im Gegensatz dazu zeigten sich | |
italienische Rechtsparteien oft alles andere als autonomiefreundlich. | |
Michaela Biancofiore von der Forza Italia sagte im Jahr 2013, dass die | |
Südtiroler den Faschisten dankbar für die Einführung der | |
Kanalisationssysteme sein sollten. Sie bezeichnete Südtirol mehrfach als | |
ein Problem für Italien und warnte vor zu viel Autonomie. Kürzlich sprach | |
sich der italienische Innenminister und Lega-Politiker Matteo Salvini gegen | |
einen österreichisch-italienischen Doppelpass für die Südtiroler aus. Auch | |
einen Freistaat Südtirol lehnen sie ab. | |
Ein weiterer Zwist zwischen den Parteien war die Benennung des Platzes in | |
Bozen, auf dem das faschistische Siegesdenkmal steht. Im Jahr 2002 stimmte | |
die Bozener Bevölkerung für „Siegesplatz“ anstelle von „Friedensplatz�… | |
Referendum ging eine Hetzkampagne voraus, die von italienischen | |
Rechtsparteien angeführt wurde. Heute missbrauchen die Neofaschisten der | |
Casa Pound den Platz für ihre Veranstaltungen. | |
Der Politologe Günther Pallaver rechnet mit Erfolgen für die italienischen | |
Rechtsparteien. Allen voran die europaskeptische Lega und die | |
neofaschistische Casa Pound. Letztere könnte sogar erstmals ein Mandat im | |
Südtiroler Landtag bekommen. | |
20 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/ArnoKompatscher/status/1046775998841274368 | |
## AUTOREN | |
Irina Angerer | |
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